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Liebesparadies im Alpenschnee

Liebesparadies im Alpenschnee

Titel: Liebesparadies im Alpenschnee
Autoren: Rebecca Winters
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einem Regal.
    Unter all den Fotos, die an der Wand hingen, entdeckte Crystal sofort das von Philippes Taufe. Es zeigte ein lächelndes Paar mit einem Baby. Sie hatte erwartet, diese Reise in die Vergangenheit würde sie traurig stimmen, aber das Gegenteil war der Fall. Sie erinnerte sich an die ersten Wochen mit Philippe, als Eric so oft wie möglich zu Hause bei ihr und dem Baby blieb. Es war die letzte glückliche Periode ihrer Ehe gewesen. Sie hatte sich mit Begeisterung in ihre neue Rolle als Mutter gestürzt und nicht bemerkt, dass ihre Entscheidung, das Kind an die erste Stelle zu setzen, der Beginn ihrer Entfremdung von Eric war.
    Inzwischen gestand sie sich ein, dass sie auch ohne den tödlichen Unfall irgendwann allein mit Philippe nach Breckenridge zurückgekehrt wäre und sich hätte scheiden lassen. Der Schnitt wäre gekommen, so oder so. Der Gedanke tat weh, gleichzeitig spürte sie, dass auch Erleichterung darin lag.
    Raoul betrat vor den anderen das Krankenzimmer. Ihm fiel auf, dass seit seinem letzten Besuch zu all den Blumensträußen noch ein Weihnachtsstern hinzugekommen war. Daran lehnte eine Karte mit Genesungswünschen von Crystals Eltern. Jules würde sich bestimmt freuen.
    Philippe würde sich erschrecken, wenn er seinen Großvater so sah. Ergraut, mit einer Kanüle im Arm und einem Nasenschlauch für den Sauerstoff. Hager, alt und hinfällig sah er aus.
    Für den Kräfteverfall konnte der Arzt keinen rechten Grund finden. Doch auch er schloss nicht aus, dass die beiden Todesfälle dazu beigetragen hatten. Jules Broussard war ein Familienmensch, er arbeitete und lebte für seine Kinder und Enkel. Erics Tod hatte ihm die Lebensfreude geraubt. Vielleicht konnte Philippe, der seinem Vater so ähnlich war, sie seinem Großvater zurückgeben.
    „Papa?“
    „Ah, Raoul, du bist es. Du warst lange nicht mehr hier.“
    Der Kranke tastete nach seiner Hand und weinte. Es zerriss Raoul das Herz, seinen einst vitalen Vater so schwach und mutlos zu sehen.
    „Ich habe eine Überraschung für dich. Fühlst du dich kräftig genug für Besuch?“
    Die Augenlider seines Vaters flatterten. „Bien sûr“ , murmelte er mit brüchiger Stimme.
    „Warte, ich bin gleich zurück.“
    Raoul öffnete die Tür und schaute in drei besorgt blickende Augenpaare.
    „Wie geht es ihm?“, flüsterte seine Mutter.
    „Er ist wach.“
    „Darf ich ihn sehen?“, fragte Philippe.
    „Aber sicher.“ Er nahm seinen Neffen bei der Hand und führte ihn links neben das Bett. Seine Mutter und Crystal stellten sich auf die rechte Seite. Zu seiner Überraschung schien sich Philippe an den Schläuchen gar nicht zu stören.
    „Hallo, grand-père , ich bin’s“, sagte er.
    „Wer ist ich?“, fragte sein Großvater und öffnete langsam die Augen.
    Philippe lachte. „Du weißt ganz genau, wer ich bin.“
    Raoul hob ihn hoch, damit sein Vater den Jungen besser sehen konnte.
    „Ah … mein Junge, mein Junge. Komm und gib deinem grand-père einen Kuss. Oder macht dir der Schlauch in meiner Nase Angst?“
    „Nein.“ Philippe küsste ihn auf beide Wangen und streichelte ihn, bevor Raoul ihn wieder absetzte. „Pikst die Nadel in deinem Arm?“
    „Nein, ich fühle sie nicht einmal.“
    „Warum hast du sie?“
    „Da steckt mir die Krankenschwester einen Schlauch rein. Durch den fließt Nahrung.“
    „Warum isst du nicht einfach?“
    Raoul hatte seinen Vater lange nicht mehr lachen gehört.
    „Weil ich keinen Hunger habe.“
    Anders als Raoul, der sich anstrengte, keine Miene zu verziehen, brach auch Crystal in Lachen aus. Sein Vater wandte ihr den Kopf zu.
    „Ah, Crystal, wie schön, dich zu sehen. Hätte ich mir denken können, dass dein Sohn nicht alleine gekommen ist.“
    „Ich wollte dich auch sehen, Jules. Und dir gute Besserung wünschen.“
    „Es ist nicht so schlimm. Bleibt ihr über Weihnachten?“
    Die Stimme seines Vaters klang so hoffnungsvoll, dass Raoul den Atem anhielt.
    „Ja, sicher. Dieses Fest wollen wir nicht ohne dich und Arlette feiern.“
    „Hast du gehört, mon amour ?“
    Auch seiner Mutter war dieser Hauch von Lebhaftigkeit in seiner Stimme nicht entgangen. Sie beugte sich über ihren Mann und küsste ihn.
    „Ja, ich habe es gehört. Du hast also allen Grund, bald wieder gesund zu werden.“
    „Ja, grand-père . Streng dich an. Dann schaffst du es.“
    Wieder lachte sein Vater.
    Plötzlich holte Philippe aus seiner Hosentasche den geschnitzten Weihnachtsmann heraus und drückte ihn seinem Großvater
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