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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord
Autoren: Daniel Imran
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Seite.
    Muhammad starrte in die Richtung der Aramäer. Es ärgerte ihn, dieser kleine Aramäer ignorierte ihn. Doch wütend auf ihn konnte er nicht sein. Vielmehr mochte er es nicht, wenn dieser Junge mit anderen Leuten Kontakt hatte und nicht mit ihm.
    Er zog seine Handfeuerwaffe aus seinem Gürtel unterhalb seines Untergewandes hervor und zielte in ihre Richtung. Karim sah gebannt auf die Waffe. „Halt! Muhammad, was tust du? Tu es nicht!“
    Sein rechter Arm war gerade gestreckt und rührte sich nicht. Sein linkes Auge war zugekniffen.
    Er feuerte einen Schuss ab. Die Kugel traf einen Meter links von Matthias auf den Boden ein. Sie wühlte den Sand vom Boden auf. Madschid und Matthias zuckten zusammen. Sie drehten sich beide um und erkannten den Agha. Matthias bewegte sich nicht. Seine beiden Arme hielt er vor sich ausgestreckt. Sein Buch fiel auf den Boden und lag nun links neben seinem linken Fuß.
    Diesmal war es keine Natter, welche sein Leben bedrohte.
    Sein Herz raste. Augenblicklich rannen ihm dutzende Schweißtropfen über die Schläfe herunter auf sein verdrecktes weißes Hemd. Er war bereit für den Tod. Sein ganzes Leben lang wurde er wie ein Aussätziger behandelt. Nur wenige Freunde hatte er gehabt, wie zum Beispiel Abuna Isa und Abuna Petrus. Alle Frauen in seinem Leben hatten ihn von Anfang an enttäuscht. Vielleicht hatte er sich einfach zu viel gewünscht, dachte er jetzt. Diese Frauen, Daniela, Soraja und Meridschan, waren hübsch und wurden von vielen Männern begehrt. In der Liebe hätte er sein Leben lang kein Glück gehabt, dachte er. Und wenn er nicht seine Erfüllung in der Liebe fände, sei sein Leben es nicht wert, gelebt zu werden.
    Madschid hob seine Arme hoch. Er schaute ängstlich. „Nein! Bitte!“
    Die Hand des Aghas zuckte nun ein wenig. Karim hielt die Zügel seines Pferdes fest und rührte sich nicht. Seine Augen wurden immer größer. „Muhammad, nimm bitte die Waffe herunter“, sagte er in gedämpfter Lautstärke. Er fürchtete auch um sein eigenes Leben.
    Dann knallte es laut.
    Karim hielt sich die Augen zu. Als er sie öffnete, sah er die Wolke des aufgewühlten Staubes. Madschid schrie: „Nein!“
    Muhammad steckte die Waffe unter seinen Gürtel, bewegte das Pferd zur Seite und gab ihm die Sporen. Karim blieb fassungslos an dem Ort. Für solch einen kaltblütigen Mörder hatte er seinen Bruder nicht gehalten. Er zuckte an den Zügeln und das Pferd trabte vorwärts.
    Madschid fiel auf die Knie. Sein Bruder lag tot vor ihm auf dem Boden. Seine Augen wurden feucht. Sein Gesicht wurde tiefrot. Er schrie den Schmerz laut aus sich heraus.
    Nun stand Karim auf seinem Pferd dicht hinter ihm. Er starrte entsetzt die Leiche des kleinwüchsigen Aramäers an.
    Die Kugel hatte sein Herz durchbohrt. Er war augenblicklich gestorben.
    „Es tut mir leid. Es tut mir furchtbar leid.“
    Madschid legte seine Hand auf das Gesicht seines Bruders. Die Augen des Toten waren offen. Er zog mit seinem Zeigefinger und seinem Daumen die

 
    Augenlider herunter. Dann legte er seine Arme unter ihn und trug ihn hoch. Er trug ihn auf seinen Armen vorwärts in Richtung Badibe.
    Das Buch blieb dort im Staub auf dem Boden liegen.
    Karim machte kehrt und ritt seinem Bruder hinterher. Fassungslos über die grausame Tat seines Bruders und orientierungslos über dessen Gründe für diese Tat, versuchte er dennoch das letzte schreckliche Ereignis zu vergessen. Muhammad war sein Bruder. Ihm hatte er seine soziale Stellung zu verdanken. Und, Muhammad war der Agha.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Inhalt
     
     
    Matthias                                                       11
    Meridschan                                             19
    Abuna Isa                                             25
    Wesir Muhhamad Ali                         29
    Agha Bilad Murad                               33
    Generalmajor Heinz Sturm
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