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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten
Autoren: George R. R. Martin
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ein Energiewagen ist schwerfällig und langsam, und die Straße vom Schwert-Tal hierher war länger und hügeliger.
    Überall waren Jaenshi. Die Lichtung wies kein Gras mehr auf und war doppelt so groß, als neKrol sie von seinem letzten Besuch im Vorfrühling her in Erinnerung hatte. Trotzdem füllten die Jaenshi jeden Fleck, saßen auf dem Boden, starrten das Becken und den Wasserfall an, alle stumm, zusammengedrängt, so daß kein Platz blieb, zwischen ihnen hindurchzugehen. Die anderen saßen darüber, ein Dutzend in jedem Obstbaum, und manchevon den Kindern waren sogar zu den höheren Ästen hinaufgestiegen, wo gewöhnlich allein die Pseudoaffen zu finden waren.
    Auf dem Stein in der Mitte des Beckens, mit dem Wasserfall im Hintergrund, drängten sich die Sprecher um die Pyramide der Wasserfall-Leute. Sie standen dicht beieinander, und jeder preßte die Handflächen auf die Pyramide. Einer, mager und zerbrechlich, saß auf den Schultern eines anderen, um sie ebenfalls berühren zu können. neKrol versuchte sie zu zählen und gab es auf; die Gruppe war zu dicht zusammengedrängt, eine verschwommene Masse von grauen Fellarmen und goldenen Augen. Die Pyramide war ihr Mittelpunkt, schwarz und unbewegt wie immer.
    Die Bittere stand im Becken, das Wasser reichte ihr über die Fußknöchel. Sie stand der Menge gegenüber und kreischte sie an, ihre Stimme seltsam anders als die weichen Jaenshi-Stimmen; mit ihrem Halstuch und den Ringen wirkte sie ganz fehl am Platze, absurd. Während sie schrie, schwenkte sie die Laserwaffe, die sie mit einer Hand umklammerte. Wild, leidenschaftlich, hysterisch, erklärte sie den versammelten Jaenshi, daß die Stahlengel kämen, daß sie sofort gehen müßten, daß sie sich zerstreuen und in den Wald gehen sollten, um sich am Handelsstützpunkt wieder zu treffen. Immer und immer wieder sagte sie es.
    Aber die Clans waren starr und stumm. Niemand antwortete, niemand hörte zu. Im hellen Tageslicht beteten sie.
    neKrol zwängte sich zwischen ihnen hindurch, trat hier auf eine Hand, dort auf einen Fuß, konnte kaum einen Stiefel auf den Boden setzen, ohne Jaenshi-Glieder zu zertreten. Er stand neben der Bitteren, die noch immer wild gestikulierte, bis ihre bronzenen Augen ihn sahen. Dann verstummte sie.
    »Arik«, sagte sie, »die Engel kommen, und sie hören nicht zu.«
    »Die anderen«, keuchte er. »Wo sind sie?«
    »In den Bäumen«, erwiderte die Bittere mit einer undeutlichen Geste. »Ich habe sie auf die Bäume geschickt. Heckenschützen, Arik, wie wir sie an deiner Wand gesehen haben.«
    »Bitte«, sagteer, »kommt mit mir zurück, laßt sie allein, laßt sie.« hast es ihnen gesagt. Ich habe es ihnen gesagt. Was auch immer geschieht, es ist ihr Werk, es ist die Schuld ihrer unsinnigen Religion.«
    »Ich kann nicht gehen«, antwortete die Bittere. Sie schien verwirrt zu sein, wie so oft, wenn neKrol sie am Stützpunkt befragt hatte. »Es scheint, als sollte ich es, aber ich weiß auf irgendeine Weise, daß ich hier bleiben muß. Und die andren würden nie gehen, selbst wenn ich es täte. Sie fühlen es viel stärker. Wir müssen hier sein, um zu kämpfen, um zu sprechen.« Ihre Lider zuckten. »Ich weiß nicht, warum, Arik, aber wir müssen.«
    Und bevor neKrol etwas erwidern konnte, kamen die Stahlengel aus dem Wald.
    Zuerst waren es fünf, weit auseinandergezogen, dann kamen noch einmal fünf. Alle zu Fuß und in Uniformen, deren geflecktes Dunkelgrün mit dem Laub verschmolz, so daß nur das Glitzern der Stahlnetzgürtel und Kampfhelme hervorstach. Einer von ihnen, eine hagere, blasse Frau, trug einen hohen, roten Kragen; alle hatten sie Handlaser gezogen.
    »Sie!« schrie die blonde Frau, deren Blick Arik sofort erfaßte, welcher die Machete nutzlos in der Hand hielt.
    »Sprechen Sie mit diesen Tieren! Sagen Sie ihnen, daß sie fort müssen! Sagen Sie ihnen, daß keine Jaenshi-Ansammlung dieser Größe östlich der Berge auf Befehl des Proktors Wyatt und des bleichen Kindes Bakkalon erlaubt ist. Sagen Sie ihnen das!« Und dann sah sie die Bittere und zuckte zusammen. »Und nehmen Sie den Laser aus der Hand dieser Kreatur, bevor wir euch beide niedersengen!«
    Zitternd ließ neKrol die Machete aus schlaffen Fingern ins Wasser fallen.
    »Sprecherin, laß die Waffe fallen«, sagte er auf Jaenshi, » bitte. Wenn du hoffst, jemals die fernen Sterne zu sehen, laß den Laser fallen, meine Freundin, mein Kind, in diesem Augenblick. Und wenn Ryther kommt, werde ich dich mit nach
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