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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord
Autoren: Daniel Imran
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Tür zu. Nun war sie in einer prekären Lage. Sie hatte ihren Vater für tot gehalten und Ali geheiratet. Wenn ihr Vater die Neuigkeit über ihre Heirat des Moslems erführe, würde er ausrasten, war sie sich sicher.
    Isa ging in das Wohnzimmer und schaute sich um. Es sah alles gepflegt aus. Dann ging er in das Schlafzimmer. Dort lagen zwei Matten nebeneinander. Er starrte eine Weile lang auf die Matten. Entweder sei dies nur ein Zufall oder seine Tochter lebe mit jemand Anderem hier, dachte er. Noch erkannte er nicht das Ausmaß des Schreckens der Wahrheit. Er drehte sich um und machte zwei Schritte zurück zum Korridor. Maria stand immer noch schweigsam dort. Nun schwieg er und starrte sie nur an. Er ahnte es, irgendetwas Schlimmes habe sich während seiner Abwesenheit ereignet. „Warum liegen da zwei Matratzen genau nebeneinander?“
    Die Tochter sprach immer noch kein Wort.
    Jetzt war sich Isa sicher. „Lebst du hier mit einem anderen Menschen zusammen? Und ist es ein …“
    Er verstummte. Er wagte es nicht, es auszusprechen. Sein Herz schlug schneller und er atmete schwer. Plötzlich hatte er Stiche im Herzen. Er drückte seine rechte Hand auf seine Brust und beugte sich vor.
    Die Tochter schaute auf, erschrak und fiel sofort zu Boden, ihrem Vater zu Hilfe. „Vater, geht es dir nicht gut?“
    Der Vater drehte sich um und lehnte sich an die Wand an. Seine Augen hielt er geschlossen, sein Mund blieb offen.
    „Vater, ich dachte, du wärst tot. Und … Und alle waren fort. Nur noch die Moslems, die Kurden waren hier im Dorf geblieben. Sie hatten mich versteckt. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich gestorben. Als es wieder ruhig wurde hier im Dorf, wollten sie, dass ich ihren Sohn heirate.“
    „ Wer ist es?“
    Sie senkte wieder ihren Kopf. „Ali, der Sohn des Mahmud.“
    „Nein!“, schrie er aus. Die Stiche in seinem Herzen wurden heftiger und er fiel in Ohnmacht. Maria schrie auf und weinte.
    Sie lief aus dem Haus hinaus und vor ihrem Haus schrie sie um Hilfe.
    Zu ihrer Überraschung tauchten sofort Danho, Hanna und Skandar auf. Nun sah sie auch die Frauen. Es erfreute sie besonders, Samira zu sehen. Die Tochter des Skandar jedoch blieb in der Ferne stehen, als sei Maria eine Aussätzige.
    Skandar und die beiden Vettern der jungen Frau rannten in das Haus hinein. Hanna und Danho trugen Isa hoch. Isa kam wieder zu sich. Er bat seine Neffen, ihn wieder loszulassen. Sie legten ihn auf die Matte auf der rechten Seite des Wohnzimmers hin.
    In diesem Moment stand Ali vor der Tür. Isa lag gegenüber von der Tür. Er konnte den Mann seiner Tochter sehen. Sofort schloss er schmerzvoll seine Augen.
    Danho und Hanna sahen den Kurden an der Tür. Ali trat zurück. Maria wusste nicht, was sie tun sollte, so hielt sie einen Abstand zu ihrem Mann. Hanna stand in der Tür und schaute Maria grimmig an. „Bist du zum Islam übergetreten?“
    Sie drehte sich ängstlich zur Seite um. Ali schüttelte den Kopf. „Nein, ist sie nicht. Wir haben sie nicht dazu gezwungen. Sie ist immer noch Christin. Mir ist das egal.“
    „ Die Eheschließung ist ungültig! Wir erkennen sie nicht an!“
    „ Warum? Ich liebe Maria! Ich liebe sie aufrichtig.“
    „ Verschwinde! Wenn du noch einmal in ihre Nähe kommst, werde ich dich töten! Hast du mich verstanden, Junge!“
    Ali drehte sich zu Maria um. Maria scheute sich, ihn anzugucken. Er guckte deprimiert und verschwand dann.
    Danho kam an die Tür. „Onkel will mit dir reden. Komm rein!“
    Sie ging in das Haus. Ihr Vater lag auf der Matte, seine rechte Hand hielt er immer noch an seine Brust. Er bat Skandar und seine Neffen, sie allein zu lassen. Sie verließen das Haus.
    Maria kniete sich hin, neben seiner Liege. Sie weinte. Isa schloss kurz seine Augen. Er unterdrückte seinen Schmerz und stöhnte dabei. Dann öffnete er wieder seine Augen. Das Sprechen kostete ihm viel Kraft. „Sag mir, liebst du ihn?“
    Die Tochter weinte und antwortete noch nicht.
    „Sprich, mein Kind! Fürchte nicht meinen Zorn.“
    Sie nickte hastig. „Ja, Vater.“
    „Stimmt es, dass er dich nicht gezwungen hat, Muslimin zu werden?“
    „ Ja, ich bin immer noch Christin. Zu keiner Zeit drängt er mir den Islam auf. Er ist kein Moslem, Vater.“
    Seine letzten Kräfte schwanden allmählich. „Ich kenne ihn nicht gut, aber ich schätze, er sagt die Wahrheit. Er liebt dich von ganzem Herzen.“
    „Ja, Vater, er liebt mich über alles.“
    „ Dann sollst du ihm gehören. Du hast meinen Segen. Bitte deine
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