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Liebesnaechte im Palast

Liebesnaechte im Palast

Titel: Liebesnaechte im Palast
Autoren: Alexandra Sellers
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seine Bitte. Was immer er von Marjan verlangte, sie tat es gern.
    Sie lächelte, weiß waren ihre Zähne, rosig ihre Lippen. , Was möchtest du von mir?' fragte sie den besten Freund ihres Vaters.
    ,Marjan, meine Tochter', beginnt er. ,Marjan.' ,Bin ich deine Tochter?' fragt Marjan und lächelt, weiß sind ihre Zähne, rosig ihre Lippen. Ihr Haar ist ein schwarzes Bukett, Blatt für Blatt, eine Blume der Nacht.
    ,Bin ich deine Tochter, bist du mein Vater?' Er hört die verborgene Botschaft und wendet sich ab.
    Sie legt ihm ihre weiße Hand auf den Arm. ,Du bist nicht mein Vater, obwohl ich dich mein ganzes Leben liebe.
    Mehr als sonst jemanden.'
    ,Marjan, dein Vater muss dir einen Mann suchen. Die Zeit ist gekommen. Ich muss dir einen Mann suchen.' Das Lächeln um ihre rosigen Lippen erstirbt. ,Was brauche ich einen Mann, wenn ich dich habe? Ich wünsche mir keinen anderen Mann. '„
    Die Sängerin brach ab, die Musik strebte einem Crescendo entgegen und endete. „Das Stück ist aber noch nicht zu Ende?" flüsterte Caroline mit halberstickter Stimme und fühlte sich noch ganz im Bann der Musik und der Erzählung.
    Kaifar trank von seinem Wein. „Nein." Die Frau legte ihr Instrument beiseite, stand auf und trat an einen der Tische. Ein Mann gab ihr Geld, sie wechselten ein paar Worte und dann kam sie zu Caroline und Kaifar an den Tisch. Kaifar sprach mit ihr und gab ihr ebenfalls Geld.
    Endlich war etwas von dem Bann verflogen. „Wenn sie genug Geld bekommt, fährt sie mit ihrer Geschichte fort?" scherzte Caroline leise.
    „Zur Kunst der Geschichtenerzähler hat schon immer dazugehört, dass sie die Spannung bis zum Höhepunkt aufbauen und dann aufhören."
    Caroline lächelte. „Scheherazade gilt als das Musterbeispiel dieser Kunst?"
    Kaifar nickte zustimmend.
    Der Kellner brachte ihnen den ersten Gang, „naan" mit frischen grünen Kräutern, weißem Ziegenkäse und mehreren anderen kleinen Happen, die Caroline nicht kannte. Sie brach sich ein Stück von dem Fladenbrot ab und tat es Kaifar gleich, der sich ein paar zarte Kräuter nahm und in das Brot schob. Die Frische der Kräuter entfaltete sich beim ersten Bissen.
    „Kennen Sie das Ende?" fragte Caroline. Die Sängerin ging noch von einem Tisch zum anderen.
    „Jeder kennt das Ende. Es ist eine bekannte Geschichte."
    „Erzählen Sie mir, wie sie endet."
    Kaifar legte sein „naan" hin und beugte sich vor. Er lächelte freundlich, und sie erinnerte sich, wie er vorhin in ihrem Hotelzimmer mit ihr gesprochen und sie angesehen hatte. Sie wich ein wenig zurück, aber Kaifar fuhr im Flüsterton fort.
    „Marjan versucht dem Freund ihres Vaters zu erklären, dass sie ihn liebt wie einen Ehemann und nicht wie einen Vater, aber er tut so, als würde er sie nicht verstehen. Dann bittet sie ihn, zu warten und sie noch nicht zu verheiraten. Aber er sucht ihr einen gut aussehenden jungen Mann, und da er seine Liebe für aussichtslos hält, verheiratet er sie mit ihm. Danach erkrankt der Freund ihres Vaters an seiner unerfüllten Liebe. Marjan besucht ihn, aber selbst auf dem Totenbett gibt er sein Geheimnis nicht preis. Als er stirbt, nimmt Marjan den Papagei zu sich, der bis zum Schluss sein Gefährte war. So sitzt sie da und trauert um den Mann, den sie liebte. Da wiederholt der Papagei die Worte, die er so oft gehört hat. ,Marjan, ich sterbe aus Liebe zu dir!' So erfährt Marjan die Wahrheit."
    Caroline war tief bewegt von der Geschichte. Tränen brannten in den Augen, und für eine Weile fehlten ihr die Worte. „Warum?" flüsterte sie schließlich. „Warum konnte er es ihr nicht sagen?"
    Kaifar musterte sie aufmerksam. „Er hat wohl seiner Pflicht treu sein wollen. Die Menschen begehen aus verschiedenen Gründen Verrat an der Liebe, manchma l aus guten, manchmal aus schlechten."
    Die Menschen begehen Verrat an der Liebe. Wollte er damit etwa sagen, dass sie Verrat an der Liebe beging, da sie David heiratete? Bewegte sie deshalb die Geschichte so sehr? David war der Freund ihres Vaters, aber er liebte sie nicht und sie ihn auch licht. Wieso sollte das ein Verrat an der Liebe sein? Schließlich liebte sie auch zur Zeit keinen anderen Mann. Eines Tages mochte das vielleicht mal passieren.
    Nicht wenn ich David heirate, ging es ihr durch den Sinn. Das erschien ihr plötzlich klar. Die Heirat mit David würde ihr das Herz brechen und ihr die Fähigkeit rauben, überhaupt jemanden zu lieben. Warum hatte sie das nicht eher erkannt? Was ihre Eltern von ihr verlangten,
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