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Liebe, unendlich wie das Meer

Liebe, unendlich wie das Meer

Titel: Liebe, unendlich wie das Meer
Autoren: JESSICA BIRD
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sie auf. „Die Rechtsanwälte werden sich wegen der Erbschaft mit dir in Verbindung setzen.“
    Mit schnellen Schritten ging sie zur Tür und dann weiter in das Gästezimmer, das Gray ihr zu Verfügung gestellt hatte. Dort ließ sie sich auf die Bettkante sinken, strich sich den Rock glatt, stützte die Ellenbogen auf die Knie – und brach in Tränen aus.
    Am folgenden Nachmittag versammelten sich Familienmitglieder und Gäste im großen Salon des Hauses, um der Trauung von Joy Moorehouse und Gray Bennett beizuwohnen. Cassandra schaute sich nach bekannten Gesichtern um, als sie durch die verzierte Flügeltür trat. Mit Gray war sie schon seit langen Jahren befreundet, deshalb kannte sie auch seinen Vater, der in einem bequemen Sessel saß, weil er erst vor einem halben Jahr einen Schlaganfall überstanden hatte. Über Gray hatte sie Joy und ihre Familie kennengelernt. Joy war eine äußerst talentierte Modedesignerin, und Cassandra hatte sie in die New Yorker Gesellschaft eingeführt und ihr einige Aufträge vermittelt. Nate Walker, der Mann von Joys Schwester Frankie, stand neben seinem Freund und Souschef Spike, mit dem er die Küche des White Caps führte. Zwar sah Spike mit seinen vielen Tätowierungen und Piercings nicht gerade aus wie ein typischer Koch, zauberte aber als Spezialist für Gebäck und Desserts die herrlichsten Kreationen und war ein gutmütiger, freundlicher Kerl.
    Hinter ihm hielt Libby, die ältere Haushälterin der Bennetts, ihren Golden Retriever Ernest an der Leine, der ein kleines Blumenbouquet am Halsband trug.
    Der Pfarrer hatte vor dem offenen Kamin Aufstellung genommen, flankiert von Frankie und Grays altem Freund Sean O’Banyon als Trauzeugen. Gray stand vor ihnen und wartete auf seine Braut, und Cassandra winkte ihm lächelnd zu. Sie freute sich ehrlich für ihn, dass er mit Joy sein Glück gefunden hatte.
    Neben Spike, der dem Hund ein Ohr kraulte, reihte sie sich in die Gästeschar ein. Der Mann mit den eigenartigen gelblichen Augen lächelte ihr zu.
    „Wollen Sie vielleicht Ernests anderes Ohr übernehmen?“, fragte er leise, als spüre er ihre Nervosität.
    Dankbar legte sie eine Hand auf das weiche Hundefell, sah sich dabei aber unruhig um.
    „Keine Sorge“, flüsterte Libby. „Joy ist draußen und wird jeden Moment kommen.“
    Tatsächlich öffnete sich wie aufs Stichwort die Flügeltür, und die Braut trat ein. Joy trug ein schlichtes weißes Satinkleid und einen kleinen Brautstrauß aus cremefarbenen Rosen. Strahlend schritt sie auf Gray zu.
    Doch nicht nach ihr hatte Cassandra Ausschau gehalten. Sicher, Alex war nicht in Bestform, aber es ging ihm ja wohl nicht so schlecht, dass er Joys Hochzeit verpasste?
    Gerade, als der Pfarrer sein Buch aufschlug, sah sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Langsam humpelte Alex auf Krücken in den Raum, lehnte sich ganz hinten in eine Ecke und streckte das Gipsbein aus. Er hatte sich rasiert und das Haar zurückgekämmt, wodurch seine markanten Gesichtszüge noch deutlicher hervortraten.
    Zur schwarzen Schlafanzughose, die an einem Bein aufgeschnitten war, trug er ein weißes, frisch gebügeltes Oberhemd, das ordentlich im Hosenbund steckte. Viel zu spät merkte Cassandra, wie lange sie ihn schon anstarrte, und war froh, dass er aufmerksam der Zeremonie folgte. Hastig richtete auch sie den Blick wieder nach vorn.
    Erleichtert atmete Alex auf, als Cassandra sich endlich wieder umdrehte, und gab sich Mühe, auf das Geschehen vorne zu achten. Doch dann stellte der Pfarrer die berühmte Frage – „wirst du sie lieben und ehren, in guten wie in schlechten Tagen, sie trösten und bewahren …“ –, und automatisch stahl sich sein Blick doch wieder zu Cassandra.
    Sie trug ein dunkelrotes, maßgeschneidertes Kostüm, das ihre Figur an genau den richtigen Stellen betonte. Doch wie immer war es ihre wunderbare, natürliche Art, die ihn faszinierte. Sie stand auf ihren hohen Absätzen etwas schief, weil sie mit einer Hand den Hund streichelte, der sich eng an sie drängte. Dabei schien es sie nicht zu stören, dass er seine blonden Hundehaare auf ihrem Rock verteilte. Ganz im Gegenteil, sie lächelte auf ihn hinunter und drückte ihn noch enger an sich.
    Wirst du sie lieben …
    Ja, das werde ich, dachte er. Für den Rest meines verpfuschten Lebens. Und er hätte sie auch gerne getröstet, aber das ging nun mal nicht, wenn er seinen Freund nicht noch im Tod hintergehen wollte. Cassandra war und blieb für ihn Reeses Frau.
    Nachdem das
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