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Liebling verzweifelt gesucht

Liebling verzweifelt gesucht

Titel: Liebling verzweifelt gesucht
Autoren: Bettina Eveline u Lemke Kosenbach
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schleunigst das Weite. Da Sam sich ständig von einem Ort zum nächsten bewegte, machte es in seinem Fall keinen Sinn, Futterplätze einzurichten.
    Frau H. war schon völlig fertig mit den Nerven. So oft war sie umsonst losgefahren, wenn wieder einmal ein Tierfreund bei mir angerufen und einen neuen Sichtungsort von Sam durchgegeben hatte. Jedes Mal hatte sie die Hoffnung, rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein, bevor ihr Hund wieder verschwand. Es war ein zermürbendes Katz-und-Maus-Spiel. Aber sie gab nicht auf. Sie wollte ihren Sam unbedingt wiederhaben und war bereit, einen großen Einsatz dafür zu bringen.
    Dann endlich, nach 65 Tagen, rief Familie W. aus einem Stadtteil im Münchner Norden bei mir an. Sie hatten einen abgemagerten Hund mit blutigen Pfoten in ihrem Garten entdeckt. Er war offensichtlich am Rande der Erschöpfung und konnte nicht mehr laufen. Der Beschreibung nach war es Sam. Ich forderte die Leute auf, rasch das Gartentor zuzumachen und dem Hund einen Napf mit frischem Wasser hinzustellen. Außerdem sagte ich ihnen, dass ich sofort die Besitzerin informieren würde.
    Als ich die Nummer von Frau H. wählte, war ich selbst ganz aufgeregt: »Stellen Sie sich vor«, sagte ich hastig, »wir haben mit größter Wahrscheinlichkeit Ihren Sam gefunden. Er ist in Sicherheit. Nette Leute haben ihn in ihrem Garten entdeckt und kümmern sich um ihn.«
    Sie war völlig aus dem Häuschen und legte vor lauter Aufregung gleich auf, noch bevor ich ihr die Adresse mitteilen konnte. Ich rief gleich noch mal bei ihr an. Widerwillig ging sie ans Telefon, sie hatte wohl nur noch eins im Sinn: Sie wollte so schnell wie möglich zu ihrem Hund und sich keine Minute durch unwillkommene Anrufe davon abhalten lassen.
    »Liebe Frau H., Sie brauchen noch die Adresse der Familie W., sonst wissen Sie doch gar nicht, wo Sie hinfahren müssen«, sagte ich geduldig. Und fügte noch hinzu: »Fahren Sie aber vorsichtig! Sam ist in Sicherheit und wird nicht mehr weglaufen.«
    Als Frau H. bei der Familie W. ankam, war die Wiedersehensfreude riesengroß. Sam war zwar extrem erschöpft, doch er sprang trotz seiner wunden Pfoten sofort schwanzwedelnd auf und schleckte seinem Frauchen freudig über das Gesicht.
    Frau H. umarmte ihn. »Mein guter, tapferer Sam, endlich, endlich habe ich dich wieder. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht und dich so vermisst. Du hast einen so langen, mühsamen Weg hinter dir, mein Zottelchen. Ich bin so froh, dass du wieder da bist. Und ich werde nie mehr ohne dich in den Urlaub fahren. Das verspreche ich dir.«
    Frau H. bedankte sich sehr herzlich bei den W.s, dasssie sich um Sam gekümmert hatten, und fuhr als Erstes mit ihm zum Tierarzt. Er war nicht nur stark abgemagert, sondern auch ausgetrocknet und bekam daher Infusionen. Überdies wurden seine Pfoten verarztet. Dann durften Hund und Frauchen endlich nach Hause. Sam hat sich wieder gut von seinem Abenteuer erholt. Seine Geschichte zeigt, wie treu Tiere sein können. Vielen ist kein Weg zu weit und sie versuchen alles, um zu ihren Besitzern zurückzukehren.

Sturz aus luftiger Höhe
    Das dreimonatige Kurzhaarkätzchen Esmeralda saß in circa 15 Metern Höhe auf dem Ast eines Baums und traute sich nicht vor und nicht zurück. Sein Besitzer, Herr L., hatte sie zusammen mit ihrem Geschwisterchen in den Garten hinausgelassen. Es sollte ein Ausflug unter Aufsicht werden. Die beiden Kätzchen hatten noch nicht viel Erfahrung außerhalb des Hauses gesammelt und sollten die Gelegenheit bekommen, ein paar neue Dinge kennenzulernen.
    Neugierig erkundeten die beiden den sommerlichen Garten. Sie inspizierten die üppig bewachsenen Blumenbeete, scharrten in der weichen Erde und schnupperten an Büschen und Gräsern. Esmeralda war die Forschere der beiden und ihrer Schwester Samanta stets ein paar Schritte voraus. Nachdem sie den Bereich in unmittelbarer Nähe der Terrasse ausgiebig erforscht hatte, trabte sie auf die große Fichte zu, die am hinteren Ende des Gartens stand. Samanta hielt wie immer etwas Abstand.
    Esmeralda blickte am dicken Stamm der Fichte nach oben und kletterte, ohne weiter zu überlegen, rasch hinauf. Immer höher stieg sie, ohne sich umzusehen.
    Das war ihrer Schwester zu riskant. Sie zog es vor,die Kletteraktion weiterhin von unten zu beobachten. Herr L. war inzwischen herbeigeeilt. Er rief nach Esmeralda, die sich bereits in einer Höhe von circa zehn Metern befand. Das hübsche weiße Kätzchen sah nun zum ersten Mal nach unten.
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