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Liebeslied für einen Prinzen

Liebeslied für einen Prinzen

Titel: Liebeslied für einen Prinzen
Autoren: RAYE MORGAN
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Alles war besser als diese langweiligen Gespräche und Maßregelungen. „Wann treffe ich sie?“
    „Sie wartet bereits in der Bibliothek. Tours begleitet Sie.“
    Erst als sie durch die Korridore über den Marmorfußboden und vorbei an kostbaren Wandgemälden schritten, fiel Adam ein, dass es sich bei dieser Historikerin um Elenas Freundin handeln könnte. Und tatsächlich entdeckte er Susan Nablus in der Bibliothek, nachdem Tours die hohen und golden verzierten Flügeltüren geöffnet hatte.
    „Adam!“, sagte sie und kam ihm entgegen. „Ich freue mich. Bitte, setzen Sie sich. Sie brauchen einen Schnellkurs in der Geschichte von San Rinaldi, wie ich höre.“
    Er wollte schon einwenden, dass das unnötig war, weil Elena ihm bereits alles Wichtige beigebracht hatte. Susan brachte ihn jedoch mit einem vielsagenden Blick und einem unauffälligen Zeichen zum Schweigen. Sie warteten, bis Tours die Bibliothek verlassen hatte.
    „Ja, ja, ich weiß“, meinte sie und schüttelte den Kopf, da Adam seine Einwände gegen einen Geschichtsunterricht vorbringen wollte. „Aber als man mir dieses Treffen mit Ihnen vorschlug, hielt ich es für eine gute Gelegenheit, um Ihnen etwas Wichtiges zu zeigen. Ich habe es unter den Papieren Ihres Vaters gefunden. Wissen Sie, ich habe meine Arbeit in den Schlossarchiven begonnen, und gleich zu Beginn entdeckte ich einen an Sie gerichteten Brief.“
    Schweigend rührte Adam sich nicht von der Stelle. Für einen Moment verschwamm alles vor seinen Augen, und ihm wurde schwindelig. Er hatte ein seltsames Rauschen in den Ohren und glaubte, womöglich in Ohnmacht zu fallen.
    „Leider kann ich Ihnen den Brief nicht überlassen“, fuhr Susan fort. „Trotzdem finde ich, Sie sollten ihn wenigstens lesen. Hier, bitte.“
    Sie holte aus einer Mappe ein Blatt und legte es auf den Tisch. Langsam griff Adam danach und begann zu lesen.
    Dieser Brief ist an den Sohn gerichtet, den ich nie kennengelernt habe.
    Ich habe Dich letzte Woche in Rom gesehen. Wir standen uns gegenüber, und an Deinem Blick habe ich Dich erkannt. Ich wusste sofort, wer Du bist.
    Leider konnte ich nicht mit Dir sprechen, und ich kann mich auch jetzt nicht offiziell an Dich wenden, aber ich möchte niederschreiben, was ich Dir gern in diesem Kaufhaus gesagt hätte. Das tue ich hiermit, und ich hoffe, dass Du diesen Brief eines Tages lesen wirst.
    Adam überflog die Zeilen. Es konnte ihm gar nicht schnell genug gehen. Anschließend las er das Schreiben noch einmal in Ruhe durch. Er ließ sich bei einzelnen Abschnitten besonders viel Zeit, lächelte über einige Sätze oder runzelte die Stirn, wenn ihm etwas merkwürdig erschien. Nachdem er den Brief ein drittes Mal durchgegangen war, legte Adam ihn schließlich aus der Hand.
    „Danke“, sagte er schlicht und schob Susan lächelnd das Blatt zu. „Sie haben mir ein wertvolles Geschenk gemacht. Endlich spüre ich, dass ich einen richtigen Vater hatte. Dieses Gefühl war mir bisher fremd.“
    „Ich freue mich für Sie“, erwiderte Susan leise und hatte Tränen in den Augen.
    Zuerst staunte Adam darüber. Dann merkte er, dass auch ihm die Tränen gekommen waren. Lachend wischte er sie weg. Echte Tränen und ein echter Vater!
    Als er am Abend mit Elena im Garten saß und zum Mond hochblickte, erzählte Adam ihr von dem Brief.
    „Und was hat dein Vater geschrieben?“, fragte sie interessiert.
    „Eigentlich nicht viel. Es täte ihm leid, dass er nicht für mich da sein konnte, wenn ich ihn brauchte. Er würde sich wünschen, mich näher zu kennen und dass ich meine Geschwister kennenlernte. Übrigens werde ich sie wahrscheinlich demnächst wirklich treffen.“
    „Und die paar Worte haben genügt, dass du förmlich auf Wolken schwebst?“
    „Ja, das hat genügt“, bestätigte er lächelnd. „Es gab einen Vater, der wusste, dass es mich gibt. Das ist viel mehr, als ich noch gestern hatte. Natürlich bedeutet es im Grunde nicht wahnsinnig viel, aber es ist besser als gar nichts.“
    Nachdenklich nickte Elena. „Merkst du jetzt, wie wichtig dir dein Vater ist, sogar einer, den du nur von einmal sehen und aus einem Brief kennst?“
    „Worauf willst du hinaus?“
    „Denk an Jeremy und daran, was er von dir braucht. Lass nicht zu, dass dir das Leben am Hof den Sohn raubt, wie es deinem Vater passiert ist.“
    Sie hatte recht. Aber Adam war sowieso fest entschlossen, Jeremy bei sich zu behalten. Wenn ihm die Krone von San Rinaldi deshalb verweigert wurde, war sie nicht die Mühe
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