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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord
Autoren: Daniel Imran
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ihn freudig an. Er wandte sein Gesicht von ihr ab. Sie ahnte daher Böses und verzog ihre Miene.
    „Sie sagen, er sei von den Moslems gefoltert worden.“
    Sie legte ihre rechte Hand auf ihren Mund. Sie weinte und die Tränen überzogen ihr Gesicht.
    Er schaute sie an. Er berührte mit seiner linken Hand ihr Gesicht. Mit seinem Daumen wischte er die Tränen von ihrem Gesicht weg. „Sei nicht traurig. Er ist jetzt bei Gott.“
    Er setzte sich zu ihr hin. Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust an. Er streichelte ihre Haare. Dann legte er sich auf seinen Rücken hin.
     
    Isa trat vor. In seinen Händen hielt er fünf Gewehre. Er warf sie auf den Boden. Nach ihm kam Skandar, mit fünf weiteren Gewehre in seinen Händen. Danach folgten Isas Neffen.
    Der Pascha saß auf seinem Sessel. Links neben ihm stand der Jüsbaschi, rechts von ihm der Agha. Orhan, Karim und alle anderen Männer waren ebenfalls anwesend. Unter den vorderen Soldaten befand sich Muhammad Mustafa Ali, jener Ehemann einer Armenierin. Er freute sich auf das kommende Ende dieses schrecklichen Feldzuges. Zuletzt war auch noch sein bester Freund und Kamerad Omar gestorben. Er fiel durch die Hand des Schatten. Er selbst hatte, genauso wie die meisten seiner Kameraden, seine Kampfmoral verloren.
    Fathallah stand neben dem Haufen von Gewehren.
    Sie standen hinter dem zerstörten Schutzwall, auf der Seite des muslimischen Lagers.
    „ Das sind wirklich all ihre Waffen?“, fragte der Jüsbaschi misstrauisch. Der Scheich schaute zu ihm herüber. „Ich schwöre es bei meiner Ehre! Ich habe alle ihre Waffen gesehen. Das sind sie alle.“
    Mustafa schaute zu seiner rechten Seite. Der Pascha starrte den Haufen an. Der Jüsbaschi hob darauf seine rechte Hand. Ali ergriff sie mit seiner linken Hand und drückte sie herunter. Mustafa schaute verdutzt. Ali erhob sich von seinem Stuhl. Er streckte seine Arme in die Höhe, dann senkte er sein Haupt. „Ich löse mein Versprechen ein. Wir lassen euch alle in Frieden. Wir ziehen unser Heer ab.“
    Der Söldner Muhammad Mustafa Ali lächelte. Endlich konnte er nach Hause gehen und – wie er hoffte – zu seiner Frau.
    Ali befahl seinen Söldnern den Abzug. Einige der Männer hielten noch inne. Sie standen kurz davor, den Befehl ihres Oberbefehlshabers zu verweigern.
    Aber dann lösten sich ihre Reihen doch noch auf. Sie gingen zu den Zelten zurück. Nur wenige Augenblicke später fielen die ersten Zelte zusammen. Sie wurden abgebaut.
    Auch Muhammad gab seinen Männern die Anweisung, die Christen unbehelligt ziehen zu lassen. Er schickte einen Mann zu der kurdischen Siedlung und wies sie an, zurück in ihre alte Heimat zu gehen und den Christen kein Leid zuzufügen. Dies sei der Befehl des Sultans. Und bei Verletzung dieses Befehls würde die osmanische Regierung sie bestrafen.
    Dann ging der Agha zum Zelt der Geiseln. Vor dem Zelt befahl er den Wächtern, die Gefangenen von ihren Fesseln zu befreien. Er blieb vor dem Eingang stehen und wartete auf die Freigelassenen.
    Zuerst kam Matthias heraus. Er wandte nur kurz seinen Kopf nach links um und schaute den Agha an. Der Agha beobachtete ihn. Matthias schaute um sich herum. Er sah eine Kolonne von Aramäern vom Kloster bis zum Tal hinab. Er lief los in Richtung des Klosters. Sein Bruder Madschid blieb vor dem Zelt stehen und schrie ihm hinterher: „Wohin gehst du?“
    Matthias drehte sich noch einmal um. „Ich muss kurz noch einmal in das Kloster. Ich habe dort mein Buch. Ich komme gleich wieder.“
    Er lief an Isa und seine Neffen vorbei. Sie lächelten ihn an.
    Er schaute jeden an, an dem er vorbeiging. Er quetschte sich durch die Menschenmenge am Tor hindurch. Daniela war nicht unter diesen Leuten.
    Er erblickte Bischof Philoxenos und den Abt Juhanun Isa vor der Eingangstür der rechten Seite des Klosters und lief zu ihnen. Er küsste ihre Hände.
    „Wo ist Kardinal Ambrosiani, Matthias?“, fragte der Bischof.
    „ Er ist unten im Tal. Es geht ihm gut.“
    Dann lief er zur Eingangstür der anderen Seite. Die Menschen stopften den Gang zu. Er quetschte sich durch die Menge hindurch. Niemand machte ihm freiwillig Platz. Die Reihe schien unendlich lang zu sein.
    Dann endlich hatte er die Schlange von Menschen hinter sich gebracht. Schließlich erreichte er die Tür zu Danielas Kammer. Er freute sich so sehr, sie endlich wiederzusehen und mit ihr zusammen ein neues Leben zu beginnen. Er klopfte an. Die Tür war nicht abgeschlossen. Er ging hinein.
    Schockiert blieb er in
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