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Liebessterne ueber Nizza

Liebessterne ueber Nizza

Titel: Liebessterne ueber Nizza
Autoren: Elizabeth Power
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… Sie hat mir erzählt, dass du deine Eltern eigentlich in Spanien besuchen wolltest. Aber dann hast du ihr gesagt, dass du zu Niall nach Kopenhagen fliegen wolltest. Dort hast du dich allerdings nie aufgehalten. Ich habe meinen Bruder gut genug gekannt, um zu wissen, dass er nicht besonders begeistert gewesen wäre, wenn du ihn bei einem Junggesellenabschied überrascht hättest.“
    „Was sagst du da?“ Sie schüttelte den Kopf. Ihre Augen waren vor Schmerz geweitet. „Warum hätte meine Mutter dir das erzählen sollen?“
    „Als ich sie im Krankenhausflur traf, meinte sie zu mir, dass du in jener Woche eigentlich bei ihr in Spanien hättest sein sollen und dass immer etwas Schlimmes passiert, wenn du verreisen willst. Ich wusste, dass sie übertreibt, aber sie sagte dann, dass du den Flug nach Kopenhagen nur hättest absagen müssen, weil Niall den Unfall gehabt hatte. Ich habe meine Schlüsse daraus gezogen: Du hast sie versetzt, damit du mit diesem Tim zusammen sein konntest. Hast du ihn so sehr geliebt, dass du sogar deine Mutter angelogen hast?“ Sein Blick war schmerzerfüllt. „Liebst du ihn immer noch?“
    „Nein!“ Ihr Leugnen schien zwecklos. Aber was interessierte es ihn überhaupt, da er sie doch sowieso nicht liebte?
    „Warum hast du sie belogen?“ Seine Stimme wurde leiser. „Warum hast du mich belogen?“
    Er war enttäuscht von ihr. Alles Vertrauen, das er in den letzten Wochen zu ihr gefasst hatte, war zerstört.
    „Es tut mir leid“, fügte er heiser hinzu. „Ich habe kein Recht, dich das zu fragen.“ Der verzweifelte Blick, mit dem sie ihn ansah, sprach Bände: Sie war immer noch verliebt in den Mann, für den sie sogar ihre Ehe hatte opfern wollen. „Lass uns zum Auto gehen.“
    Schweigend nahmen sie den Uferweg zurück. Conan ließ die Schultern hängen und hielt die Hände in den Hosentaschen, als wäre er zutiefst enttäuscht. Sie war die Ehebrecherin, für die er sie immer gehalten hatte. Jetzt würde er aus ihrem Leben verschwinden und schlecht über sie denken, sofern sie nicht endlich etwas dagegen unternahm. Und das musste sie tun, auch wenn sie damit den Schwur brach, ihm niemals ein Sterbenswörtchen zu verraten.
    „Ich habe gelogen, weil …“ Ihre Stimme versagte, aber Conan blieb stehen und schaute sie fragend an. „Weil ich mich vor Tim nie ausgezogen hätte, ganz gleich, was du denkst. Aber wenn ich wie geplant zu Mum nach Spanien gefahren wäre, hätte sich das nicht vermeiden lassen.“
    Verwirrt schüttelte Conan den Kopf. Was wollte sie ihm damit sagen?
    Sie hatte den Blick auf die andere Uferseite geheftet. Er sah nur Siennas Profil. Obwohl sich offenbar schmerzhafte Erinnerungen in ihrem hübschen Gesicht abzeichneten, war sie noch nie schöner gewesen.
    Sie war die mutigste und stolzeste Frau, die er je kennengelernt hatte. Und darüber hinaus wirkte sie wie ein absolut treuer Mensch, wenn nicht …
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Plötzlich hatte er das Bild vor Augen, wie er sie an jenem Tag vorgefunden hatte. Sie hatte ein langärmeliges schwarzes Kleid getragen, dazu ein paar blickdichte Leggings, obwohl es draußen sehr heiß gewesen war. Damals hatte er geglaubt, dass sie eine Show abzog – und sich betont prüde kleidete, um von ihrem Ehebruch abzulenken. Und dann fiel ihm ein, wie seine Mutter in seiner Kindheit häufig ausgesehen hatte: hochgeschlossene Kleidung, damit man nichts sah, denselben gequälten Gesichtsausdruck …
    „Niall … hat dich … geschlagen?“ Entsetzt sah er sie an, sein Mund verzog sich vor Abscheu und Widerwillen. „Oh Gott, mein Liebling …“ Dann lag sie in seinen Armen, und er drückte sie so fest an sich, als wolle er sie vor allem Übel der Welt beschützen. „Warum hast du nichts gesagt? Vor Jahren schon? Warum nicht?“
    „Ich konnte nicht.“ Schmerz schwang in ihrer Stimme mit, aber auch Erleichterung. Erleichterung, dass es endlich heraus war. „Er hat es doch gar nicht gewollt … und hinterher tat es ihm immer so leid. Er hat mich angefleht, es niemandem zu erzählen“, murmelte sie unter Tränen. „Und vor allem wollte er nicht, dass du es erfährst. Ich glaube, er wollte den letzten Rest Respekt, den du ihm noch entgegengebracht hast, nicht verlieren. Und ich wollte dich nicht damit belasten, so schlimme Dinge über deinen eigenen Bruder zu erfahren.“
    „Du hast also geschwiegen, um meine Gefühle nicht zu verletzen?“ Ungläubigkeit stand ihm ins Gesicht
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