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Liebe ohne Schuld

Liebe ohne Schuld

Titel: Liebe ohne Schuld
Autoren: Catherine Coulter
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lag nicht an ihrer Schönheit, daß er sich auf einmal so seltsam fühlte. In seinem Leben hatte er schon viele schöne Frauen getroffen. Nein, es war etwas anderes, das seinen gleichmäßigen Herzschlag durcheinanderbrachte. Sie war sehr jung, ganz entsetzlich jung. Er konnte es einfach nicht fassen. Er wußte, daß er sie anstarrte, doch er konnte es nicht ändern. Er begehrte sie.
    Guter Gott, was war nur los? Er schüttelte den Kopf und kam sich vor wie der Held einer lächerlichen Geschichte, der sich Hals über Kopf in das erste weibliche Wesen verliebte. Es war doch einfach lächerlich, einfach absurd!
    »Setzen Sie sich doch!« forderte er sie schließlich auf. »Leider habe ich keine Erfrischungen dabei.«
    »Das macht doch nichts. Ich habe auch nur eine halbe Karotte für Mindle. Ashes ist wirklich ein wunderbarer Hengst.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Aber ja. Montrose hat mir niemals erlaubt, ihn zu reiten. Er hat behauptet, daß ich zu klein sei, um mit ihm umzugehen. Aber das ist natürlich Unsinn. Ich bin weder zu jung noch zu schwach!«
    »Aber natürlich nicht!«
    »Sie machen sich über mich lustig, oder?«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Sie gefallen mir. Wie alt sind Sie?«
    Sie schwieg einige Augenblicke und sah ihn nur mit schiefgelegtem Kopf fragend an. Als er ihr tief in die Augen blickte, spürte er, wie es ihm die Füße wegzog. Er schluckte mühsam und dankte dem Himmel, daß sie viel zu jung war, um seine offensichtliche Betörtheit zu bemerken.
    »Ich bin fünfzehn Jahre alt. Und Sie, Mylord?«
    »Ich bin vierundzwanzig.«
    »Im Oktober werde ich allerdings schon sechzehn. Der Altersunterschied ist also gar nicht so gewaltig.«
    »Nein, später nicht, doch im Augenblick …« Er unterbrach sich entsetzt. Das mußte aufhören!
    »Nur neun Jahre, genauer acht und ein halbes. Vor neun Jahren war ich noch ein kleines Mädchen, während Sie bereits ein junger Mann waren.«
    »So wie Sie jetzt eine junge Dame sind?«
    »Ja, genau.« Sie sprach ganz ernst, doch er bemerkte das zitternde Grübchen auf ihrer linken Wange sehr wohl. »Für Ihr jugendliches Alter haben Sie schon hübsch viel erreicht, Mylord!«
    »Ich bin ein ganz normaler Mann, Arielle, und ich möchte, daß Sie mich Burke nennen. An diesem bezaubernden Ort wirkt soviel Förmlichkeit störend.«
    »Also gut. Für eine Grafenwürde kann man ja nichts, doch um Major zu werden, muß man schon etwas leisten – Ich nehme an, Sie haben unzählige französische Soldaten zum Teufel geschickt, und bestimmt auf sehr furchteinflößende Weise! Wie geht es Ihrer Verwundung?«
    »Ich bin in Kürze wieder einsatzfähig und werde dann auf den Kriegsschauplatz zurückkehren. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich Ihnen sage, daß Sie wunderschönes Haar haben. Wirklich, eine sehr ungewöhnliche, ausgefallene Farbe.«
    »Mein Vater sagt, daß ihn die Farbe an Tizian erinnert.«
    »Ja, damit hat er völlig recht!«
    »Ganz gleich, was ich damit anstelle, es bleibt rot! Ich habe gelernt, die Dinge so hinzunehmen, wie sie sind.«
    Er wollte schon zustimmen, doch dann zögerte er. Er wollte es keineswegs hinnehmen, daß er sich in ein fünfzehnjähriges Mädchen verliebte. War es ihr wunderschönes Haar? Oder hatten ihn die klaren, blauen Augen bezaubert? Guter Gott, er war ja bereits ganz fasziniert. Aber er wollte sich nicht verlieben. Sie war außerdem nur ein Mädchen, nicht einmal eine Frau! Er war noch nie wirklich verliebt gewesen und wollte auch nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen! Aber offensichtlich hatte er keine Wahl mehr.
    »Nein, damit bin ich nicht einverstanden.«
    »Verzeihung, Mylord – Burke –, aber ich weiß nicht mehr, wovon wir gesprochen haben. Sie haben so lange geschwiegen.«
    »Ich habe es ebenfalls vergessen. Sie haben doch eine Schwester, nicht wahr? Ich kann mich leider nicht mehr an ihren Namen erinnern.«
    »Ja, eine Halbschwester. Sie heißt Nesta und ist mit Alec Carrick, Baron Sherard, verheiratet.«
    »Aber den kenne ich! Ich habe ihn vor einigen Jahren in London getroffen. Wenn ich mich recht erinnere, wollte er damals Junggeselle bleiben. Völlig verrückt! Sieht Ihre Schwester Ihnen ähnlich?«
    »Nein, überhaupt nicht. Ihr Baron hat sich Hals über Kopf in sie verliebt, und vor drei Monaten sind sie nach Amerika gefahren, wo sie wohl noch eine ganze Weile bleiben werden. Ich habe außerdem noch einen Halbbruder namens Evan Goddis, den ich allerdings auch nur selten sehe. Meine Mutter war früher mit
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