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Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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Telefonnummer hast du ja, Schätzchen. Aber pass auf, dass du sie nicht wieder vertauschst.«
    Er lachte schallend. Der Mann hatte immerhin Sinn für Humor. Vielleicht wäre er gar kein so übler Chef? Mein Abteilungsleiter war ja manchmal schon ein wenig trocken. Ob es im Klub auch Weihnachtsgeld gab? Und Mutterschutz und Erziehungsurlaub? Es hätte mich auch sehr interessiert, ob man sich an Brückentagen freinehmen durfte. Ich ersparte es mir aber dann doch, ihn danach zu fragen. Ein Blick in die abgeklärten Gesichter der Damen, die an der Theke auf Kundschaft warteten, genügte, um zu erkennen, dass es hier nicht viel zu lachen gab.
    Und dann stand ich auch nicht so wirklich auf rote Ledersofas und Reizwäsche als Arbeitsbekleidung. Nein, dieser Beruf war eindeutig nicht für mich geeignet. So freundlich es mir möglich war, schlug ich sein gut gemeintes Jobangebot aus.
    Rechtsanwalt Michael Sommer hatte mich erst ein wenig zappeln lassen, bis ich bemerkte, dass er mich mit seinem strengen Blick nur necken wollte. Noch für denselben Abend hatte er mich zum Essen eingeladen. Anschließend teilten wir brüderlich den guten Verlagswein. Meine Entschuldigung nahm er entgegen und erklärte mir allen Ernstes, dass ich durch meinen Fehler eine Seele vor dem Fegefeuer gerettet hatte. Die neue Bürohilfe war eine der jungen Frauen, die sich eigentlich für den unmoralischen Job im Saunaklub bewerben wollte. Michi hatte die hübsche Blondine – Sabine ihr Name – auf Anhieb sympathisch gefunden. Sie war freundlich und flexibel. Und sie war eine Hilfe im Büro. Erst gestern hatte er sie vor meinen Augen als beste Sekretärin gelobt, die er je hatte. Das beruhigte mich. Sehr sogar. Allerdings fragte ich mich, ob stattdessen im Saunaklub eine der Bürokraftanwärterinnen gelandet war. Und ob meine Seele zukünftig im Fegefeuer dafür schmoren musste.
    Insgeheim beschäftigte mich auch die Frage, ob ich im Arabian Nights wirklich eine so steile Karriere gemacht hätte, wie der Boss dort es mir prophezeit hatte. Doch mir schwante, dass ich das niemals herausfinden würde.
    »Wie sagst du denn einem Mann, dass du ihn liebst?«, riss Claudia mich aus meinen Gedanken.
    »Ich … also, ich sage, nun ich …«, stotterte ich herum und starrte zur Kommode. Und erstarrte. Das konnte doch nicht möglich sein! Der kleine Eskimo stand wieder mit dem Gesicht zu uns, sein Blick unterkühlter denn je. Claudia musste ihn umgedreht haben, ohne dass ich es mitbekommen hatte.
    »Was jetzt?« Claudia ließ nicht locker.
    »Ich, ich … jetzt fällt mir auf die Schnelle nichts ein.«
    Sie schaute mich ungläubig an. Ich schaute ungläubig zurück. Mir fiel tatsächlich nichts ein.
    »Ich weiß, dass du deine letzten Beziehungen alle verbockt hast, aber sag jetzt nicht, dass du noch nie zu einem Mann gesagt hast, dass du ihn liebst?«
    »Natürlich hab ich das schon mal zu einem Mann gesagt«, protestierte ich heftig und lachte auf. Was dachte sie denn von mir?
    »Zu wem?« Ihre Frage kam schnell. Und sie war sehr direkt.
    »Zu … äh …« Ich überlegte. Vier Monate vor Michi war ich drei Monate mit Daniel zusammen. Er war ganz nett, aber irgendwie kein Mann zum Lieben. Vor allem deshalb nicht, weil er zu anderen Frauen genauso nett war wie zu mir. In jeder Hinsicht.
    Davor gab es Tittengrabscher-Eugen – nein, zu ihm hatte ich es auch nicht gesagt. Und vor ihm war da Johannes. Ihm wollte ich es sagen, aber da war mir meine Cousine Tina zuvorgekommen. Und dann war noch …
    »Tim!« Ich wusste es doch! Tim hatte ich gesagt, dass ich ihn liebe. Nun, eigentlich hatte ich es nicht gesagt, sondern auf einen Zettel geschrieben. Mit mindestens neunundneunzig Herzchen drum herum. Aber das musste ich Claudia nicht unbedingt auf die Nase binden.
    »Tim?« Claudia grinste amüsiert. »Du meinst jetzt aber nicht den Tim, in den du als Sechzehnjährige verschossen warst und der sich letztes Jahr für den Job in der Sportredaktion beworben hatte?«
    »Äh, doch, ja, ja, doch.« Jedes Mal, wenn ich nur an ihn dachte, löste das bei mir ein unkontrollierbares Stottern aus. Tim. Er hatte damals nicht auf meine herzige Liebesnachricht reagiert. Wie ich später erfuhr, war er mit einer älteren Cabriofahrerin – sie war einundzwanzig und damit drei ganze Jahre älter als er – losgezogen.
    Als er letzten Herbst mit seinem unwiderstehlichen Piratencharme das Büro in der Redaktion betrat, war ich sprachlos. Buchstäblich. Doch auch diesmal war uns Amor
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