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Liebesnaechte im Palast

Liebesnaechte im Palast

Titel: Liebesnaechte im Palast
Autoren: Alexandra Sellers
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werden?
    Wie würden sie diese Nachricht verkraften?
    Schließlich versiegten ihre Tränen. Sie trocknete sich die Wangen mit der Serviette und schaute auf. Wenigstens starrte niemand in ihrer Nähe sie an. Sie nahm sich ein neues Stück „naan" und rang sich durch, es zu essen. Nach den ersten Bissen wurde es leichtert Kaifar tat es ihr gleich, ohne etwas zu sagen.
    Das Lied endete mit dem Ruf der Sängerin: „Marjan! Marjan! Marjan!" Dabei ahmte sie die krächzende Stimme eines Papageis nach, um die Tragik des Liedes zu unterstreichen. Die Gäste applaudierten. Der Kellner erschien mit dem Hauptgang, und eine kühle Brise wehte durch den Garten.
    Caroline setzte sich gerade und beschloss, dass sie besser ein paar Dinge klarstellen sollte.
    Ihr mariniertes, gegrilltes Hähnchen sah appetitlich aus. Sie griff nach Messer und Gabel und fragte: „Hätten Sie hier auch heute zu Abend gegessen, wenn mein Verlobter mitgekommen wäre?"
    Kaifar zog die Brauen in die Höhe. „Ich meine ..." Sie errötete über ihre Ungeschicklichkeit.
    Schließlich wollte sie einen gewissen Abstand herstellen. Dass es zwischen ihnen sogar einen Klassenunterschied gab, daran wollte sie nicht denken. „Ich meine, gehen Sie jedes Mal mit Ihren Kunden essen?"
    Drei Männer an einem der Nachbartische standen auf und begannen zu dem neuen Lie d der Sängerin zu tanzen. Unwillkür lich schaute Caroline zu ihnen hinüber. Sie sahen aus wie Männer von der Straße, waren mittleren Alters und trugen weite Hosen sowie Hemden, deren Ärmel sie aufgerollt hatten. Sie reckten die Arme bis über ihre Köpfe und schwenkten die Hüften wie Bauchtänzerinnen.
    Kein Mann in New York würde sich spontan zu so etwas hin reißen lassen, dachte Caroline. Doch es wirkte anziehend und maskulin auf eine ursprünglichen Art und Weise. Was sich in die sem Verhalten ausdrückte, war eine Eigenschaft, die Kaifar mit diesen Männern gemeinsam hatte.
    „Nicht alle Leute wünschen sich einen Vollzeitfremdenführer", erwiderte er. „Aber in Ihrem Fall ist das etwas anderes."
    Sie wandte sich wieder zu ihm. „Warum?"
    „Weil Sie einen Preis gewonnen haben", erwiderte er, als wäre das selbstverständlich. „Ich esse mit Ihnen zu Abend, damit Sie Ihren Urlaub so richtig genießen können. Eine Frau isst nicht gern allein."
    Caroline wurde verlegen. Ob Kaifar sich auch sonst um die emotionalen und sexuelle n sowie die gesellschaftlichen Bedürfnisse seiner Kundinnen kümmerte?
    „Bezahlt die Firma auch Ihr Essen?"
    „Machen Sie sich Sorgen um meine Brieftasche?" fragte er lä chelnd.
    Da spürte sie, wie verwegen ihre Frage war. Irgendwie schaffte er es, sie immer wieder zu verunsichern. „Ich habe mir nur so meine Gedanken gemacht", bemerkte sie.
    „Kann es sein, dass Sie gern wüssten, welche Dienstleistungen noch zu Ihrem Preis gehören?"
    Kaifars Anspielung war eindeutig, und sein Interesse spiegelte sich selbst bei Kerzenschein sichtbar in seinem Blick wider.

5. KAPITEL
    Der Vollmond stieg in den schwarzen Himmel hinauf, und während Caroline ihm zusah, erinnerte sie sich an Kaifars Blick, mit lern er ihr ein eindeutiges Angebot gemacht hatte. Noch jetzt spürte sie das elektrisierende Verlangen, das sie bei seinem Vorschlag durchflutet hatte und das sie abwechselnd schwach und stark machte.
    „Reden Sie nicht so mit mir", hatte sie ihn gebeten und sich um einen energischen Ton bemüht, in der Hoffnung, ihn irreführen zu können. „Ich bin nicht in Ihr Land gekommen, auf der Suche nach einem Urlaubsflirt."
    „In Ihrer Sprache gibt es ein Wort für das Auffinden eines Schatzes, den man nicht gesucht hat, glaube ich."
    Im Hintergrund blieb das rhythmische Klagen der alten Frau zu hören. Caroline wich Kaifars beunruhigendem Blick aus. „Für das, was Sie machen, gibt es auch ein Wort in meiner Sprache.
    Sexuelle Belästigung", entgegnete sie.
    Sein Lachen klang frei und unbeschwert. „Caroline, zwischen uns gibt es eine Verbindung. Das haben Sie auch gespürt."
    Darauf vermochte sie nichts zu erwidern.
    „Wie alt ist Ihr Verlobter?" flüsterte er. „Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, hatte nicht die Stimme eines jungen Mannes." Dazu sagte sie nichts. „Eine Frau mit Ihrer Lebenskraft sollte sich nicht an jemanden binden, dessen Energien bereits versiegt sind."
    „Caroline", hauchte er so dicht an ihrem Ohr, dass sie jede Silbe ihres Namens überdeutlich hörte.
    Eigentlich hätte sie zurück weichen sollen. „Ich kann Ihnen Erinnerungen
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