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Lieder von Sternen und Schatten

Lieder von Sternen und Schatten

Titel: Lieder von Sternen und Schatten
Autoren: George R. R. Martin
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und mit dem über die Schultern gehängten Lasergewehr ganz unjaenshihaft wirkend, einen grellblauen Schal aus Flitzerseide um den Hals und dicke Glühsteinringe an allen ihren acht Fingern. Die anderen Exilanten, bis auf die beiden, die hochschwanger waren, standen um sie herum. Einer von ihnen hatte den Laser in der Hand, die übrigen trugen Köcher und Energiebogen. Das war der Einfall der Bitteren gewesen. Ihr neugewählter Partner lag auf einem Knie und keuchte; er war den ganzen Weg vom Ring-aus-Stein hierher gerannt.
    »Nein, Arik«, sagte die Sprecherin mit zornigen Augen. »Deine Laser sind nach eurer Berechnung einen Monat überfällig. Jeden Tag warten wir, und die Stahlengel zerstören immer mehr Pyramiden. Bald werden sie wieder Kinder hängen.«
    »Sehr bald«, sagte neKrol. »Sehr bald, wenn ihr sie überfallt. Wo ist eure Hoffnung auf einen Sieg? Euer Beobachter sagt, daß sie mit zwei Trupps und einem Energiewagen erscheinen – könnt ihr sie mit zwei Lasergewehren und vier Energiebogen aufhalten? Habt ihr hier denken gelernt oder nicht?«
    »Ja«, sagte die Sprecherin, aber sie bleckte dabei die Zähne. »Ja, aber darauf kann es nicht ankommen. Die Clans wehren sich nicht, also müssen wir es tun.«
    Ihr Partner sah zu neKrol auf, immer noch auf einem Knie.
    »Sie ... sie marschieren auf den Wasserfall zu«, sagte er schweratmend.
    »Der Wasserfall!« wiederholte die Bittere. »Seit dem Tod des Winters haben sie mehr als zwanzig Pyramiden zerstört, Arik, und ihre Energiewagen haben den Wald niedergerissen, und von ihrem Tal bis zum Flußland verunstaltet eine große, staubige Straße den Boden. Aber sie haben in diesem Frühling noch keinem Jaenshi etwas getan, sie haben sie laufen lassen. Und alle diese Clans ohne einen Gott sind zum Wasserfall gegangen. Bald wird der Heimatwald der Wasserfall-Leute nackt und leergegessen sein. Ihre Sprecher sitzen beim alten Sprecher, und der Wasserfall-Gott nimmt sie vielleicht auf, vielleicht ist er ein großer Gott. Ich verstehe nichts von diesen Dingen. Aber ich weiß, daß der kahle Engel jetzt von den zwanzig Clans erfahren hat, die beieinander sind, von einer Ansammlung von einem halben Tausend Jaenshi-Erwachsenen, und er führt einen Energiewagen gegen sie. Wird er sie diesmal so leicht davonkommen lassen? Sich mit einer geschnitzten Figur begnügen? Werden sie gehen, Arik, werden sie einen zweiten Gott so leicht aufgeben wie den ersten?« Die Sprecherin sah ihn an. Ihre Lider zuckten. »Ich fürchte, sie werden sich mit ihren albernen Klauen wehren. Ich fürchte, der kahle Engel wird sie aufhängen, selbst wenn sie sich nicht wehren, weil so viele auf einmal ihm verdächtig erscheinen müssen. Ich fürchte vieles und weiß wenig, aber ich weiß, daß wir dort sein müssen. Du wirst uns nicht aufhalten, Arik, und wir können nicht mehr auf deine längst überfälligen Laser warten.« Und sie wandte sich den anderen zu und sagte: »Kommt, wir müssen laufen.«
    Sie waren im Wald verschwunden, bevor Arik neKrol auch nur schreien konnte, sie sollten bleiben. Fluchend ging er zur Kuppel zurück.
    Die beiden weiblichen Exilanten gingen gerade, als er hereinkam. Sie waren beide der Entbindung nahe, aber in den Händen trugen sie Energiebogen. neKrol blieb wie angewurzelt stehen.
    »Ihr auch?« sagte er wütend und funkelte sie an.
    »Wahnsinn, das ist der nackte Wahnsinn!«
    Sie sahen ihn mit stummen, goldenen Augen nur an und gingen an ihm vorbei zu den Bäumen.
    Im Inneren flocht er sein langes rotes Haar schnell zusammen, um nicht an den Ästen hängenzubleiben, zog ein Hemd an und hetzte zur Tür. Dann blieb er stehen. Eine Waffe, er brauchte eine Waffe! Er schaute sich erregt um und lief schwerfällig zu seinem Lagerraum. Die Energiebogen waren alle fort, sah er. Was dann, was nur? Er begann zu kramen und entschied sich endlich für eine Dural-Machete. Sie fühlte sich merkwürdig an in seiner Hand, und ich muß höchst unmartialisch und albern aussehen, dachte er, aber er hatte einfach das Gefühl, daß er irgend etwas mitnehmen mußte.
    Dann hastete er hinaus, zum Gebiet der Wasserfall-Leute.
    neKrol hatte Übergewicht und war untrainiert, das Laufen kaum gewöhnt, und der Weg war fast zwei Kilometer weit und führte durch üppigen Sommerwald. Er mußte dreimal stehenbleiben, um sich auszuruhen und die Stiche in seiner Brust abklingen zu lassen, und es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, bis er am Ziel war. Aber den Stahlengeln kam er doch zuvor;
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