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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter
Autoren: Gaby Hauptmann
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auf dem Parkett herbei, setzte sich in ihre Nähe und schaute sie unverwandt an. So ein hübsches Kerlchen, dachte Ella. Hochbeinig, schlank, weiß mit hellbraunen Flecken, ein hübsches Gesicht mit aufgeweckten Augen.
    »Da haben sie ganz schön was mit dir angestellt, dass du so zum Angstbeißer geworden bist, was, Jimmy?«
    An einen Hund hatte Ella auch schon mal gedacht. Oder eine Katze. Aber bei ihrem Lebenswandel hatte das keinen Sinn. Einen einsamen Hund oder eine Stubenkatze im fünften Stock – so konnte sie dem Tier nicht gerecht werden, da verzichtete sie lieber. Trotzdem – jetzt hätte sie Lust, sich warm anzuziehen, mit Jimmy um die Häuser zu ziehen und die Nachtluft einzuatmen. Mit ihm durch den Park zu streifen, Spuren nachzugehen, die sie nicht roch, und Mäuse zu jagen, die sie nicht sah.
    »Blöd, Jimmy«, sagte sie, »jetzt könnten wir richtig Spaß haben, und ich kann dir dein Geschirrchen nicht anziehen. Und ohne können wir nicht gehen.« Jimmy schaute sie aufmerksam an, dann fing er an zu fiepsen.
    »Sollen wir es probieren?«
    Aber Ella traute sich dann doch nicht. Die Fangzähne eines Jagdhunds im Handrücken – darauf konnte sie verzichten, schon wegen Stockholm.
    »Stockholm, Jimmy«, sagte sie, »da bräuchte ich einen Spürhund wie dich. Einen, der Moritz aufspürt!«
    Jimmy sprang auf und raste im Kreis herum, immer seinem eigenen Schwanz nach. Dabei rutschte er mit seinen Pfoten ständig auf dem glatten Parkett aus. Ella sah lachend zu, lief zu seinem Korb und holte sein Spielzeug. »Komm, Jimmy«, rief sie. »Schau, was ich da habe …«
    Und die beiden rannten in wilder Verfolgungsjagd durch ihre Wohnung, bis Ella atemlos auf ihre Couch fiel. »Wow, Jimmy, du schaffst mich.« Bloß, Jimmy sprang ebenfalls auf die Couch und stand ihr mit den Vorderbeinen auf der Brust, seinen Kopf schräg oberhalb ihres Gesichts, sie regungslos beäugend, und da wurde es ihr mulmig.
    So, jetzt bist du deine eigene Tierpsychologin, dachte sie. Bevor er einen starren Blick bekommt und zu knurren anfängt, musst du ihn irgendwie ablenken. Schließlich wird er mich nicht küssen wollen. Sie klopfte mit der flachen Hand neben sich auf das Sofa. »Auf, Jimmy, schau …«
    Jimmy behielt seine starre Haltung bei.
    »Jiiiimmy, runter!« Sie versuchte es einen Ton schärfer.
    Jimmy sah sie noch immer regungslos an, seine Schnauze nur einige Handbreit von ihrer Nase entfernt.
    »Jiiimmy, hol dein Spielzeug!«
    Vielleicht hatte sich sein rechtes Ohr etwas bewegt, aber das war auch alles.
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Jimmy sprang auf, drehte sich auf ihrem Bauch um sich selbst und rannte zum Telefon, vor dem er wild auf und ab hüpfte.
    Der hat wirklich eine Vollmeise, dachte Ella, holte tief Luft und dankte dem lieben Gott für die Rettung.
    Es war Maxi. »Ist alles in Ordnung? Wollte nur kurz nachfragen.«
    »Ja, klar, der Kleine ist ein Goldschatz.«
    »Aber trotzdem Vorsicht, er hat so ein paar seltsame Sachen drauf …«
    »Danke für die Warnung, Maxi, aber bisher himmelt er mich einfach nur an.«
    »Wie mein Freund hier mich.« Sie kicherte. »Ist das nicht ein schönes Gefühl?«
    Ella schaute zu Jimmy hinunter. Der schaute aufmerksam zu ihr hoch, als sei das Gespräch für ihn. »Ein sehr schönes.«
    »Ja, dann danke und bis morgen.«
    Ella ging zu ihrem Schreibtisch zurück, und Jimmy setzte sich vor den Fernseher. Ella schaute zu ihm hinüber. »Willst du fernsehen?«
    Er raste mehrfach im Kreis.
    »Aha, deine Herrchen haben dich stundenlang eingesperrt, die Glotze laufen lassen, mit der Hand geschlagen und was noch alles?«
    Sie suchte einen Tierfilm, und es war offensichtlich, dass der Hund ganz bei der Sache war.
    Ella schüttelte den Kopf. Dann rief sie ihre neuesten Mails ab. Ben hatte geantwortet. Er wolle auf alle Fälle mit, aber so schnell könne er das nicht organisieren.
    Ärgerlich griff Ella nach dem Tee. Darauf musste sie etwas trinken, und wenn es kalt gewordener Ingwertee war. Das war doch irgendwie wieder typisch!
    »Wann passt es dir?«, schrieb sie kurz zurück und versuchte, ihren Ärger nicht zu zeigen.
    »Ich werde das morgen im Büro klären, aber ich denke, in drei Wochen bekommen wir das gut hin.«
    Ella schaute kurz auf den Kalender und griff spontan zum Telefon. »Ben, in drei Wochen ist schon Mitte Oktober. So spät nach Schweden? Dann können wir ja gleich die Ski einpacken.«
    Ben lachte amüsiert. Auch so ein Punkt, dachte Ella, nie erfasste er den
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