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Liebling verzweifelt gesucht

Liebling verzweifelt gesucht

Titel: Liebling verzweifelt gesucht
Autoren: Bettina Eveline u Lemke Kosenbach
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zu arbeiten, war ich im öffentlichen Dienst angestellt. Aber die Tätigkeit dort erfüllte mich auf Dauer nicht. Und so entstand in mir der Wunsch, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Also bewarb ich mich im Tierheim und wurde sofort eingestellt. Diese Entscheidung hat mein Leben völlig verändert. Ich übernahm die Leitung der Vermisstenstelle und lebe seitdem nicht nur privat, sondern auch beruflich für die Tiere. Ihnen gehört mein Herz und ich versuche stets, mich mit meiner ganzen Kraft für sie einzusetzen.

Man muss mit dem Herzen dabei sein
    Es gibt viele Tierheime in Deutschland, aber nur eins mit einer Vermisstenstelle, das Tierheim München. Als ich vor über 17 Jahren begann, dort zu arbeiten, gab es die Vermisstenstelle bereits. Allerdings wurde sie nur nebenbei von einer Kollegin betreut, die eigentlich in einem ganz anderen Bereich tätig war. Es gab ein paar wenige Ordner mit Vermisstenmeldungen und Einträgen zu Fundtieren sowie ein paar wichtige Telefonnummern – etwa von einigen Polizeidienststellen.
    Im Laufe der Jahre hat sich die Anzahl der Ordner vervielfacht und die Arbeit hat ständig zugenommen. Mittlerweile gehen jährlich circa 4000 Vermisstenmeldungen aus dem Großraum München bei mir ein. 95 Prozent der Tiere kann ich an ihre Besitzer zurückvermitteln. Wenn ein Fundtier bei uns abgegeben wird, versuche ich, mit allen Mitteln seine Herkunft herauszufinden, auch wenn mir nur sehr spärliche Informationen zur Verfügung stehen. Wie eine Detektivin gehe ich jedem Hinweis nach, versuche Informationen zu bekommen und auszuwerten, um die Tiere und ihre Besitzer möglichst schnell wieder zusammenzubringen. Ich setze alle Hebel in Bewegung, nutze alle Kontakte, dieich habe, und muss mir in vielen Fällen individuelle Lösungen und Ermittlungsmethoden einfallen lassen, um den Tieren zu helfen.
    Bei der Arbeit in der Vermisstenstelle ist häufig nicht nur ein detektivischer Spürsinn gefragt, man muss auch viel Ausdauer haben und energisch bleiben, sonst erreicht man wenig. Es kommt vor, dass ich diverse Male bei einer Polizeidienststelle anrufe, um genauere Informationen zu einem Tier zu bekommen, das von Polizeibeamten bei uns abgegeben wurde. Oder ich gehe Tierärzten auf die Nerven, die etwas über ein Fundtier wissen könnten. Häufig heißt es dann: »Ach, Sie schon wieder, Frau Kosenbach. Worum geht es denn dieses Mal?« Die meisten meiner Ansprechpartner sind sehr freundlich und hilfsbereit. Ich vermute, sie schmunzeln manchmal über mich, weil ich partout nicht lockerlasse. Aber ich bemühe mich immer zu erklären, warum mein Anliegen so dringlich ist. Und in vielen Fällen bekomme ich dann schließlich doch eine Information, die mich entscheidend weiterbringt.
    Mittlerweile gibt es ein großes Netzwerk aus ehrenamtlichen Helfern, die ich ebenfalls um Unterstützung bitten kann. Etwa wenn wir versuchen, einen entlaufenen Hund einzufangen, und wenn Futterplätze für ihn eingerichtet werden sollen. Oder wenn die Besitzer eines Fundtiers dringend benachrichtigt werden müssen, dass es gefunden wurde und wir keine Telefonnummer, sondern nur eine Wohnadresse von ihnen haben.
    Oft wende ich mich auch an die Finder von Tieren und bitte sie, mir zu helfen – zum Beispiel, indem sie Plakate mit einem Foto des Fundtiers im Umkreis desFundorts aushängen. Die Plakate erhalten sie von mir. Darauf steht in der Regel: »Wer vermisst mich?« sowie eine Beschreibung des Tiers. Auf diese Weise versuche ich, Besitzer ausfindig zu machen, die ihr Tier nicht als vermisst gemeldet haben.
    Auch das Internet spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Viele Tierfreunde erreiche ich über unsere Facebook-Seite ( https://www.facebook.com/tierschutzverein.muenchen ). Hier stellen wir vermisste Tiere ein oder informieren über Fundtiere. Und häufig finde ich auf diesem Weg weitere Helfer, die Suchplakate in der Umgebung ihres Wohnortes aufhängen oder uns auf andere Weise unterstützen. Ohne unsere freiwilligen Helfer und ehrenamtlichen Mitarbeiter könnte ich längst nicht so erfolgreich arbeiten. Sie opfern viel Zeit und viele von ihnen zeigen einen großen Einsatz für die Tiere.
    Die Zahl der Haustiere allein im Großraum München hat in den letzten zehn Jahren um circa zehn Prozent zugenommen. Und die Tendenz ist steigend. In der Stadt und im Landkreis leben etwa 45 000 Hunde, 120 000 Katzen und 150 000 bis 200 000 Kleintiere. Viele Menschen rechnen nicht damit, dass ihnen ihr Tier
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