Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
Auch Amerika hat goldene Zeiten gehabt. Nein, ich meine nicht »hohe Blüte der Kultur« oder so etwas. Ich meine richtige goldene Zeiten, in denen die Butter nicht mit einem Papierfetzen voll leerer Versprechungen oder mit einem Silberstück, das hauptsächlich aus Nickel besteht, bezahlt wurde, sondern in denen man dem Händler ein richtiges, rundes, schönes Goldstück übef die Ladentheke schob.
    Sehen Sie, das nenne ich Amerikas goldene Zeiten. Ich habe sie nicht mehr erlebt, aber mein Vater erzählte manchmal davon, und er zeigte mir eines dieser Goldstücke. Bei uns nennt man das einen »Eagle«, einen Adler. Ungefähr jedes Land der Welt hat solche Zeiten gehabt, und ich glaube, sie gingen ziemlich sang- und klanglos zu Ende, als der erste Weltkrieg ausbrach. Seitdem zahlt man nicht mehr in Gold, sondern füllt sich höchstens die Zähne damit.
    Zahlen können Sie nicht mehr mit den Goldstücken aus den Tagen unserer Großväter, aber Geld verdienen können Sie immer noch damit. Wundert Sie das? Ich habe es auch nicht gewußt, bevor ich in den Fall des »Goldenen« einstieg. Und jetzt werde ich Ihnen ein weltwirtschaftliches Kolleg halten.
    Gold ist nach wie vor die Basis der meisten Währungen dieser Welt. Theoretisch muß Ihnen eine Bank, wenn Sie ihr einen Dollarschein über den Tisch schieben, den Gegenwert in Gold auszahlen. Natürlich hustet sie Ihnen etwas. Das sind die leeren Versprechungen, von denen ich sprach. Aber nach wie vor wird Gold gehandelt und gehortet. Steht es schlecht um den Dollar, weil die Russen im kalten Krieg einen Vorsprung haben, dann können Sie weniger Gold für ihren Dollar kaufen: Das Gold steigt im Wert. Glauben die meisten Leute, daß es vorläufig keinen Krieg geben wird, und haben aus diesem Grunde Vertrauen zu der Regierung, so sind sie mit dem Papier in der Brieftasche zufrieden: Der Goldpreis sinkt.
    Ulkigerweise gilt das auch für die Goldmünzen der Welt. Wie gesagt, Ihre Butter können Sie nicht mehr damit bezahlen. Der Kaufmann würde denken, sie wollten ihn mit einer Messinggedenkmünze reinlegen. Aber wenn Ihnen bei dem Gedanken mulmig wird, daß die Dollar in Ihrer Brieftasche aus dem gleichen Material bestehen wie die Zeitung, die Sie gerade fortgeworfen haben, dann können Sie zur nächsten Bank rennen und Goldmünzen kaufen, amerikanische »Eagles«, englische »Sovereigns«, Schweizer »Vrenelis«, Deutsche »Zwanzig Mark«. Es existiert also ein weltweites Geschäft mit aus dem Kurs gesetzten Münzen aus Gold, mit denen man nichts bezahlen kann. Fragen Sie mich nicht, warum das so ist. Ich kann Ihnen nur antworten: Das ist die Weltwirtschaft, und bei der ist ja manches unverständlich. Außerdem bin ich ein G-man urid kein Wirtschaftsprofessor.
    Sie wissen, womit ich mich zuletzt zu beschäftigen hatte. Ich stellte Slug Callighan als letzten der fünf Ausbrecher aus dem Zuchthaus von Glendive. So kurz wie zwischen dieser Sache und der nächsten war die Pause noch nie.
    Keine vierundzwanzig Stunden später, saßen Phil und ich Mr. High gegenüber und erfuhren die Geschichte der Goldmünze und ihre Funktion im Wirtschaftsleben. »Schön und gut, Chef«, sagte Phil in der ersten Vortragspause, »und vielen Dank für die Belehrung, aber ich habe Vertrauen zu den USA, und ich denke nicht daran, mein Geld in Gold anzulegen, geprägtem oder ungeprägtem.«
    »Die Sache ist die«, antwortete der Chef, »daß in den letzten sechs Monaten sehr viele gefälschte Goldmünzen auf dem internationalen Markt sind, und die Leute, die in Goldmünzen spekulieren, haben es mit der Angst bekommen.«
    »Warum auch nicht?« sagte ich. »Von mir aus kann jeder Börsenjobber sein Geld verlieren.«
    Mister High lächelte. »Von mir aus auch, aber dennoch ist die ganze Angelegenheit nicht so spaßhaft, wie es Ihnen scheinen mag.«
    Er zog die Schublade seines Schreibtisches auf, griff hinein und zeigte uns zwischen den Fingern zwei kleine gelblich-rötliche Münzen, die den Kopf eines schnurrbärtigen Mannes zeigten.
    »Das sind deutsche Zehn-Mark-Stücke in Gold«, sagte er. »Ich bekam sie über Interpol von der deutschen Kriminalpolizei. Eines davon ist falsch. Welches?«
    »Wenn man eine Blüte schon mit bloßem Auge als Blüte erkennen kann, taugt sie nichts«, brummte Phil.
    »Genau, und diese beiden Münzen sind weder im Aussehen noch durch das Gewicht, noch durch den Klang zu unterscheiden. Ich möchte es fast als einen Zufall bezeichnen, daß man überhaupt dahinterkam, daß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher