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Liebesnöter

Liebesnöter

Titel: Liebesnöter
Autoren: Gaby Hauptmann
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Identität zu lüften und mit meiner Vergangenheit in die Öffentlichkeit zu gehen, wenn ich Inger nicht vergessen würde. Ich wollte Inger da nicht reinziehen und tauchte ab. Hier in diesem Haus habe ich mich entschieden, mich zu stellen und alles zu bereinigen. Auch wegen Inger.«
    Die frischen Holzscheite hatten Feuer gefangen, die Flammen züngelten hoch und legten einen rötlichen Schein auf ihre Gesichter. Sie sahen sich an.
    »Mein Gott«, sagte er. »Wie schön du bist!« Seine Stimme brach. »Wenn ich denke …«
    »Ja, Inka ist meine zweite Seele. Sie lebt in mir. Manchmal stört sie mich. Manchmal hasse ich sie, manchmal liebe ich sie.« Ella horchte in sich hinein. »Aber jetzt ist sie seltsam still.«
    Moritz dachte nach.
    »Ich hatte zum ersten Mal bei einem Mädchen das Gefühl, dass es mehr war. Da war ein unbändiges Verlangen nach Vereinigung, Einheit, eine schier unerträgliche Sehnsucht. Ich habe sogar darüber nachgedacht, ob wir nicht irgendwo gemeinsam …«
    »Das hast du dir so gedacht!« Eine Frauenstimme, die Ella aus Tausenden herausgekannt hätte.
    Mit einem Ruck drehte sich Moritz um. »Steffi!«
    »Ja, Steffi«, äffte sie ihn nach und kam ein paar Schritte auf sie zu.
    »Steffi! Wo kommst du jetzt her?«, fragte Ella völlig erstaunt.
    »Durch den Hintereingang. Das hat dein großer Freund Moritz nämlich zu erwähnen vergessen – wir hatten hier unverschämt guten Sex, und er hat mir die ewige Treue versprochen, bis ich auf sein doppeltes Spiel kam. Hier und im Bootshaus war ich die Prinzessin, und über dem See hatte er seine Hexe, diese gottverfluchte Schlampe!«
    »Sie ist keine Schlampe!«
    »Halts Maul!«, fuhr sie ihn an. »Und jetzt kommt also das saubere Fräulein Ella daher und will den Platz ihrer lieben Schwester einnehmen!«
    »Jetzt reicht’s!« Moritz stand auf.
    »Setz dich wieder!« Erst jetzt erkannte Ella, dass Steffi etwas in der Hand hielt. Aber es war zu dunkel, um genau zu erkennen, was es war.
    »Verschwunden, der gute Moritz. Und Ella sucht. Sie ist zwar gnadenlos verblödet seit unserer Schulzeit, aber auch ein blindes Huhn findet ja mal ein Korn, und an der Rezeption ihres Hotels war es mir gleich klar – sie hat verlängert, sie hat eine echte Spur.«
    »Hej, seit wann sprichst du so von mir?«
    »Ich war deine beste Freundin, um dich unter Kontrolle zu halten. Deine Schritte zu kontrollieren, deinen dusseligen Ben weiterhin scharf auf dich zu machen …«
    »… damit du hier ungestört deine Spiele spielen konntest?«
    Ein verächtliches Schnauben war die Antwort.
    »Mein Job war mein Alibi, es war kinderleicht. Ich wollte endgültig mit Nils zusammen sein. Aber dann dachte der kluge Junge ja, er müsse sich verlieben. Schon wieder. Schon wieder an mir vorbei!«
    »Was heißt denn, an dir vorbei? Inka war meine große Liebe!«
    »Du hast am Tag zuvor mit mir geschlafen!«
    »Ja, was sagt das schon? Ich habe auch die letzten Jahre mit dir geschlafen, und trotzdem liebe ich Inger. Du hast mich vom ersten Tag an erpresst, kaum dass du mich damals bei meinen Eltern abgeliefert hast. Ich wollte dich nie, aber ich konnte mich auch nicht von dir befreien! All die Jahre, jede Stunde, die du bei mir warst, habe ich immer nur das eine gewollt: dich endlich loswerden!« Er spie die Worte förmlich aus, sodass Ella die Luft anhielt.
    »Das kann ich dir genau sagen, wie das geht!« Steffi riss beide Arme hoch, und nun war gut zu sehen, dass sie eine Pistole hielt. »Nicht du wirst mich loswerden, sondern ich euch beide!«
    »Steffi, spinnst du?« Ella wollte aufstehen, doch Steffi winkte mit der Pistolenmündung in ihre Richtung. »Bleib sitzen. Ich kann dich nicht mehr sehen. Ewig dieses behäbige Getue, dabei warst du doch genauso scharf wie Inka, die Inka, die meinen Moritz so angemacht hat, bis er sie im Sexrausch ermordet hat!«
    Irgendetwas rumorte in Ellas Bauch.
    »Ich war nie dein Moritz!«
    »Du wirst als mein Nils sterben!«
    »Mach dich nicht lächerlich! Wir waren damals nicht im Sexrausch!«
    »Ach, nein? Das ist geil, das macht uns an ?« Steffi verzog im Feuerschein das Gesicht zur Fratze.
    Es war kurz still. Ella spürte, dass irgendetwas passiert war, sie wusste nur nicht was.
    »Diesen Satz kann nur kennen, wer im Boot war. Oder direkt neben dem Boot.« Moritz stand langsam auf.
    »Bleib sitzen!«
    »Du warst es. Dass ich darauf nie gekommen bin! Du als die beste Schwimmerin des Jahrgangs, du, die Ella getröstet und mich erpresst hat.
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