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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan
Autoren: Elisabeth Rapp
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Lars den Bardienst und Deejay Krk die Musik. Zusätzliche Stunden werden wie immer bar bezahlt, zur Technik kommen jetzt noch die Getränkebestellungen und Lieferungen dazu …
    »Ihr schafft das.« Leif lässt seinen Blick zuversichtlich auf Maikas Dekollete ruhen. Der Chef weiß, dass seine jungen Mitarbeiter ihn unterstützen.

    Nicht wissen kann er, dass er mit seinem Ansinnen geradezu offene Türen einrennt. Drei von ihnen sparen und schuften unablässig, je mehr, desto lieber. Nora, Mehmet und Keath haben bereits eine Stange Geld und große Pläne für ihre Zukunft, bloß Maika rinnt das Geld schneller durch die Finger, als sie es verdienen kann.
    Nora atmet auf und setzt neben Smalltalk-Techniken auch Souveränität auf ihren Übungsplan. Die anderen haben sich keine Sekunde lang Katastrophen ausgemalt, bloß sie rechnet immer mit dem Schlimmsten. Sie denkt an ihre Magenkrämpfe auf der Ausländerbehörde, als sie und ihre Eltern noch die Aufenthaltsgenehmigungen verlängern mussten …
    »Nora!« Mehmet dreht sich zu Keath und Maika um. »Jetzt macht sie’s schon wieder. Ich dachte, sie fällt nur beim Putzen in Tran ce.«
    Leif ist weg. Alle starren sie an.
    »Ich muss was essen«, sagt Nora.
    »Döner macht schöner!« Essen, das ist Mehmets Stichwort. Die Besprechung der neuen Aufgabenverteilung wird in den Orient-Express-Grill verlegt.
    Keath fährt mit seiner Vespa voraus, um schon mal die Bestellungen aufzugeben. Die anderen gehen zu Fuß über den Kiez, Mehmet vorneweg. Er grüßt unentwegt: Hier ein »Merhaba«, da ein »Merhabalar«. Er kennt fast alle, mit vielen ist er verwandt. Hinter der Peepshow transportiert sein Vetter Sami mit der Sackkarre eine Waschmaschine in den Laden für gebrauchte Elektroartikel. Der gehört Onkel Fadil, die Kickboxschule daneben Onkel Orhan. Den Gemüseladen hinter der Rosy Bar betreiben Freunde seiner Eltern, den Imbiss ebenfalls. Nora folgt Maikas klackenden Absätzen. Die sind so laut, dass Nora die Augen zukneift und versucht, den Weg blind zu finden. Es geht gut, bis
jemand hupt und sie stolpert. Sie reißt die Augen auf und kann gerade noch dem muskulösen Typen mit Pitbull ausweichen. Maika bleibt stehen und sieht ihm nach.
    Dem Typ entgeht nicht, dass das Absatzklacken ausbleibt. Er dreht sich ebenfalls um und blafft Maika an: »Willstu misch anmachen, oder was?!«
    »Hübscher Hund«, murmelt Maika und geht mit Nora weiter.
    »Verpiss dich, oder ich fick dich. Isch schwör«, tönt es kalt hinter ihnen her, und sein Pitbull stimmt ihm zu, »wuffwuff, isch wuff.«
    Lachen wär total blöd, das wissen beide. Jede Form von Reaktion wäre unklug.
    »Wetten, der frisst seinem Vieh das Futter weg, und zum Nachtisch haut er sich noch eine Schüssel Anabolika rein. Hast du den schon mal gesehen?«, fragt Maika leise.
    »Ich blende diese aufgeblasenen Typen aus.«
    »Mach ich auch.Trotzdem, er oder sein Zwilling mit Zwillingshund hängt in letzter Zeit öfter in der Nähe vom Club rum. Das riecht nach Ärger, ich schwör.«
    Nora hat davon nichts mitgekriegt. Sie riecht nur den köstlichen Duft von Essen ohne Dopingstoffe. Keath hat den Biertisch unterm Vordach schon gedeckt, und Nora macht sich sofort über die leckeren Hackfleischbällchen mit den Bohnen her.
    »Hat wer’n Blatt und was zum Schreiben?«, fragte Mehmet.
    »Lass uns erst mal essen«, bremst Keath. Aber Nora hat schon ihre Tasche auf den Knien. Sie nimmt ihr Ersatz-T-Shirt heraus, legt einen Stapel CDs und ihren MP3-Player neben den Teller und zerrt an dem Spiralblock, der zwischen den Schulsachen klemmt.
    »Haltungsschäden sind unvermeidlich bei der Schlepperei«,
sagt Maika. »Das ist der Grund, weshalb ich nicht mehr in die Schule gehe.«
    Nora zieht ein paar Schulbücher heraus und drückt sie ihr in die Hand. »Garantiert leichte Lektüre.« Dann hält sie den Block in die Höhe. An der Spirale hat sich der Schlüsselring mit ihrem Haus- und Clubschlüssel verhakt. Nora grinst und lässt die Schlüssel vor Mehmets Nase baumeln. »Du zahlst.«
    »Nee, nee, nee. Wenn du vergessen hast, dass du den Schlüssel dabeihast, dann hast du ihn vergessen.« So schnell gibt er nicht auf.
    »Gar nix hab ich vergessen. Ich bin bloß nicht rangekommen, deshalb zahlst du«, erklärt Nora und packt ihre Sachen wieder ein.
    »Du gehst in die Zehnte?«, staunt Maika und gibt Nora die Bücher zurück. »Wie alt bist du?«
    Nora hat den Mund voll und zeigt ihr dreimal die Hand.
    »Drei mal fünf ist …« Keath
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