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Liebesparadies im Alpenschnee

Liebesparadies im Alpenschnee

Titel: Liebesparadies im Alpenschnee
Autoren: Rebecca Winters
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Kittel, den seine französischen Großeltern Philippe geschenkt hatten und den er so gerne getragen hatte, bis er nicht mehr hineinpasste. Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, seine Kindersachen aus Chamonix wegzugeben, obwohl der Schrank fast überquoll. Plötzlich verlor sie die Fassung, drückte das Kittelchen an ihr Gesicht und weinte.
    „Crystal?“
    Sie wischte die Tränen ab, bevor sie sich umdrehte. Raoul stand hinter ihr. Er war ihr so nah, dass ihr der Atem stockte. Unverwandt schaute er sie an. „Ich habe Philippe nach unten zu deinen Eltern geschickt, damit er es ihnen erklärt.“
    Das war gut so, sehr gut sogar. Es würde ihm helfen, und seine kindlichen Worte würden ihren Eltern den Abschied leichter machen. Raoul fand immer die richtige Lösung für ihr Kind.
    Noch ehe sie sich gesammelt hatte, nahm er den Koffer und legte ihn auf das Gästebett. Gedankenverloren strich er über den Chamonix-Aufkleber auf dem Deckel.
    Kurz vor ihrem Abflug hatte er ihn auf dem Flughafen aus der Tasche gezogen. „Damit du mich nicht vergisst“, hatte er zu Philippe gesagt und dann den weinenden Jungen in den Arm genommen und geküsst.
    Die Art, wie seine Finger den Aufkleber berührten, zeigte ihr ohne Worte, wie schmerzhaft der Abschied auch für ihn gewesen war. Diese Erkenntnis ließ sie am ganzen Körper erzittern. Ihre Gefühle für Raoul waren unverändert geblieben.
    „Um wie viel Uhr müssen wir am Flughafen sein?“
    Ihre Frage riss ihn aus seinen Gedanken. Langsam hob er den Kopf. „Um acht.“
    „Bei diesem Schneesturm sollten wir sicherheitshalber um fünf aufbrechen.“
    „Ich hole euch pünktlich ab. Frühstücken können wir, bevor wir an Bord gehen.“
    Crystal nickte und öffnete den Koffer. „Wir werden fertig sein, wenn du kommst.“
    Philippe stürzte ins Zimmer. „Grandma und Grandpa werden mich vermissen, haben sie gesagt. Aber sie verstehen, dass ich fort muss. Grand-père will mich sehen, und er ist krank.“ Dann schaut er seinen Onkel an. „Musst du schon gehen?“
    Raoul nahm ihn auf den Arm. „Wir sehen uns morgen früh, wenn es draußen noch stockfinster ist. Jetzt musst du schlafen, denn wir haben einen langen Flug nach Genf vor uns.“
    „Nicht nach Chamonix?“
    Raoul lachte auf. „Nein. Mein Auto steht in Genf am Flughafen. Aber wir müssen nicht mehr weit damit fahren.“
    „Wohnen wir wieder in unserem Haus?“ Philippe schaute Crystal erwartungsvoll an. Sie hatten nie in einem Haus, sondern in einer Wohnung gelebt. Anfangs hatten sie und Eric vorgehabt zu bauen, doch als ihre Ehe problematisch wurde, sprachen sie nicht mehr darüber.
    „Da wohnt jetzt eine andere Familie“, erklärte sie ruhig. So leid es ihr tat, aber sie musste ihm die Wahrheit sagen, damit seine Rückkehr nicht gleich mit einer Enttäuschung begann.
    „Macht nichts. Wir können bestimmt bei Onkel Raoul wohnen.“
    „Oh nein, nein“, platzte sie heraus. „Onkel Raoul hat eine … eine Freundin“, sagte sie leise.
    „Wirklich?“
    Raoul zuckte zusammen. „Aber sie wohnt nicht bei mir, Philippe. Und deshalb darfst du jederzeit bei mir übernachten.“ Das sagte er ganz ruhig und meinte es offenbar ehrlich. Doch Crystal sah er dabei nicht an.
    „Wir können ganz bestimmt bei deinen Großeltern wohnen, mein Schatz.“
    „Das stimmt“, sagte Raoul. „Im alten Kinderzimmer von deinem Papa. Grand-mère hat es schon für euch hergerichtet. Sie kann es kaum erwarten, dich nach Strich und Faden zu verwöhnen. Aber nun bring mich zur Tür. Es wird Zeit, dass ich ins Bett komme.“
    Der Junge nahm seine Hand, und die beiden verließen den Raum.
    Die Tatsache, dass Raoul die Existenz einer Freundin nicht bestritten hatte, nahm Crystal als Bestätigung für das, was Vivige ihr erzählt hatte. Sie hätte erleichtert sein sollen. Doch als sie den beiden nach unten folgte, bemerkte sie ein neues, quälendes Gefühl. Sie war eifersüchtig.
    Nachdem sie in Genf gelandet waren, suchten sie Raouls Wagen im Parkhaus. Er verstaute das Gepäck im Kofferraum und setzte sich ans Steuer. Philippe hatte sich schon auf dem Rücksitz angeschnallt. Den geräumigen schwarzen Wagen muss Raoul erst kürzlich gekauft haben, überlegte Crystal. Es war eine elegante, bequeme Familienkutsche. Eric hatte bis zuletzt nicht auf einen Sportwagen verzichtet.
    Bald darauf erreichten sie eine Schnellstraße. Crystal schaute auf die Uhr. Gegen Mittag sollten sie in Chamonix eintreffen, wenn nichts dazwischenkam.
    Während des
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