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Liebe stand nicht auf dem Plan

Liebe stand nicht auf dem Plan

Titel: Liebe stand nicht auf dem Plan
Autoren: Elisabeth Rapp
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Top-Verdiener steht. Wenn jemand sagt, Elvis lebt, zuckt sie zusammen und sieht sich um. Gut möglich, dass er hinter ihr steht. Immerhin ist er schuld, dass sie in das ehemalige Elternschlafzimmer umziehen musste, in dem immer noch der riesige Kleiderschrank steht. Ihr Vater ist wochenlang auf Großbaustellen unterwegs, und Yolanda schläft auf dem Wohnzimmer-Schlafsofa. Leider platzt sie gern am Samstagmorgen um NEUN zu Nora herein und will wissen, ob der graue Pulli zur schwarzen Hose passt.
    »Priscilla! Bring mir’n Handtuch!«, ruft Yolanda aus dem Bad.
    Nora reagiert nicht. Sie hat gerade angefangen, einen Elvis-Roboter zu verpacken, der wackeln, sich biegen und dabei die Lachversion von Are You Lonesome Tonight? geben kann. Es ist ihr Geschenk für Achmets Beschneidungsfest. Während Yolanda im Bad ist, brennt sie ein paar Musikbestellungen und entdeckt bei Internetrecherchen, dass die frozen fishes, ihre isländische Lieblingsband, heute Abend in London auftreten. Das Konzert fängt um 18 Uhr an, und um 22 Uhr ist es zu Ende.
    Super, denkt Nora, da könnte ja selbst ich rein und endlich mal ein Konzert von A bis Z mitkriegen! Sie liest weiter: Ab 14 Jahre darf man rein, wer über 18 ist, muss draußen bleiben. Das wird kontrolliert. Es gibt Ausweispflicht. Hä? Was ist das? Da ist man wirklich unter sich? Unglaublich, ab nach London!
    »Priscilla, komm mal!«

    »Was is denn?«
    Die frozen fishes treten in einem sogenannten »Underage-Club« auf. Nora liest, und je mehr sie liest, desto mehr leuchtet ihr die Sache ein. Sie kriegt Gänsehaut. Genau das ist es!
    »Kannst du mir die Haare fönen?«
    Die Leute haben Spaß und können feiern, ohne von der klassischen Troubleklientel rumgeschubst zu werden. Die Bands, DJs, Organisatoren und das Publikum sind unter 18, also quatschen ihnen keine sogenannten Erwachsenen rein. Ein Club nur für Jugendliche. Nora überlegt fieberhaft. Das ist die Idee, sie muss auch so was aufziehen! Mit Mehmet als DJ, Live-Auftritten ihrer Lieblingsbands in adäquater Lautstärke, also richtig laut, kein Alkohol, keine Idioten. Dienstags ist der Club zu, Ruhetag. Sie muss mit Leif reden. Er muss ihr den Club vermieten, unbedingt! Und sie muss mit den anderen reden. Die werden ausflippen!
    »Priscilla!«
    Irgendwas kommt im Fernseher, oder es geht um ein Glas Wein, das sie aus der Küche holen soll. Nora blendet alle Nebengeräusche aus. In ihrem Kopf überschlagen sich Pläne und Phantasien. Wenn sie ein- oder zweimal wöchentlich einen Underage-Club veranstalten, ist das der erste Schritt zum eigenen Club! Sie träumt von einer Schrubberdance-Putzsession in ihrem Club. Hunderte von gut gelaunten Leuten feiern zu Mehmets voll aufgedrehter Putzmusik, während sie und Keath …
    »Priscilla!«
    … tanzen. Aber Moment mal, Keath …
    »Ich will, dass du dir die Ohren untersuchen lässt. Du musst einen Hörschaden haben von der lauten Clubmusik. Hörst du mich denn nicht? Warum sitzt du hier im Dunkeln und verziehst dein Gesicht?«
    … darf nicht rein! Der ist 18. Der kann ja gar nicht mitfeiern.

04
Moon and Lahmancun
    Bei den Kindern und Frauen setzt der Aufschrei beim zweigestrichenen C an und führt steil hinunter zum eingestrichenen C, die Männerstimmen stürzen eine Oktave tiefer ab. Ein lauter, vielstimmiger und mehrsprachiger Aufschrei aus frustrierten Stimmen. Nur bei ein paar Kindern blitzt Freude durch.
    Der Sound des Kurzschlusses. Keath rührt sich nicht von der Stelle. Er kennt Kurzschlüsse aus Lagos. Wenn in einem Viertel der nigerianischen Megacity der Strom ausfällt, vibriert exakt dieser Sound durch die Fenster und Straßen. Licht aus. Power off. Unplugged. Der Klang der überraschend hereinbrechenden Finsternis.
    Mehmet weiß, was er zu überbrücken hat, welches Kabel mit welcher Steckdose verbunden werden muss, und vor allem, wo der verbeulte Sicherungskasten ist. Er findet ihn blind, und das muss er auch. Es ist finster in seiner Ecke, nur auf den Tischen scheint das Licht der Kerzen, die Sami, sein Cousin, nach dem ersten Kurzschluss angeschleppt hat. Er hat noch fünf weitere Kartons mit je 50 Haushaltskerzen in petto. Mehmet hofft, dass auf die Deckenbeleuchtung verzichtet werden kann. Die defekten Neonröhren sind für die Serie durchgeknallter Sicherungen
verantwortlich. Doch das Fest kann nichts mehr ruinieren. Augen leuchten in der Dunkelheit. Die Gäste strahlen. Fast alle tanzen, und die Tische biegen sich. Achmet rockt mit Elvis, dem Roboter.
    Bei
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