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Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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nehmen. Sorgfältig nahm ich den Anzeigentext auf, den er mir diktierte.
    »Freundliche, flexible Bürohilfe für Anwaltskanzlei gesucht.« Aha, er war also Anwalt! Wie interessant. Außerdem erfuhr ich seinen Namen: Michael Sommer. Jetzt erinnerte ich mich, von ihm schon ab und zu mal gelesen zu haben.
    »Bewerbung telefonisch unter der Nummer …« Er sprach nicht weiter, sondern starrte mich an. Genauer gesagt mein »Holz vor der Hütte«, wie man hier in Bayern ein gut gefülltes Dekolleté nannte.
    »Ja? Die Nummer?«, ermunterte ich ihn. Und spürte langsam leichten Ärger in mir aufsteigen. Obwohl ich es gewohnt war, dass die Leute auf meine Oberweite starrten, fand ich es frech, dass er es so offen tat.
    Er räusperte sich.
    »Sie haben da … einen Fleck.«
    »Was?«
    Und tatsächlich, auch mein Pulli war Opfer des Cappuccino-Unfalls geworden. Und zwar genau vorne an meiner rechten Brust. Jetzt schoss mir die Röte ins Gesicht. Verlegen drehte ich mich zur Seite und wischte dabei den Papierstapel vom Tisch. Auch das noch. Als er mir helfen wollte, rief ich gequält: »Nein!«
    Wenn ich mich schon blamierte, dann richtig.
    Ich sammelte die Blätter ein und legte sie auf den Schreibtisch. Inzwischen hatte ich den Überblick verloren, und der Zettel mit seinem Anzeigentext war verschwunden.
    »Wo ist er denn nur? Er muss doch da sein«, murmelte ich. Michael Sommer sah mir schmunzelnd zu, wie ich hektisch mit rotem Kopf suchte. Um ihn nicht länger warten zu lassen – vor allem aber, um mich nicht länger dieser peinlichen Situation auszusetzen – notierte ich seine Telefonnummer auf einem kleinen Klebezettel.
    »Die Anzeige erscheint dann nächste Woche«, sagte ich und versuchte, eine geschäftsmäßige Miene aufzusetzen. Er sollte schließlich nicht denken, dass er mich nervös machte.
    »Sehr schön!« Er stand auf und verabschiedete sich. Bevor er ging, drehte er sich nochmal zu mir um.
    »Sie wollen sich nicht zufällig beruflich verändern?«, fragte er mit einem Augenzwinkern.
    »Verändern? Oh nein, nein!«, stotterte ich. Und schalt mich innerlich sofort dafür, dass ich so schnell abgelehnt hatte. Wenigstens nach den Konditionen hätte ich mich erkundigen können. Doch jetzt war es zu spät.
    Er nickte verständnisvoll. »Ich sehe schon, ich habe bei Ihnen keine Chancen.« Mit diesen eindeutig eher zweideutigen Worten ging er schmunzelnd davon.
    Ich war erleichtert. Und gleichzeitig fand ich es schade. Doch bevor ich länger darüber nachdenken konnte, klingelte mein Telefon, und ich nahm den nächsten Anzeigentext auf.
    Dann war endlich Mittag, und Claudia holte mich zum Mexikaner ab.
    Damit ich nicht erst nach Hause fahren musste, um mich umzuziehen, lieh Claudia mir ihr Halstuch, dessen Enden ich sorgfältig rechts über den Fleck drapierte. Auf meine bekleckerte Jeans legte ich eine Serviette. Ich war bemüht, mich beim Essen so wenig wie möglich zu bewegen, damit das Tuch nicht verrutschte.
    »Kennst du zufällig Michael Sommer?«, fragte ich sie beiläufig, während wir in Joe’s Cantina auf unsere überbackenen Hühnchen-Burritos warteten.
    »Meinst du den Anwalt?«
    Ich nickte.
    Claudia schaute mich überrascht an.
    »Ja, den kenne ich zufällig.«
    Klar, Claudia kannte fast jeden in Passau.
    »Warum fragst du?«
    »Och, nur so«, antwortete ich und spürte, wie eine zarte Röte mein Gesicht überzog.
    »Lene! Läuft da was?«
    Ich schüttelte energisch den Kopf. Was die schon wieder dachte!
    »Überhaupt nicht! Er hat nur heute ein Inserat bei mir aufgegeben. Und ich habe mich anstatt mit Ruhm leider nur mit Cappuccino bekleckert.«
    Sie grinste. »Der ist heiß, nicht wahr?«
    »Hmmhmm!«, gab ich nickend zu, ohne jedoch meine Miene zu verziehen.
    »Verbrenn dir an dem ja nicht die Finger, Lene!«, warnte sie mich.
    Doch die Warnung kam zu spät. Das hatte ich ja schon.
    »Quatsch. Den sehe ich bestimmt nie wieder«, winkte ich ab und war froh, als unser Essen serviert wurde.
    Einige Tage später zitierte mich mein Abteilungsleiter Helmut Leitner telefonisch in sein Büro. Schon an seiner Stimme bemerkte ich, dass er sauer war. Ziemlich sauer! Und keine drei Minuten später wusste ich auch, warum.
    Als nachträgliche Krönung meines peinlichen Auftritts hatte ich die Telefonnummer von Michael Sommer im Inserat mit einer anderen Nummer vertauscht. Und zwar ausgerechnet mit der eines Saunaclubbetreibers, der auch Mitarbeiterinnen suchte. Für das Etablissement Arabian Nights.
    Am liebsten
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