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Liebling verzweifelt gesucht

Liebling verzweifelt gesucht

Titel: Liebling verzweifelt gesucht
Autoren: Bettina Eveline u Lemke Kosenbach
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waren die Äste bereits sehr dünn und sie balancierte wacklig darauf herum. Auch für denBaumkletterer war es technisch schwierig, sich in dem dünnen Geäst zu bewegen, ohne sich selbst einem zu großen Risiko auszusetzen. Er schob sich im Zeitlupentempo bis auf etwa zwei Meter an Esmeralda heran und hielt inne. Er sah, wie unsicher ihr Halt war. Mit zitternden Beinen und weit aufgerissenen Augen stand sie auf den wippenden Zweigen. Vorsichtig drückte er sich noch etwas höher hinauf und streckte einen Arm nach dem Kätzchen aus. In diesem Moment verlor es das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe. Der Kletterer konnte nur noch »Vorsicht, Katze fällt!« nach unten rufen, um die anderen zu warnen.
    Esmeralda fiel ungebremst nach unten und hatte großes Pech. Sie landete nicht in einem der aufgespannten Netze oder auf einer Matratze, sondern segelte ausgerechnet durch eine Lücke des Sicherheitssystems, die die Familie übersehen hatte. Hart schlug sie auf einem Plastikeimer auf, der unter dem Baum stand. Entsetzt eilten die L.s zu ihr hin. Sie lag apathisch da, aus ihrem Mund quoll Blut, aber sie lebte. Ihre Besitzer brachten sie sofort in die Tierklinik. Dort sagte man ihnen, sie müssten bis zum nächsten Tag warten. Erst dann könne man etwas über den Gesundheitszustand des Kätzchens sagen.
    In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich dachte an Esmeralda und hoffte das Beste für sie. Bereits während der Rettungsaktion hatte ich von meinem Büro im Tierheim aus intensiv mitgefiebert. Am Abend war Herr B. noch bei mir zu Hause gewesen. Er musste sich die Ereignisse von der Seele reden. Die fehlgeschlagene Rettungsaktion hatte auch ihn ziemlich mitgenommen.
    Am nächsten Morgen bekam Familie L. dann die Diagnose: Esmeralda hatte wie durch ein Wunder keine Brüche oder inneren Verletzungen davongetragen, aber sie konnte weder ihre Hinterbeine bewegen noch ihre Blase kontrollieren. Sie litt unter einer vorübergehenden Lähmung. Nach ein paar Tagen durfte sie wieder nach Hause. Dort begann sie sofort zu fressen. Das war ein gutes Zeichen und alle hofften, dass sie sich wieder vollständig erholen würde. Und tatsächlich: Sie hatte riesiges Glück. Mittlerweile kann sie wieder normal laufen und hat sich zu einer bildhübschen Katze entwickelt.

Perla und ihre Welpen
    Montags ist in der Vermisstenstelle immer die Hölle los, da das Büro am Wochenende nicht besetzt ist und in dieser Zeit Dutzende Anrufe und E-Mails eingehen, die ich rasch abarbeiten muss. Bevor ich mit der Büroarbeit beginne, gehe ich stets in die Quarantänestationen und fotografiere dort die neuen Fundtiere. Neuzugänge müssen für zwei Wochen in die Quarantäne, da wir nicht wissen, ob sie ansteckende Krankheiten haben. An einem Montag erregte eine kleine Dackel-Mischlingshündin meine Aufmerksamkeit. Sie hatte ein großes Gesäuge, musste also vor kurzem Welpen zur Welt gebracht haben. Auf dem Einlieferungsschein war vermerkt, dass die Hündin alleine beim Heizkraftwerk in Unterföhring, nordöstlich von München, gefunden worden war. Diesen Fall musste ich mir zuerst vornehmen, denn das Gesäuge der Hündin war schon heiß und konnte sich entzünden, wenn ihre Welpen nicht rasch gefunden wurden. Außerdem machte die Hündin einen sehr niedergeschlagenen Eindruck auf mich. Sie schien regelrecht um ihre Jungen zu trauern.
    In meinem Büro forstete ich die Vermisstenmeldungen durch. Doch keine davon passte zu der Hundemama. Sie war zwar gechipt, aber die Chipnummer war leider nicht registriert. Das ist ungefähr so, als würde man einen Brief ohne Adresse verschicken. Eine Tätowierung war auch nicht vorhanden, aber an ihrem Halsband befand sich immerhin eine Steuermarke. Also rief ich das Hundesteueramt an und gab der Dame, die sich meldete, die Steuernummer der Hündin durch. Aus Gründen des Datenschutzes wollte sie mir die Besitzer allerdings nicht nennen. Doch ich blieb hartnäckig und erklärte ihr, warum ich deren Anschrift und Telefonnummer dringend benötigte. Die Zeit drängte und ich durfte keine Zeit verlieren. Schließlich hatte sie ein Einsehen und gab mir die Anschrift der Besitzer. Leider war keine Telefonnummer vorhanden. Ich bedankte mich sehr herzlich für die Unterstützung. Die wichtigste Information hatte ich jetzt.
    Dann bat ich eine meiner Kolleginnen, im Internet einen Aufruf mit einem Foto der Hündin zu machen. Wer sie kannte oder über den Verbleib ihrer Welpen etwas wusste, wurde gebeten, sich umgehend bei
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