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Liebling verzweifelt gesucht

Liebling verzweifelt gesucht

Titel: Liebling verzweifelt gesucht
Autoren: Bettina Eveline u Lemke Kosenbach
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furchtbar, Julia. Hast du schon nach ihm gesucht?«
    »Ja, natürlich. Ich bin ihm sofort hinterhergelaufen und habe stundenlang die ganze Umgebung nach ihm abgesucht. Ich habe gehofft, dass er noch irgendwo in der Nähe ist, vielleicht sogar von alleine wieder zurückkommt. Ich verstehe auch überhaupt nicht, warum er über den Zaun gesprungen ist. Er hatte es doch so gut bei mir.«
    Frau H. war entsetzt. Die Vorstellung, dass Sam irgendwo herumirrte, empfand sie als Albtraum. Sie wollte sofort zurück, um selbst nach ihm zu suchen. »Ich werde meinen Urlaub abbrechen«, sagte sie daher entschlossen. »Heute ist es für die Rückreise schon zu spät, aber morgen komme ich zurück.«
    »Ja, wahrscheinlich ist es das Beste«, sagte ihre Freundin kleinlaut.
    »Du kannst wirklich nichts dafür, Julia. Ich weiß,wie hoch dein Gartenzaun ist. Du konntest nicht damit rechnen, dass Sam es schafft, diese Hürde zu überwinden. Also mach dir bitte keine Vorwürfe! Das hätte jedem passieren können.«
    »Es ist lieb, dass du das sagst«, erwiderte Julia geknickt, »aber mir geht es sehr schlecht bei dem Gedanken, dass Sam irgendwo dort draußen frei herumläuft. Wenn wir nur wüssten, warum er weggelaufen ist. Er wird doch nicht etwa vor lauter Sehnsucht zu dir wollen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich werde mich jedenfalls gleich morgen mit der Vermisstenstelle des Tierheims in Verbindung setzen. Heute erreiche ich dort niemanden mehr. Wir können jetzt nur versuchen, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ihn möglichst bald wiederzufinden. Ich kenne meinen Sam. Er ist sehr schlau und wird sich schon nicht verlaufen. Vielleicht taucht er bald wieder bei dir auf«, sagte Frau H. mit fester Stimme. Sie wollte ihrer Freundin und auch sich selbst Mut zusprechen. Aber innerlich war sie verzweifelt. Sie hatte Angst, dass ihrem Hund etwas zustoßen würde.
    Am nächsten Morgen rief Frau H. mich in der Vermisstenstelle an und erzählte mir, was passiert war. Leider war Sam weder gechipt noch tätowiert. Ich riet ihr, zahlreiche Suchplakate in Oberammergau und Umgebung aufzuhängen. Außerdem sollte sie versuchen, ein Foto von Sam zusammen mit einem Suchaufruf in die Zeitungen zu bringen. Am Nachmittag des gleichen Tages rief Frau H. mich noch einmal an. Sie war sehr euphorisch und voller Hoffnung, denn sowohl die TZ als auch die AZ wollten in der nächsten Ausgabe einenBericht über Sam zusammen mit der Telefonnummer der Vermisstenstelle veröffentlichen.
    Am nächsten Tag waren die Artikel in den Zeitungen und bereits gegen Mittag riefen die ersten Leser bei mir an. Sie hatten den Collie-Mischling in Fürstenfeldbruck, circa 20 Kilometer von München entfernt gesehen. Die Luftlinie zwischen Oberammergau und Fürstenfeldbruck beträgt knapp 70 Kilometer. Es war unglaublich, wie weit Sam in den ersten beiden Tagen seit seinem Verschwinden gekommen war. Er musste fast ununterbrochen gelaufen sein. Und alles deutete darauf hin, dass er tatsächlich versuchte, den Weg nach Hause zu seinem Frauchen zu finden. Der schlaue Collie stellte mal wieder unter Beweis, über welch großartigen Orientierungssinn Hunde häufig verfügen. Leider war Sam sehr scheu und hatte sich weder durch gutes Zureden noch mit Futter anlocken lassen.
    Ich informierte Frau H., wo ihr Hund gesehen worden war. Sie fuhr umgehend dorthin und suchte den ganzen Tag intensiv nach Sam. Sie hielt sich noch bis spät in der Nacht in dem Bereich auf. Sie wollte vor Ort sein, falls neue Nachrichten über den Hund bei mir eingingen. Aber das Telefon blieb still.
    Tags darauf erhielt ich von Tierfreunden neue Informationen über den aktuellen Aufenthaltsort des Hundes. Ich leitete gleich alles an Frau H. weiter, die sich sofort ins Auto setzte und dorthin fuhr. Aber als sie am Sichtungsort ankam, war Sam schon wieder weitergelaufen.
    So ging das nun die nächsten Tage und Wochen. Ich bat die Anrufer, die Sam gesehen hatten, großräumig neue Suchplakate aufzuhängen, damit er bei der Bevölkerung nicht in Vergessenheit geriet. Es entstand eine regelrechte Plakatkette, und so waren wir dem Collie-Mischling zumindest immer dicht auf den Fersen.
    Die Suche zog sich mittlerweile bereits über fast neun Wochen hin. Sam musste extrem erschöpft sein. Offensichtlich versuchte er, nach Hause zu finden. Der größte Teil der Strecke lag längst hinter ihm, aber aus irgendeinem Grund brauchte er für den letzten Abschnitt sehr lange. Und jedes Mal, wenn Leute ihn anlocken wollten, suchte er
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