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Liebe, unendlich wie das Meer

Liebe, unendlich wie das Meer

Titel: Liebe, unendlich wie das Meer
Autoren: JESSICA BIRD
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Porzellanteller.
    Nachdenklich betrachtete sie das reichhaltige Angebot und versuchte zu erraten, was Alex gern aß. Mochte er sein Roastbeef lieber medium oder durchgebraten? Lieber Reis oder gratiniertes Gemüse? Viel Soße oder gar keine?
    Von den frisch gebackenen, noch warmen Brötchen legte sie ihm gleich zwei auf den Teller und fügte ein extra großes Stück Butter hinzu.
    „Bin gleich wieder da“, sagte sie zu niemand Bestimmtem.
    Trotzdem schienen die anderen sie gehört zu haben, denn plötzlich verstummten die Gespräche, und alle sahen sie mitleidig an. Als ob sie in die Höhle des Löwen ginge.
    Wieso hat er gerade mich ausgesucht?, fragte sie sich, als sie die Treppe hinaufstieg. Ob es ihm Spaß macht, mich zu quälen?
    Vor seiner Tür hielt sie inne und versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass er ein ganz normaler Mann war. Aber das stimmt nicht, widersprach ihre innere Stimme. Alex ist anders als andere Männer. Wild und ungezähmt, nicht zivilisiert und angepasst. Kein Wunder, dass er das Meer liebt. Die See ist genauso unberechenbar und frei wie er, und nur dort kann er sein ungezügeltes Wesen ausleben.
    Unwillkürlich musste sie an Reese denken. Ihr Mann war passionierter Segler gewesen, doch ebenso gern hatte er sein erfolgreiches Unternehmen geführt und sein Leben an Land genossen. Wenn er eine Woche oder länger gesegelt war, hatte er sich immer gefreut, wieder zu Hause zu sein.
    Alex dagegen ging nur an Land, wenn es unbedingt sein musste – alles in allem vier oder fünf Wochen im Jahr. Den Rest der Zeit trainierte er Mannschaften, überführte Jachten von einem Hafen zum anderen oder nahm an Regatten teil.
    Die letzten drei Monate mussten die Hölle für ihn gewesen sein.
    „Soll ich im Flur essen?“, rief Alex von drinnen.
    Erschrocken zuckte sie zusammen und öffnete die Tür. „Woher wusstest du …“
    „Es duftet.“
    Suchend sah sie sich um. „Wo soll ich das hinstellen?“
    „Hier.“ Er schob Tablettenröhrchen und ein leeres Glas auf seinem Nachttisch zur Seite.
    „Ich wusste nicht, was du magst, also habe ich von allem etwas gebracht.“ Sie stellte den Teller ab und griff nach dem Glas. „Soll ich dir Wasser holen?“
    „Ja, danke.“
    Erleichtert ging sie ins angrenzende Badezimmer, ließ das Wasser laufen, bis es kalt war, und füllte das Glas. Als sie zurückkam, hatte er das Essen noch nicht angerührt.
    „Du solltest anfangen, bevor es kalt wird“, sagte sie verunsichert, als sie seinen durchdringenden Blick auffing.
    „Ja, wahrscheinlich.“ Noch immer sah er sie unverwandt an. „Wie gut kennst du diesen Kerl?“
    „Wen?“
    „O’Banyon. So hieß er doch, oder?“
    Darauf war sie nun gar nicht gefasst. „Ganz gut, würde ich sagen“, stotterte sie überrascht. „Er war Reeses Investmentbanker, aber er ist auch eng mit Gray befreundet. Sie sind zusammen zur Schule gegangen. Willst du nichts essen?“
    „Du klingst schon wie meine Schwestern“, bemerkte er mürrisch, aber er griff tatsächlich nach dem Besteck, das Cassandra in eine Damastserviette eingerollt hatte. Auf einen Arm gestützt, nahm er den Teller in Augenschein. Sehr begeistert wirkte er allerdings nicht.
    Es fiel ihm in dieser Lage schwer, das Fleisch zu schneiden, und die Erbsen kullerten ihm immer wieder von der Gabel.
    „Komm, ich helf dir“, bot sie an und nahm ihm das Besteck ab.
    „Ich brauche keine …“
    Ohne sich um seine Einwände zu kümmern, setzte sie sich auf die Bettkante und nahm den Teller auf den Schoß. Stöhnend rückte er zur Seite. Sie bemühte sich, seine offensichtliche Abneigung zu ignorieren, und schnitt das Fleisch in mundgerechte Happen. Dann spießte sie den ersten auf die Gabel und wandte sich ihm zu.
    Mit fest zusammengepressten Lippen starrte er sie finster an.
    „Mund auf“, befahl sie.
    „Ich bin doch kein Kind.“
    „Dann beweis es, indem du meine Hilfe annimmst und was isst.“
    Obwohl er vor Wut zitterte, gehorchte er, und sie begann, ihn zu füttern. Gabel für Gabel verschwanden Nates köstliche Kreationen in seinem Mund. Cassandra beobachtete fasziniert, wie seine Kiefermuskeln arbeiteten, als er kaute. Ihr Blick wanderte zu seinem Adamsapfel, der sich beim Schlucken hob und senkte, und von dort zu seinen breiten Schultern und den starken Muskelsträngen, die sich oberhalb seiner Schlüsselbeine abzeichneten. Er hatte den Hemdkragen geöffnet, und sie sah feines dunkles Haar darunter.
    „Cassandra“, sagte er
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