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Liebe, unendlich wie das Meer

Liebe, unendlich wie das Meer

Titel: Liebe, unendlich wie das Meer
Autoren: JESSICA BIRD
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mal.“
    Als sie über ihn hinwegstieg, umfasste er ihren Knöchel und hielt sie fest. „Bleib hier.“
    „Fahr zur Hölle.“
    „Cassandra, bitte.“
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und beugte sich zu ihm hinunter. Dabei fiel ihr Haar nach vorn, und der Duft ihres Kräutershampoos stieg ihm in die Nase.
    Sofort tauchte in ihm die Erinnerung an den einzigen Segeltörn auf, den sie zu dritt unternommen hatten. Es war Reeses Idee gewesen, dass Cassandra mitkam. Er hatte wohl gehofft, dass sich sein bester Freund und seine Frau dabei besser kennenlernten.
    Nach zwei Tagen hatte Alex am ersten Hafen, den sie anliefen, vorzeitig das Boot verlassen. Es war die Hölle gewesen. Die ganze Zeit hatte er Cassandra beobachtet, um irgendwelche Fehler zu finden. Er wollte sich selbst beweisen, dass sie nicht so perfekt war, wie er glaubte, dass sie schlechte Angewohnheiten hatte, oberflächlich oder langweilig war. Stattdessen lernte er immer neue Seiten an ihr kennen, die ihn faszinierten. Ihren Sinn für schrägen Humor. Ihre mit Melancholie getränkte Bewunderung für das Meer, die er von sich selbst so gut kannte. Ihr wunderbares Lachen.
    Zu allem Überfluss gab es auf dem Boot nur ein Bad. Jedes Mal, wenn er duschte, roch er ihr Shampoo, und nachts lag er wach und quälte sich mit der Vorstellung, dass nur eine dünne Kabinenwand ihn von ihr trennte.
    Und dann hatte sie ihn nackt gesehen. Weil er dachte, dass sie mit Reese an Land war, spazierte er nach dem Duschen sorglos im Adamskostüm aus dem Bad und hörte hinter sich einen erschrockenen Atemzug.
    Als er sich über die Schulter umsah, stand Cassandra in der Pantry. Sie war dabei, sich Limonade einzugießen, und verschüttete die Hälfte, während sie ihn anstarrte.
    Hastig hatte er sich das Handtuch umgeworfen und war zurück ins Bad geflüchtet, wo er versuchte, sich zu fassen. Zum Glück hatte sie ihn nur von hinten gesehen und nicht bemerkt, wie sehr ihr eindringlicher Blick ihn erregte.
    Eine Stunde später hatte er das Boot verlassen.
    Jetzt, als ihn der Duft ihres Shampoos daran erinnerte, hätte er sie am liebsten neben sich auf den Boden gezogen und sein Gesicht in den kupferfarbenen Locken vergraben. Er wollte, dass sie sich auf ihn setzte, wollte ihren Rock hochschieben, wollte …
    „Lass mich los“, sagte sie gepresst.
    „Nein. Komm näher.“ Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: „Bitte.“
    Tatsächlich schien das Wort sie umzustimmen, denn sie ging langsam in die Hocke. Er hätte sie gern berührt, doch das wagte er nicht.
    „Hör zu, ich habe zu viel Zeit auf See verbracht – mit Männern, die nicht immer die besten Manieren haben. Und vorher war ich auch schon nicht besonders umgänglich. Ich bin berüchtigt für meine Ausbrüche – aber in letzter Zeit ist es besonders schlimm. Ich hätte dich gar nicht erst bitten dürfen, mir das Essen zu bringen. Es tut mir wirklich leid.“
    Sie blickte ihn nachdenklich an, und ihm fiel auf, wie viel Wärme ihre Augen ausstrahlten, obwohl sie von diesem hellen Grün waren, das ihn an die See erinnerte.
    „Du kannst es wiedergutmachen“, sagte sie schließlich.
    „Wie?“
    „Sag mir, wie es deinem Bein geht. Heilt es?“
    Obwohl er nichts mehr hasste, als über seine Verletzung zu reden, rang er sich zu einer Antwort durch.
    „Nein, es heilt nicht. Sie haben den zertrümmerten Schienbeinknochen entfernt und einen Titanstab eingesetzt, aber das verdammte Ding ist nicht angewachsen. Also haben sie es vor sechs Wochen mit einer anderen Sorte probiert. Am Montag erfahre ich, wie’s jetzt weitergeht.“
    „Was passiert, wenn er wieder nicht angewachsen ist?“
    „Dann war’s das wohl mit meinem Bein.“
    „Was?“ Sie schlug die Hand vor den Mund, und er sah, dass ihre Finger zitterten. „Oh Alex.“
    „Mach dir deshalb keine Gedanken“, sagte er kopfschüttelnd. „Ganz gleich, wie’s ausgeht, ich komme schon zurecht.“
    Das war die gerechte Strafe dafür, dass er einen Mann hatte sterben lassen. Ihren Mann.
    Als er sich mit den Händen abstützte, um sich aufzurichten, fragte sie: „Darf ich dir jetzt helfen?“
    „Nein. Aber du kannst mir die Krücke geben.“
    Er war dankbar, dass sie sich abwandte, denn nichts war schlimmer, als vor anderen seine Hilflosigkeit zu demonstrieren. Als er endlich wieder auf dem Bett lag, schloss er erschöpft die Augen und hörte, wie ihre Schritte sich entfernten.
    „Bitte, iss den Rest noch auf“, sagte sie leise. „Du musst genug essen, wenn dein
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