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Liebesnacht mit einem Mörder

Liebesnacht mit einem Mörder

Titel: Liebesnacht mit einem Mörder
Autoren: J. D. Robb
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ein ernsthaftes Problem.
    Weihnachten, beschloss sie, als der Weihnachtsmann begann, die verschiedenen Geschäfte in der New Yorker Sky Mall anzupreisen, war schlichtweg ätzend.
    Trotzdem wurde ihre Laune besser, als sie am Broadway in den vorhersehbaren Stau geriet. Vierundzwanzig Stunden täglich, sieben Tage in der Woche, wurde hier gefeiert. Auf den Gleitbändern drängten sich Menschen, die fast ausnahmslos betrunken, stoned oder beides waren, und die Schwebegrillbesitzer standen vor Kälte zitternd hinter ihren qualmenden Grills. Hatte ein Verkäufer hier einen Platz ergattert, gab er ihn freiwillig garantiert nicht mehr her.
    Sie öffnete das Fenster einen Spaltbreit und sog den Duft von gerösteten Kastanien, Soja-Dogs, Rauch und menschlichen Ausdünstungen in sich ein. Irgendjemand sang eine monotone Weise über den Untergang der Welt. Und als eine Horde Fußgänger bei Rot über die Straße strömte, hupte ein Taxifahrer deutlich lauter, als dem Gesetz zur Lärmvermeidung nach gestattet war. Von oben drang das gut gelaunte Furzen der Airbusse an ihr Ohr, und die ersten Werbeflieger priesen bereits lautstark irgendwelche Waren an.
    Eve verfolgte, wie zwei Frauen, Straßendirnen, wie sie annahm, anfingen zu streiten. Die lizensierten Gesellschafterinnen mussten ihr jeweiliges Revier genauso vehement verteidigen wie die Verkäufer von Esswaren und Getränken. Sie überlegte, ob sie ihr Fahrzeug verlassen und dem Streit ein Ende machen sollte, doch in diesem Augenblick verpasste die kleine Blondine ihrer großen rothaarigen Konkurrentin einen gezielten Faustschlag und rannte, Haken schlagend wie ein Kaninchen, durch das Gewühl davon.
    Wirklich clever, dachte Eve beifällig, als die Rothaarige sich mühsam wieder hochrappelte, den Kopf schüttelte und einfallsreiche Obszönitäten hinter der Rivalin herkreischte.
    Das hier, überlegte Eve zufrieden, das hier ist mein New York.
    Mit einem gewissen Bedauern erreichte sie die relativ ruhige Siebte und fuhr zügig weiter Richtung Zentrum. Sie brauchte endlich wieder etwas zu tun. Die Wochen der erzwungenen Ruhe machten sie gereizt. Sie kam sich schwach und nutzlos vor, deshalb hatte sie schon eine Woche früher als vom Arzt empfohlen den erforderlichen Gesundheitscheck der Polizei über sich ergehen lassen…
    …und gerade man so eben bestanden.
    Doch sie hatte ihn bestanden und umgehend die Arbeit wieder aufgenommen. Wenn sie jetzt noch ihren Vorgesetzten davon überzeugen könnte, sie den Dienst am Schreibtisch gegen die Feldarbeit tauschen zu lassen, wäre sie ein rundum zufriedener Mensch.
    Mit halbem Ohr lauschte sie auf die Meldung, die gerade aus dem Äther kam. Schließlich finge ihr Dienst ja erst in drei Stunden an.
    An alle Einheiten in der Nähe der Siebten, 6843, Appartement 18B. Es wurde ein 1222 gemeldet, der bisher noch nicht bestätigt worden ist. Wenden Sie sich an den Mann in Appartement 2A. An alle Einheiten in der Nähe der…
    Ehe die Zentrale die Meldung wiederholen konnte, klinkte Eve sich ein. »Zentrale, hier spricht Lieutenant Eve Dallas. Ich bin zwei Minuten von dem Haus entfernt und fahre sofort hin.«
    Verstanden, Lieutenant Dallas. Bitte machen Sie bei Ankunft Meldung.
    »Verstanden. Gesprächsende.«
    Sie parkte am Straßenrand und musterte das stahlgraue Gebäude. Hinter einigen der Fenster brannten Lichter, in der achtzehnten Etage jedoch war es stockdunkel. Ein 1222 hieß, dass von einem anonymen Anrufer ein Familienstreit gemeldet worden war.
    Eve stieg aus ihrem Wagen und legte geistesabwesend die Hand auf die Stelle unter ihrer Schulter, an der sie ihre Waffe trug. Es machte ihr nichts aus, den Tag mit Schwierigkeiten zu beginnen, doch gab es keinen Cop auf Erden, der einem Familienstreit nicht lieber aus dem Weg gegangen wäre.
    Es schien nichts zu existieren, was erboste Eheleute lieber taten, als ihren Zorn gegen den armen Kerl zu richten, der versuchte, sie daran zu hindern, sich zum Beispiel wegen der Miete gegenseitig zu ermorden.
    Die Tatsache, dass sie die Sache freiwillig übernommen hatte, zeigte, dass sie mit ihrer momentanen Schreibtischarbeit echt unzufrieden war.
    Eve joggte die kurze Treppe hinauf zum Eingang und suchte Appartement 2A.
    Als der Bewohner argwöhnisch durch den Spion sah, zückte sie ihren Ausweis und hielt ihn ihm, als er die Tür einen winzigen Spalt öffnete, dicht vor die zusammengekniffenen Augen. »Sie haben Probleme?«
    »Keine Ahnung. Die Bullen haben bei mir angerufen. Ich bin nur der
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