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Liebe ohne Schuld

Liebe ohne Schuld

Titel: Liebe ohne Schuld
Autoren: Catherine Coulter
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gefällt.«
    Sie schwieg beharrlich.
    »Ich erinnere mich, daß mein Vater dich in dieser Position nie geschlagen hat. Er mochte es viel lieber, wenn du dich auf allen Vieren vor ihm gewunden hast. Diese Haltung hat ihm gefallen!« Er legte die Peitsche aus der Hand und band Arielles Handgelenke los. »Du wirst jetzt dasselbe tun wie bei meinem Vater!«
    Sie spuckte ihm wortlos mitten ins Gesicht.
    Etienne zuckte zurück, doch er beherrschte sich, obwohl seine Augen vor Wut brannten. »Wirst du jetzt gehorchen?«
    »Eher werde ich Sie umbringen!«
    Blitzschnell trat Etienne einen Schritt zurück und ließ die Peitsche durch die Luft sausen. Arielle duckte sich und wich nach links aus, so daß der Schlag ihren Arm nur ganz leicht streifte.
    »Los, runter auf die Knie!«
    Doch statt ihm zu gehorchen, ging Arielle mit gespreizten Fingern auf ihn los. Etienne sprang beiseite und ließ wieder die Peitsche heruntersausen. Arielle ließ sich davon jedoch nicht abhalten, sondern drang schreiend und tretend weiter auf ihn ein. Sie hörte das Pfeifen, doch als der Schlag sie traf, fühlte sie fast überhaupt nichts. Etienne hatte ihren Arm gepackt und verdreht, so daß sie hinstürzte, doch Sekunden später war sie bereits wieder auf den Beinen und stürzte sich erneut auf ihn.
    Tief gruben sich ihre Fingernägel in seinen Nacken, und sie spürte deutlich, wie die Haut nachgab. Er jaulte laut auf und schlug wieder zu. »Dir werde ich es zeigen!« schrie er.
    Weshalb gab sie denn nicht nach? Weshalb gehorchte sie ihm denn nicht? Weshalb flehte sie nicht, ihm endlich gehorchen zu dürfen? Ganz langsam, aber unausweichlich drängte er sie gegen die Wand. Als er sah, wie sie zur Verbindungstür hinüberblickte, schnitt er ihr schnell den Fluchtweg ab und hatte sie kurz darauf in der Falle. Statt ihn wieder anzugreifen, bedeckte Arielle ihr Gesicht mit den Armen.
    Keuchend warf Etienne die Reitpeitsche beiseite und drückte Arielle mit beiden Händen gegen die Wand. Dann holte er kurz Luft. »Nun, Arielle, wofür hast du dich entschieden? Wenn du mir gehorchen willst, werde ich dich nicht schlagen. Eigentlich bin ich nämlich ein umgänglicher Mann. Du mußt also nur ›ja‹ sagen.«
    Langsam ließ Arielle die Arme sinken, doch dann ballte sie kurz entschlossen eine Faust und schlug Etienne mit aller Kraft auf das Kinn. Er stolperte nach rückwärts, trat dabei auf die Peitsche, verlor das Gleichgewicht und stürzte schließlich auf die Knie. Völlig außer Atem, sah Arielle auf ihn hinunter. »Lieber werde ich sterben, bevor ich noch einmal irgend jemandes Opfer werde! Haben Sie das verstanden, Etienne?«
    Sie überlegte kurz, ob sie die Peitsche vor ihm erreichen könnte, doch im selben Augenblick hatte Etienne sie bereits aufgehoben. Während er zur Verbindungstür hinüberging, rieb er sich unaufhörlich das Kinn. Dann rief er nach Dorcas. Kurz darauf hörte Arielle die schlurfenden Schritte und dann das Gejammer.
    »O je! Haben Sie sie wieder geschlagen! Sie elender, alter Mann! Das arme Kind!«
    Als Dorcas sie umarmen wollte, befreite sich Arielle. Sogleich packte Etienne sie, stieß sie ins angrenzende Schlafzimmer und warf sie aufs Bett. »Verdammt, Arielle! Ich wollte dir nicht wehtun! Meinen Vater hast du doch auch nicht so behandelt, weshalb also mich?«
    Sie hob ein klein wenig den Kopf. »Weil ich jetzt stark bin.«
    Verblüfft sah er auf sie hinunter. »Kümmern Sie sich um sie!« herrschte er Dorcas an und verließ das Zimmer.
    »Liegen Sie ganz still! Ich werde die Wunde behandeln, und gleich werden Sie sich besser fühlen. Er ist ein grausamer Mann! Wenn Sie es wünschen, werde ich ihn noch einmal umbringen«, murmelte die alte Frau.
    Arielle war fast ohnmächtig vor Schmerzen, doch beim letzten Satz spitzte sie die Ohren. »Was haben Sie gesagt, Dorcas?« flüsterte sie.
    »Ich sagte, daß ich ihn noch einmal für Sie töten würde, falls Sie das wünschen.« ‚
    Arielle versuchte, möglichst ruhig und vernünftig zu sprechen. »Paisley ist doch an einer Gräte erstickt.«
    »Es ist durchaus möglich, daß er gerade eine Gräte im Mund hatte, aber vorher hatte ich ihm bereits eine hübsche Dosis Arsen verabreicht. Ich habe Sie vor ihm gerettet und kann es jederzeit wieder tun. Ich verstehe nur nicht …«
    Arielle spürte, wie die Finger der Alten ganz vorsichtig die Creme in die Striemen einmassierten. »Was verstehen Sie nicht?«
    »Daß er nicht gestorben ist! Er ist immer noch da und tut Ihnen weh! Es ist
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