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Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)

Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)

Titel: Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)
Autoren: Julia James
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Verabredungen war ihm anzusehen, dass ihre neuen Outfits ihm sehr gefielen.
    Aber nicht nur vom Shoppen war Marisa begeistert. London hatte so viel mehr zu bieten! Endlich konnte sie sich die berühmten Sehenswürdigkeiten ansehen und die kulturelle und historische Vielfalt der Stadt genießen. Sie fuhr mit dem London Eye, ging ins Theater und sah Stars live auf der Bühne. Und sie musste nicht auf den billigsten Plätzen sitzen, sondern saß im Parkett oder im ersten Rang. Und zurück fuhr sie nicht mit der überfüllten U-Bahn, sondern mit dem Taxi.
    Das alles hatte Marisa spannend, unterhaltsam und wunderschön gefunden. Doch sie war immer allein gewesen. Nicht ein einziges Mal hatte Ian sie begleitet. Darüber war er ebenso unglücklich wie sie selbst, wie er mehrmals betonte. „Ich wünschte, wir könnten zusammen ausgehen. Aber das geht einfach nicht“, sagte er immer gequält. Und Marisa wusste, dass sie auf keinen Fall zusammen gesehen werden durften. Es war schon riskant genug, dass sie sich überhaupt trafen. Mehr durfte sie nicht erwarten oder gar von ihm verlangen.
    Sie musste dankbar sein für die Zeit, die Ian und sie zusammen hatten. Er war so gut und großzügig ihr gegenüber, und sie war unsagbar froh, dass sie sich begegnet waren.
    Marisa stand auf, ging in die Küche und versuchte, nicht niedergeschlagen zu sein, weil er eines ihrer ohnehin seltenen Treffen abgesagt hatte. Ich darf nicht traurig sein, weil ich allein bin, dachte sie streng. Immerhin führte sie jetzt doch ein komfortables, luxuriöses Leben – und alles dank Ian.
    Doch als sie Wasser aufsetzte und ihr Essen zum Aufwärmen in die Mikrowelle schob, konnte sie sich nicht darüber freuen, dass ihr nach der schäbigen Küchenzeile ihres Ein-Zimmer-Apartments oder der alten Küche im Cottage mit der alten steinernen Spüle und den altersschwachen Holzschränken nun dieser luxuriöse Raum zur Verfügung stand. Stattdessen fühlte sie sich traurig und leer.
    Um dieses Gefühl loszuwerden, ging sie ins Wohnzimmer und ließ den Blick umherschweifen: über die hellgrüne Sitzgarnitur, den dicken Teppich aus dunkelgrüner Wolle und die silbrigen Vorhänge am Fenster, durch das man einen tollen Ausblick hatte. Marisa sah nach unten, wo zwei Stockwerke tiefer die Straße ruhig dalag. Die Bäume, die im Frühjahr blühen würden, waren jetzt kahl.
    Elegante Wagen standen aufgereiht am Straßenrand, denn in diesem teuren Teil Londons zu wohnen konnten sich nur sehr reiche Menschen leisten. Marisa war froh, dass Ian ihr ein Apartment in einer so ruhigen Gegend und so nah am Holland Park ausgesucht hatte. London faszinierte sie zwar sehr, doch sie war die Stille gewohnt, die auf dem Land herrschte.
    Die Dämmerung brach herein, und nur wenige Leute waren noch unterwegs. Es herrschte eine kühle Trostlosigkeit, die nach Marisa zu greifen schien. Denn sie kannte außer Ian niemanden in London. Die Frauen, mit denen sie kurz zusammengearbeitet hatte, kamen alle aus dem Ausland, sodass sie eine Außenseiterin gewesen war. Natürlich hatte sie gewusst, dass es in London am Anfang für sie schwer sein würde. Doch ihr war nicht klar gewesen, wie groß und chaotisch die Stadt war – und wie einsam sie sich inmitten dieser riesigen Menge Menschen fühlen würde. Und das tat sie, trotz ihres Luxusapartments.
    Wütend darüber, dass sie sich so ihrem Selbstmitleid hingab, wandte Marisa sich abrupt vom Fenster ab, zog die Vorhänge zu und schaltete eine Lampe an. Sie würde jetzt Tee trinken, sich irgendetwas im Fernsehen ansehen, dann später etwas kochen und früh ins Bett gehen. Ich habe überhaupt keinen Grund, mich zu beschweren oder zu bedauern, schärfte sie sich ein.
    Außerdem war sie es doch gewohnt, allein zu sein. Schließlich hatte sie allein mit ihrer Mutter am Rand von Dartmoor gelebt. Und in den letzten Jahren, als sie die Trauer über den Tod ihrer Mutter überwältigt hatte, waren oft mehrere Tage vergangen, ohne dass Marisa eine andere Menschenseele gesehen hatte. Erst nach über einem Jahr hatte sie ihren schweren Verlust einigermaßen verarbeitet, obwohl er im Grunde fast eine Erleichterung gewesen war.
    Vier Jahre zuvor war ihre Mutter von einem Auto angefahren worden und hatte seitdem im Rollstuhl sitzen müssen, was für sie eine furchtbare Qual gewesen war. Der Unfall hatte auch ihr Herz geschwächt, und so war sie vor eineinhalb Jahren an einem Herzanfall gestorben.
    Marisa hatte den Schmerz damals kaum ertragen können.
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