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Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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nicht gewogen. Nicht Tim wurde eingestellt, sondern der Sohn eines Freundes eines Onkels unseres Chefredakteurs. Und das, bevor ich die Möglichkeit hatte, überhaupt ein Wort mit Tim zu wechseln. Mein Traum von einer zweiten Chance war schneller zerplatzt, als man mit aufgespritzten Lippen einen Luftballon aufblasen konnte. Ich seufzte.
    »Du musst das wieder ausbügeln, Lene. Geh sofort zu dieser Vernissage und sag Michael, dass du ihn auch liebst. Und dass du vorhin einfach nur kalte Füße bekommen hast.«
    »Nein. Das mach ich nicht!« Ich schüttelte heftig den Kopf.
    »Lene! Einen Mann wie ihn findest du nicht so schnell wieder.«
    »Ich kann nicht …«
    »Warum nicht?«
    »Er war ziemlich sauer, als ich einfach so davon bin«, gestand ich kleinlaut.
    »Warum wundert mich das nicht?« Claudia seufzte. Sie nahm meine Hände, sah mich streng an.
    »Süße, worauf willst du eigentlich warten? Michi ist ein toller Mann, und er liebt dich. Was willst du mehr? Geh da hin und bring es wieder in Ordnung!«
    »Aber ich kann doch jetzt nicht einfach so da aufkreuzen.« Allein beim Gedanken daran bekam ich Bauchgrummeln.
    »Und wie du kannst!« Sie zog mich aus dem Sessel hoch und drückte mir mein Täschchen in die Hand.
    »Zieh deinen Lippenstift nach, leg Parfum auf, und ich ruf inzwischen ein Taxi.« Schon hatte sie das Telefon in der Hand und wählte die Nummer. Claudia war schon immer ein Mann der Tat im Körper einer zierlichen dunkelhaarigen Frau. Der Eskimo grinste mich eiskalt an. Sobald Claudia mir den Rücken zudrehte, packte ich den kleinen Kerl und stopfte ihn in meine Handtasche.
    Die Party war bereits voll im Gange, als ich den angesagten Klub Butts betrat. Im Hintergrund lief Musik von LaBrassBanda. Da stand ich normalerweise total drauf. Hierher passte der Sound jedoch so wenig wie ein Lebkuchen ins Osternest. In kleinen Gruppen unterhielten sich chic gekleidete Gäste, von denen ich die meisten aus dem Lokalteil unserer Zeitung kannte. Sie nippten an Getränken in scheckkartengroßen Plastikgefäßen, verziert mit dem Konterfei von Severin Bayerl. Vermögend, wie er war, konnte er sich solche Extravaganzen leisten.
    Von Michi war nichts zu sehen. Was mich gar nicht so unglücklich machte. Da ohnehin niemand Notiz von mir nahm, beschloss ich, so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. In dem Moment drückte mir eine der ausnahmslos blonden Bedienungen ein Getränk in die Hand. Na gut. Wenn ich schon mal hier war … Ich bemühte mich, den stechenden Blick des Künstlers auf dem Becher zu ignorieren, und nahm einen kräftigen Schluck. Hmm. Schmeckte ungewöhnlich, aber richtig fein.
    »Was ist das denn?« Ich musste fast schreien, damit die Bedienung mich verstand. Sie zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Irgendwas mit Schampus und so Beeren aus Südamerika.«
    Sie gab mir ein weiteres Becherchen, bevor sie in Richtung Theke verschwand. Ich schaute mich um. Das Licht im Raum war ziemlich heruntergedimmt. Nur die Ausstellungsstücke waren mit grellen Neonscheinwerfern beleuchtet. Etwas abseits interviewte Lissy Bormann, eine unserer freien Mitarbeiterinnen, den wie immer auf jugendlich getrimmten Künstler Severin. Sein Sohn Alwin stand neben den beiden und versuchte vergeblich, sich in die Unterhaltung einzubringen. Alwin war ein halbes Jahr mein Banknachbar in der vierten Klasse gewesen und eigentlich eine gute Seele. Wenn er nur nicht immer krampfhaft versucht hätte, in die Fußstapfen seines exzentrischen Vaters zu treten. Das war unmöglich und Alwin leider – oder glücklicherweise – nur ein müder Abklatsch des Alten. Jetzt hatte er mich entdeckt und winkte mir über die anderen Gäste hinweg zu, was bei seiner Größe von fast zwei Metern kein Problem darstellte. Ich winkte freundlich zurück. Irgendwie mochten wir uns.
    Severin erklärte Lissy inzwischen seine Scheckkarten-Werke, wobei er eindrucksvoll gestikulierte. Das Plastikgeld war aufgeschlitzt und zu seltsamen Gebilden zusammengesteckt. Ich konnte nicht viel damit anfangen. Einzig die Frage, ob das einmal alle seine eigenen Kärtchen waren, fand ich spannend. Ich beneidete Lissy nicht. Kein einfacher Job, sowohl über die Werke als auch über den Künstler zu schreiben, über den ohnehin in den letzten Jahrzehnten schon alles geschrieben worden war.
    Ich beschloss spontan, mir noch ein weiteres Becherchen mit dem köstlichen Getränk vom Tablett einer Bedienung zu nehmen, da zog der vertraute Duft von Michi und Davidoff Hot
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