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Wolfgang Ambros - Die Biografie

Wolfgang Ambros - Die Biografie

Titel: Wolfgang Ambros - Die Biografie
Autoren: Wolfgang Ambros
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Anstelle eines Vorworts
    Ich habe ein Leben gelebt, wie es in keinem Buche steht. Eigentlich habe ich auch geglaubt, dass das so bleibt. Ich wollte nie ein Buch schreiben, schon gar nicht eines über mich. Autobiografien sind immer so etwas Eitles. Und man kann viel über mich sagen, aber diese besondere Eigenschaft bringe ich nicht auf. Für mich schreibe ich das Buch also nicht.
    Solche Lebensgeschichten dienen meistens dazu, sich selbst zu beweihräuchern, damit einen dann die anderen beweihräuchern. Das hätte es in meinem Fall eh nicht gespielt. Weil meine zahlreichen Kritiker alles, nur keinen Weihrauch für mich übrighaben. Ich seh sie schon die Augen verdrehen. Jetzt wird er bald sechzig, vierzig Jahre steht er auf der Bühne, das ist ein Anlass, aber noch lange kein Grund, um vorzutreten und zurückzuschauen. Aber sie werden weiterlesen, weil sie ja sonst keine Kritiker wären. Für sie schreibe ich das Buch also auch nicht.
    Was natürlich die Frage aufwirft: Für wen dann? Wenn ich ein Lied schreibe, wende ich mich an meine Zuhörer. Wenn ich ein Konzert gebe, habe ich mein Publikum vor mir. Und plötzlich wusste ich, was mir fehlt: mein Gegenüber. Weil man das üblicherweise hat, wenn man seine Geschichten erzählt, selber kennt man sie ja. Man hat sie erlebt, aber erst wenn man sie aufschreibt, werden sie auch für andere Realität. Und dann habe ich hin und her überlegt, wie jemand ausschaut, dem ich mein Leben anvertraue, Mann, Frau, lustig, streng, bodenständig, abgehoben, kreuzbrav, rebellisch, jung, oder so wie ich. Wie ich mir so denKopf zerbreche, wer er denn ist, mein Leser, bist auf einmal du vor mir gesessen.
    Und seither unterhalten wir uns miteinander, in einer Art stummem Dialog. Ich erzähle so vor mich hin, dazwischen fragst du mich was, ich gebe dir ehrlich Antwort, manchmal wird’s sogar philosophisch, aber fad ist uns nie.
    Leser: »Bist du bald fertig mit deinem Sermon?«
    Ich wollte nur erklären, wieso ich mich letztlich doch entschlossen habe, das Buch …
    Leser: »Ja, ja. Fang einfach an.«
    Alsdann, du bist der Leser.
    Ich habe ein Leben gelebt, wie es in keinem Buche steht, bis jetzt jedenfalls. Und ich schreibe es für dich.

1
Feuer und Flamme
    Ich habe mein Leben lang mit dem Feuer gespielt. Und zwar allumfassend, im eigentlichen wie auch im übertragenen Sinn. Was immer nur brandheiß oder gefährlich ausgeschaut hat, hat mich schon interessiert. Dass es mich heute, mit sechzig, überhaupt noch gibt, ist eigentlich ein Wunder.
    Katzen haben sieben Leben. Ich habe offenbar zwölf. Ich bin fast in einer Regentonne ersoffen, ich hab mich ums Haar mit Tollkirschen vergiftet, mich hat’s mit dem Roller zerfetzt, ich bin beinah an der Malaria krepiert, mich hat’s von der Leiter gewichst, ich hab mich mit dem Auto überschlagen, mich hat’s von einem Denkmal runtergehaut, ich bin mit dem Motorboot auf einen Felsen gekracht, mich hat’s mit den Skiern zerrissen, ich hab den Krebs besiegt, ich hab mich verbrannt und dann hab ich mich in die Luft gesprengt.
    Leser: »Ja, richtig, das war doch bei dem Grillunfall vor ein paar Jahren.«
    Siehst du, und genau das wurmt mich. Dass alle Zeitungen geschrieben haben: Grillunfall, Grillunfall. Stimmt nicht. Es war kein Grillunfall. Weil Grillen kann ich nämlich wirklich gut, man kann sagen, da bin ich ein Weltmeister. An diesem Tag, es war der 30. April 2004, war ich daheim, damals noch in der Pfalzau bei Pressbaum, und das Ganze ist nur passiert, weil ich mich über eine Frau geärgert hab.
    Über eine gewisse Ingold. Ich war gerade frisch von meiner damaligen Frau, der Margit, getrennt, das heißt, sie hat mich kaltherzig verlassen, und das mit der Ingold war so eine On-off-Beziehung,nichts Ernstes, ich war eigentlich nicht unzufrieden. Bis das Telefon scheppert, mich aus dem Schlaf reißt und die Ingold mir erzählt, wie müde und fertig sie ist. Ich frag noch blöd: Warum? Und erfahre, dass sie und eine Freundin, die sich auch immer wieder was eingebildet hat bei mir, die halbe Nacht irgendwelche Spielchen veranstaltet haben, von der Sorte, die man als Mann überhaupt nicht braucht. Ein echter Bringer um neun in der Früh.
    »Na, super, you made my day, danke«, sag ich zur Ingold, hau das Telefon weg und bin schon angefressen.
    Ich geh zum Fenster und schau hinaus in meinen Garten, die Sonne scheint, es ist schon ziemlich heiß für April. Ich zieh mir eine kurze Hose und ein Leiberl an, seh den Berg an stattlichem
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