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Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)

Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)

Titel: Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)
Autoren: Julia James
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Andererseits wusste sie jedoch, dass sie nur durch den Tod ihrer Mutter in der Lage gewesen war, von zu Hause wegzugehen. Hätte ihre Mutter noch gelebt und wäre weiterhin auf sie angewiesen, hätte sie das nicht gekonnt. Doch auch aus anderen Gründen hatte ihre Mutter Angst davor gehabt, ihre Tochter ziehen zu lassen. Und als Marisa schließlich kurz vor der Abreise nach London gestanden hatte, war sie ein letztes Mal zum Grab ihrer Mutter gegangen.
    „Ich ziehe nach London, Mum. Ich weiß, dass du dir deswegen Sorgen machen wirst, aber ich verspreche dir, dass mir nicht dasselbe passieren wird wie dir. Niemand wird mir das Herz brechen und meine Träume platzen lassen.“
    Als der Piepton der Mikrowelle ertönte, ging Marisa zurück in die Küche, nahm das Essen heraus und bereitete ihren Tee. Nein, ich werde nicht in Selbstmitleid versinken, dachte sie energisch. Sie würde sich einen gemütlichen ruhigen Abend machen und es sich gut gehen lassen.
    Sie drehte die Heizung auf und genoss die wohlige Wärme. Dann machte sie es sich auf dem Sofa bequem und sah sich eine Sendung über die Tierwelt in einer heißen tropischen Gegend an. Sehnsüchtig betrachtete Marisa den palmengesäumten Strand. Wie schön wäre es, jetzt in so einer tropischen Idylle zu sein, zusammen mit Ian …
    Schnell verdrängte sie diesen Gedanken und rief sich wieder zur Vernunft. Nein, Ian konnte nicht mit ihr verreisen. Er würde niemals auch nur einen einzigen Urlaubstag mit ihr verbringen. Das war nun einmal die harte Wahrheit. Ian konnte dieses Apartment für sie mieten, ihr ein wunderschönes Diamantcollier schenken und Geld überweisen, damit sie sich herrliche Outfits kaufte. Doch eins konnte er ihr nicht schenken: seine Zeit.
    Marisa griff nach ihrem Tee und versuchte, sich auf die Fernsehsendung zu konzentrieren. Der Moderator hatte irgendeinen Akzent, den sie äußerst attraktiv fand. War er Spanier oder vielleicht Franzose? Unwillkürlich fragte sie sich, ob der Mann, dem sie am Fahrstuhl begegnet war, denselben Akzent gehabt hatte. Marisa schloss die Augen und rief sich seine Stimme in Erinnerung.
    Ja, es stimmte. Und nicht nur der Akzent des Moderators war ähnlich, sondern auch der dunkle Teint und das tiefschwarze Haar. Marisa rief die Info-Funktion ihres Fernsehers auf und erfuhr, dass der Moderator Grieche war. Ob der Unbekannte auch aus Griechenland kam? Wer mochte er sein? Er hatte so unglaublich gut ausgesehen …
    Ist doch völlig egal, wer er ist, rief sie sich zur Ordnung. Ihre Begegnung hatte nur knapp zwei Minuten gedauert. Und so zurückhaltend, wie die Bewohner des Apartmentblocks waren, würde sie ihn wahrscheinlich ohnehin nie wiedersehen. Marisa schaltete zu einem anderen Programm.
    Zwei Stunden später war sie noch immer unruhig und unentschlossen, ob sie schlafen gehen oder einen Film sehen sollte. Es war erst neun Uhr und so still, als wäre sie der einzige Mensch weit und breit. Marisa beschloss, ins Bett zu gehen und etwas Sinnvolles zu lesen, zum Beispiel ihren neuen Geschichtsführer über London.
    Seit dem College hatte sie kaum mehr Gelegenheit gehabt, sich weiterzubilden, was zu zutiefst bedauerte. Außerdem wollte sie auf Ian nicht dümmlich wirken. Er war zwar kein Intellektueller, kannte sich aber mit Wirtschaft und Zeitgeschehen sehr gut aus.
    Als Marisa den Fernseher ausschaltete, klingelte es an der Tür. Das war noch nie passiert. Wer, um alles in der Welt, konnte das sein? Verwirrt ging sie zur Tür und blickte durch den Spion, konnte jedoch nur verzerrt jemanden in einem dunklen Anzug sehen.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür mit vorgelegter Sicherheitskette einen Spalt weit und hörte eine tiefe Stimme mit Akzent sagen: „Tut mir sehr leid, dass ich Sie störe …“
    Marisa spürte, wie sie leicht erbebte. „Einen Moment.“ Sie löste die Sicherheitskette und öffnete die Tür weiter. Vor ihr stand der Mann, dem sie beim Fahrstuhl begegnet war.
    „Kann ich Sie um einen Gefallen bitten?“, fragte er höflich.
    Als er leicht lächelte, betrachtete sie wie gebannt sein Gesicht und öffnete unwillkürlich die Lippen. „N…natürlich.“ Marisa hielt sich am Türrahmen fest.
    „Ich bin heute für die nächsten Wochen neben Ihnen eingezogen und habe vergessen, mir Lebensmittel liefern zu lassen. Könnten Sie mir vielleicht mit etwas Milch und Kaffee aushelfen?“
    Er sah sie fragend mit seinen dunklen Augen an, die von unglaublich langen Wimpern umkränzt waren, wie Marisa benommen
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