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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan
Autoren: Elisabeth Rapp
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hast so hart gearbeitet. Nimm. Bestimmt hast du Hunger.«
    »Nein! Danke!«
    »Nun mach schon, die Sigara Börek sind ganz frisch, noch warm …«
    Mehmet muss auf jeden Fall verschwunden sein, bevor sie kommen.
    »Was ist?«, fragt Maika, der nicht entgeht, dass er hektisch wird.
    »Wir sollten längst im Club sein. Ich teste die Anlage, und dann zischen wir ab.«
    Mehmet drückt auf den Knopf. Es wird Nacht. Mit einem fiesen Knall fliegt die Sicherung raus. Finsternis. Die Stühle krachen um. Maika schreit vor Schreck auf. Ein Stuhlbein hat ihre Hand gestreift.

    Keath und Mehmet fahren mit der Vespa voraus. Maika sitzt auf Noras Gepäckträger, pustet ihren Finger und lässt sie an den verführerischen Wohlgerüchen der Asia-, Döner- und China-Grills vorbeistrampeln. Noras Magen heult auf wie ein Dieselmotor. Sie hat Hunger, und Mehmet, der Blödmann, hat sie mit Gewalt von den Vesperkörben seiner Tanten weggezerrt.

    Durch den Club peitschen die harten Beats der Polite Punks. Gut ein Viertel des Bodens ist nass, als die Mädchen ankommen.
Mehmet wirft Nora den Schrubber zu und verschwindet im Männerklo. Und Maika? Die schwingt sich auf die Bühne und fischt eine Nagelfeile aus ihrem Handtäschchen. Autsch! Der kleine Fingernagel ist abgebrochen. Invalidität, Arbeitsunfähigkeit. Ihre Träume sind wahr geworden. Heute kann sie leider, leider nichts mehr tun.
    Mit rückwärtsgewandten Schritten tanzt Keath und wischt gleichzeitig den Boden. Nora kopiert seine Schrittfolge und brüllt in das Schrubberstiel-Pseudo-Mikro: »Ladies and Gentlemen, we proudly present – the Schrubberdance!«
    Sie tanzen im Gleichschritt zur Musik mit winzigen Drehungen, Blickwechseln und unter unermüdlichem Weiterwischen. Noras Herz schlägt eine Spur schneller als der Beat. Bodenwischen hat noch nie mehr Spaß gemacht.
    Es sieht gut aus, und Maika klatscht begeistert, als Mehmet die volle Mülltüte aus dem Lokus schleift, die Handschuhe hineinpfeffert und ausrastet. Nora tanzt mit Keath, und Maika … »Mach endlich die Bar fertig!«
    »Kann nicht. Der Nagel ist eingerissen. Das brennt wie Hölle. Schon vergessen? Ich hab ’n Stuhl abgekriegt, wegen dir! Der Finger ist zerquetscht, und der Nagel geht ab.« Gesten- und wortreich. Lieber labern, als die Finger krumm machen. »Mann, zwei sind geschwollen, wahrscheinlich sogar gebrochen, und du machst Druck. Egoist! Den Chef raushängen lassen … Putz selber!«

    »Schieß doch«, lallt der Besoffene und kichert. Aber nur kurz. Ein Blick von Kalle, dem Besitzer der Rosy Bar, lässt ihn die weise Entscheidung treffen, so schnell wie möglich weiterzutorkeln.
    Leif hat seinen zehn Jahre alten BMW M5 in eine der raren Parkbuchten vorder Bar abgestellt und liefert sich jetzt mit Kalle
eine Brüllerei, weil der in genau dem Moment seinen Mercedes CL 55 AMG Coupé vom Gehweg gefahren hat, um ihn in genau diese Parkbucht zu fahren. Kalle weiß, dass Leif im Hinterhof vor seinem Club einen Privatparkplatz hat. »Also, was soll das?« Erst vor einer Woche hat er einen Kratzer auf der Beifahrertür seines Babys entfernen lassen müssen, den ihm eine bekloppte Mutter mit ihrem blöden Kinderwagen reingescratcht hat. »Und ich hab 675 Euro geblecht, um den Kratzer eliminieren zu lassen. 675 Euro!!!«
    »In ’ner Viertelstunde bin ich weg«, sagt Leif und lässt Kalle zetern. Ihn treibt sein Kontrollbedürfnis in den Club. Nicht, dass er es Mehmet nicht zutraut, den Laden bis zum Konzertbeginn in Schuss zu haben, aber er will sich vergewissern, seine Nerven beruhigen, checken, ob seine Leute spuren. Deshalb geht er – man könnte auch sagen, er schleicht – lieber zu Fuß in den Hinterhof. Außerdem, und das ist ein ehrenhafteres Motiv, liegen zwei Pakete im Büro, die er dringend zur Post bringen muss. Leif ist wütend auf Kalle, der ihm auf offener Straße »Arschloch« nachbrüllt, und kriegt nicht mit, was um ihn herum los ist, bis ihm der Atem stockt. Hinter ihm knurrt ein Hund, so nah und so laut, dass sich seine Haare aufstellen. Langsam dreht er sich um und sieht einen nicht angeleinten Kampfhund cirka zwei Meter hinter sich. Diese Rasse hasst er besonders. Keine Angst zeigen, denkt Leif und geht mit steifen Schritten weiter. Er zieht die Clubtür auf und knallt sie so schnell wie möglich hinter sich zu.

    Mehmet ist froh, dass er mit dem Bühnenaufbau für den Auftritt der Polite Punks schon begonnen hat, als er den Chef sieht.
    »Maika!«
    Sie schlendert zu Leif und pustet ihren
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