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Liebeskind

Liebeskind

Titel: Liebeskind
Autoren: C Westendorf
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schleppend geklungen, dachte Anna.
    „Ich glaube, sie hat Paula betäubt oder so. Sie lallt, als hätte sie literweise Alkohol getrunken“, flüsterte sie Weber zu.
    „Ach, du weißt nicht, was ich meine? Scheiße, bist du wirklich so blöde, Paula? Dabei habe ich gedacht, dass du anders bist. Dass du ein bisschen bist wie ich. Schade, es hätte so schön mit uns werden können.“
    „Ich möchte, dass du mich jetzt losmachst. Unten steht der Prosecco herum und wird schal.“
    „Später vielleicht. Weißt du denn wirklich nicht mehr, wer ich bin?“
    Plötzlich fiel Paula eine Geschichte aus ihrer Schulzeit ein. Rainer, Torsten und ein paar andere Mitschüler aus deren Klasse hatten irgendein Mädchen, das Paula nicht weiter kannte, in eine ziemlich gemeine Falle gelockt. Kurz darauf war die Kleine verschwunden gewesen. Wie hatte sie noch geheißen?
    „Elsa?“
    Nun war es lange still, bis Anna und Weber von oben ein klatschendes Geräusch hörten und anschließend Paulas Stöhnen.

    „Ich habe diese schlimme Sache, die dir passiert ist, damals irgendwann von Torsten und Rainer gehört. Es tat mir echt leid für dich, auch wenn ich dich überhaupt nicht gekannt habe. Aber als ich dich nach den Sommerferien anrufen wollte, warst du bereits fort. Ich verstehe nur nicht, dass du dich anscheinend noch immer von irgendwelchen Scheißtypen beeindrucken lässt, Elsa. Was ist, wollen wir jetzt endlich zusammen die Füllung für die Gans in Angriff nehmen?“
    Elsas Lippen wurden schmal.
    „Dafür ist es leider zu spät.“
    Paula war näher an Elsa herangerückt. Sie versuchte, deren Haar zu berühren, aber ihre Hand fiel immer wieder auf den Boden hinunter. Nicht mehr lange, dann würde Paula vollkommen wehrlos sein.
    „Bitte sei nicht mehr böse. Wir können doch immer noch Freundinnen sein.“
    Elsa holte aus, wieder schlug sie Paula mit ihrer Faust ins Gesicht.
    „Nein, denn das sind wir nie gewesen, auch wenn ich kurz gedacht habe, dass wir es hätten werden können. Leider habe ich mich getäuscht, denn ich habe dich beobachtet, Paula. Hab auch diese blöde Kuh mit den kurzen Haaren gesehen, die bei dir ein- und ausgeht. Sie ist deine Freundin, Paula. Warum hast du mich überhaupt im Kaufhaus angesprochen?“
    Paula wischte sich das Blut aus ihrem rechten Auge und überlegte.
    „Weil du sympathisch bist, Elsa. Und schließlich kann man doch mehr als nur eine Freundin haben.“
    „So wie auch mehr als nur einen Kerl? Du vielleicht.“

    Unten neben der Treppe stieß Anna ihrem Kollegen Weber heftig in die Rippen.
    „Wir müssen auf diesen Boden hinaufkommen, ohne dass Elsa Hollstein uns bemerkt, Weber“, raunte sie ihm zu. „Wenn wir die Leiter nehmen, hat sie Zeit genug, um Paula zu töten, bevor wir sie überwältigt haben. Haben Sie eine Idee?“
    „Ich meine, wir ziehen jetzt in jedem Fall die Sondereinheit hinzu. Gehen wir wieder nach unten und gucken uns die Sache noch einmal von draußen an.“
    Während Weber um Verstärkung telefonierte, spähte Anna zum Dach des Hauses hinauf, wo sie eine geöffnete Luke im seitlichen Teil des Dachbodens entdeckte. Fieberhaft versuchte sich Anna an die Gegebenheiten auf Paulas Speicher zu erinnern, schließlich war sie selbst schon ein paar Mal mit ihrer Freundin dort oben gewesen. Der Dachboden von Paulas Haus war ein großer Raum mit Schrägen, der trotzdem hoch genug war, um darin stehen zu können. Paula hatte einmal scherzhaft gemeint, dass sie diesen Raum später vielleicht einmal als Zimmer ausbauen könnte, wenn sie erst den richtigen Partner gefunden hätte. Als Räuberhöhle für ihre Kinder oder auch als Rückzugsmöglichkeit für sich selbst. Anschließend war sie mit Anna zu einer Art Verschlag gegangen, zu einer mit einer Holztür abgetrennten Kammer, in der sie die Habseligkeiten ihrer verstorbenen Eltern aufbewahrte. In dieser Kammer hatte sich eine Dachluke befunden, die Paula immer einen Spalt breit offen ließ. Anna machte ihren Kollegen auf das geöffnete Fenster aufmerksam.
    „Die Dachluke da oben ist unsere Chance. Sie gehört zu einer Kammer, die vom Rest des Bodenraums nicht einzusehen ist.“

    An der Hauswand wuchs eine Glyzinie empor. Im Mai war diese Wand von Paulas Haus immer von einem Meer fliederfarbener Blüten geschmückt, jetzt aber war hier nicht mehr als ein Gewirr kahler, ineinandergewundener Äste. Um der Rankpflanze Halt zu geben, hatte Paula vor Jahren ein metallenes Gitter anbringen lassen, das bis zum Dachfirst
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