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Liebesnacht mit einem Mörder

Liebesnacht mit einem Mörder

Titel: Liebesnacht mit einem Mörder
Autoren: J. D. Robb
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liebevoll lächelnd ansah, brach sie die Übertragung hastig ab, ging mit ihrer Kaffeetasse in das angrenzende Bad und machte sich fit für den anbrechenden Tag.
    Sie schlich sich zwar nicht gerade aus dem Haus, bewegte sich aber zumindest sehr leise. Trotz der frühen Stunde war sie der festen Überzeugung, dass auch Summerset längst auf den Beinen war, und sie ging Roarkes Hauptfeldwebel – oder wie immer man so einen Menschen nannte, der alles wusste, alles tat und seine Hakennase allzu oft in ihre Angelegenheiten steckte –, so gut es ging, aus dem Weg.
    Seit sie beide einander während ihres letzten Falles näher gerückt waren, als ihnen beiden lieb gewesen war, gab er sich ebenfalls die größte Mühe, ihr nicht allzu häufig zu begegnen.
    Bei der Erinnerung an ihren letzten Fall rieb sie sich geistesabwesend die Schulter. Morgens und am Ende eines langen Tages machte sie ihr noch etwas zu schaffen. Nie wieder würde sie von einem Schuss aus ihrer eigenen Waffe erwischt werden wollen. Weitaus schlimmer jedoch war die Tatsache gewesen, dass Summerset ihr danach, als sie zu schwach gewesen war, um ihm dafür einen Tritt in sein knochiges Hinterteil zu geben, literweise Medikamente in den Hals gegossen hatte.
    Sie zog die Haustür behutsam hinter sich ins Schloss, sog die kalte Dezemberluft tief in ihre Lungen ein – und fluchte.
    Sie hatte ihr Fahrzeug vor allem deshalb am Fuß der Treppe stehen lassen, um Summerset zu ärgern. Und er hatte es umgeparkt, weil er genau wusste, dass sie sich darüber aufregen würde. Da sie vergessen hatte, die Fernbedienung für die Garage und den Wagen mitzubringen, stapfte sie knurrend über den gefrorenen Rasen. Vor lauter Kälte brannten ihre Ohren und lief ihre Nase wie die eines kleinen Kindes.
    Sie bleckte die Zähne, gab mit handschuhlosen Fingern den Zugangscode für die Garage ein und betrat den auf Hochglanz polierten, wohlig temperierten Raum.
    Auf zwei Ebenen waren elegante PKWs, Motorräder, Sky-Scooter und ein zweisitziger Minicopter verteilt. Ihr erbsengrüner Dienstwagen wirkte im Vergleich zu den übrigen Modellen wie ein räudiger Straßenköter inmitten einer Rotte schlanker Rassehunde mit seidig schimmerndem Fell. Doch zumindest war er neu, sagte sie sich, als sie sich hinter das Lenkrad setzte. Und alles funktionierte.
    Das Fahrzeug sprang problemlos an. Der Motor schnurrte wie ein Kätzchen. Auf ihren Befehl wehte aus den Lüftungsschlitzen herrlich warme Luft, die Lampen im Armaturenbrett machten ihr deutlich, dass es keinerlei Probleme mit der Technik gab, und zusätzlich erklärte eine ruhige Stimme, sämtliche Systeme wären betriebsbereit und sie könne fahren.
    Eher hätte sie sich in der Hölle schmoren lassen, als offen zuzugeben, dass ihr die zahllosen Marotten ihres alten Fahrzeugs fehlten.
    In gemessenem Tempo rollte sie aus der Garage und die gewundene Einfahrt hinunter in Richtung des lautlos für sie zur Seite gleitenden schmiedeeisernen Tors.
    Die Straßen in dieser noblen Gegend waren ruhig und sauber, und die Bäume am Rand des großen Parks waren mit diamantglitzerndem Raureif überzogen. Tief im Inneren der Grünanlage brachten sicher irgendwelche Junkies und Knochenbrecher ihr nächtliches Treiben zu einem unglücklichen Abschluss. Hier jedoch gab es nur auf Hochglanz polierte, steinerne Gebäude, breite Alleen und das ruhige Dunkel vor Anbruch des morgendlichen Dämmers.
    Sie fuhr unzählige Blocks, ehe sie die erste grell-bunte Anzeigetafel sah. Der rotwangige Weihnachtsmann, der mit seinem breiten Grinsen wirkte wie ein überdimensionaler Waldschrat auf Zeus, flog mit seinem von einer Herde Rentieren gezogenen Schlitten durch den Himmel, brüllte alle paar Sekunden Ho, ho, ho und erinnerte die Menschen daran, wie viele Einkaufstage ihnen bis zum Weihnachtsabend blieben.
    »Ja, ja, du feister Hurensohn, ich habe es gehört.« Stirnrunzelnd bremste sie an einer Ampel. Nie zuvor hatte sie sich über Weihnachten Gedanken machen müssen. Es war einzig darum gegangen, irgendeinen Schwachsinn für Mavis aufzutreiben und möglicherweise etwas Essbares für Feeney.
    Sonst hatte es in ihrem Leben niemanden gegeben, für den sie hätte Geschenke besorgen und einpacken müssen.
    Was zum Teufel kaufte man für einen Mann, der nicht nur alles hatte, sondern obendrein die meisten Fabriken, in denen diese Dinge hergestellt wurden, besaß? Für eine Frau, die lieber in einer handfesten Auseinandersetzung siegte, statt einkaufen zu gehen, war das
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