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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord
Autoren: Daniel Imran
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einziger unserer Brüder soll überlebt haben. Das sind keine Menschen, Skandar!“
    „ Wir waren ahnungslos. Sie haben uns überrascht. Diese feigen Türken haben uns nicht mal eine Kriegserklärung geschickt. Aber dennoch, wir haben überlebt, und wir werden ihnen Iwardo niemals übergeben!“
    „ Meine geliebte Maria! Ich werde mir das nie verzeihen.“
    „ Nicht nur zehn und nicht nur hundert sondern tausend Brüder des Türken, der sie entführt hat, werden für ihr Blut zahlen, Isa! Das verspreche ich dir, mein Bruder.“
    „ Weißt du noch, als wir jung waren, Skandar. Wir waren so naiv und dachten, wir würden unser ganzes Leben lang glücklich leben.“
    „ Wir werden diesen Krieg überleben, mit Gottes Hilfe, Isa! Wir werden wieder in unser Dorf zurückkehren und friedlich als sehr alte Männer sterben. Das waren nicht die Träume von Jugendlichen, Bruder. Ich verspreche es dir.“
    Nun lachte Skandar. Isa schaute verwundert zu ihm auf.
    „Weißt du noch, als wir davonrannten, ich stürzte und das Schwein mich beinahe gerammt hätte? Du hast mir das Leben gerettet.“
    Nun schmunzelte auch Isa. „Ich wäre auch beinahe gestürzt. Dann wären wir beide schon mit 20 gestorben und jetzt nicht hier.“
    Sie unterhielten sich weiter. Nach einer halben Stunde wechselten sie die Position. Die Sonne ging auf und schien durch das Guckloch hindurch auf Isas rechtes Auge.
    Das Heer der Muslime war größer geworden. Ali Pascha war eingetroffen. Eine Stunde vor Mittag ließ der Pascha das Horn blasen und befahl seinen Truppen, die Aramäer anzugreifen. Sie feuerten mit ihren Mauser-Gewehren. Die Aramäer hielten ihre Köpfe hinter der Mauer gedeckt. Mehrere Salven feuerten die Reihen der türkischen Soldaten auf sie ab. Erst vernahmen die Aramäer ein dumpfes Raunen aus der Ferne, dann  mehrere Male einen Knall, verursacht durch den Aufprall der Kugeln auf die Schutzwälle. Die Türken rückten darauf vor. Die Aramäer setzten ihre Gewehre an. Durch die Löcher der Mauer feuerten sie auf die Türken. Isa war dieses Mal wieder der beste Schütze der Aramäer. Lauthals feuerte er wieder seine Kameraden an, wie am Abend zuvor. Sie hätten nichts mehr zu verlieren. Und lieber sollten sie im Kampf sterben als kampflos bei der Plünderung ihres Dorfes durch die Moslems.
    Der Pascha verfolgte die Schlacht vor seinem Zelt, auf einem Holzthron sitzend. Links von ihm saßen Generalmajor Sturm und sein Adjutant Johann, links von ihnen Orhan mit dem Jüsbaschi. Rechts von ihm saßen Agha Muhammad Ali und Karim. Sie schwiegen alle, als das Feuern losging und sich der Rauch der Schlacht über das Feld vor ihnen zog. Eine Zeitlang erkannten sie nichts, denn der Rauch bildete sich zu einem grauen Nebel. Die Muslime benutzten die modernen Mauser-Gewehre Modell 98.
    Als dann die Reihen für sie wieder zu erkennen waren, stand der Generalmajor auf und schärfte seinen Blick. „Eure Exzellenz, ich glaube, es ist nicht richtig, was sie da machen. Sie verschwenden unnötig Munition.“
    Der Pascha schaute zu Orhan. Orhan zuckte mit den Achseln. Dann schaute er zum Deutschen und nickte. „Ihr habt recht, die Schüsse auf ihre Männer haben nichts bewirkt, wie mir scheint. Wir haben schon einige Schwerverletzte auf unserer Seite. Ein Frontalangriff macht jetzt noch keinen Sinn. Gebt Befehl zum Rückzug!“
    Die Aramäer jubelten, als die Muslime sich zurückzogen. Sie dankten Gott und die Heiligen für den Sieg.
    Der Pascha und der Jüsbaschi erkannten, sie würden um einen Frontalangriff der Mauern um das Dorf herum nicht herumkommen. Für solch einen Angriff wollten sie jedoch gut gerüstet sein. Der Pascha schickte ein Dutzend Männer nach Mardin, um für einen großen Nachschub an Munition und Proviant zu sorgen.
    Darauf befahl er Orhan, die vierzehn abgetrennten Häupter der von ihnen zuvor exekutierten Aramäer über das Feld in das Lager der Aramäer zu werfen. Orhan gab den Befehl sofort weiter an die Söldner.
    Dieser barbarische Akt machte die Aramäer nur noch zorniger und motivierte sie umso mehr, gegen die Moslems weiterzukämpfen.
    Der Pascha erkannte, er hatte einen großen Fehler gemacht, doch war ihm keine andere Wahl geblieben, um seine Soldaten bei Laune zu halten.
    Unterdessen berieten sich hinter dem Schutzwall Isa aus Kafro und der Dorfälteste Daniel. Daniel sagte, er befürchte, die Muslime würden niemals abziehen und irgendwann mit voller Stärke das Dorf angreifen. Isa teilte seine Sorge. Sie würden sich
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