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Liebe ohne Schuld

Liebe ohne Schuld

Titel: Liebe ohne Schuld
Autoren: Catherine Coulter
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zur Wanne hinüber. »Setz dich und wasch dich!« Mit diesen Worten warf er ihr einen Schwamm und ein Stück Lavendelseife in den Schoß. Dann drehte er den Sessel vor dem Kamin so um, daß er sie sehen konnte und setzte sich. »Ein hübscher Anblick!« bemerkte er zufrieden.
    Arielle saß regungslos in der Wanne. Erst als er ihr heftig drohte, wandte sie den Kopf ab und begann, sich zu waschen. Ihrer Meinung nach hatte Etienne sich verändert. Er war selbstbewußter geworden und hörte sich beinahe so an wie sein Vater. Außerdem war sein französischer Akzent beinahe verschwunden. Als sie dann plötzlich seine Stimme hörte, erschrak sie.
    »Ist das Wasser schon kalt? Soll ich dir heraushelfen?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf, denn sie wollte ihn weder ansehen noch mit ihm reden. Sie wollte einfach so tun, als sei er nicht vorhanden.
    »Tiefer, Arielle!« forderte er, als sie sich mit dem Schwamm den Bauch abseifte.
    Arielle schluckte und gehorchte. Was hätte sie sonst tun können? Irgend etwas mußte ihr einfach einfallen! Ein passives Opfer – nein, das konnte und durfte sie nicht mehr zulassen! Sie mußte versuchen, stärker zu sein und die Initiative zu übernehmen.
    Ganz langsam stand sie auf und wrang den Schwamm aus, so daß das Wasser in kleinen Bächen über ihre Brüste lief. »Geben Sie mir ein Tuch!« befahl sie mit kalter Stimme.
    Etienne zog zwar eine Augenbraue hoch, doch dann stand er auf und reichte ihr das Handtuch, das Dorcas über eine Stuhllehne gehängt hatte. Dabei betrachtete er fasziniert ihre Brüste, die nassen Wasserstreifen und die weichen Warzen.
    »Gehen Sie wieder zurück!« fauchte sie ihn an.
    Ungläubig starrte er sie an. »Was hast du da gesagt?«
    »Sie haben mich genau verstanden, Etienne! Gehen Sie! Seien Sie ein lieber Junge! Ich möchte mich allein abtrocknen.«
    Verwirrt kehrte Etienne zu seinem Stuhl zurück und setzte sich. Dann beobachtete er, wie sie sich gründlich und sorgfältig abtrocknete, als ob es nichts Wichtigeres auf der Welt gäbe und er gar nicht mehr vorhanden wäre.
    »Sie sind ein Narr!« bemerkte Arielle, während sie das Tuch um ihren Körper schlang und über ihren Brüsten verknotete. »Das allerdings war Ihr Vater nicht! Er war vielleicht grausam, fett und gerissen, aber er war kein Narr! Sie dagegen benehmen sich wie ein dummer, kleiner Junge!«
    Mit hochrotem Kopf sprang Etienne auf. »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen!«
    Arielle zuckte nur die Schultern und sah ihn gelangweilt an. »Nun, stimmt das etwa nicht? Sie versuchen, einem anderen die Frau wegzunehmen, und wollen mit der Frau Ihres verstorbenen Vaters schlafen? Können Sie sich denn nicht selbst eine Frau suchen? Geben Sie doch endlich zu, daß Sie in England keinen Erfolg gehabt haben!«
    Mit wutverzerrtem Gesicht kam er ganz langsam auf Arielle zu.
    »Wagen Sie es ja nicht, mich anzufassen. Sie elender, kleiner französischer Bastard!«
    Angesichts ihrer drohenden Stimme hielt Etienne tatsächlich inne und starrte sie nur schweigend an.
    »Tja«, meinte Arielle schließlich, nachdem sie einander eine ganze Weile angestarrt hatten, »Sie sind wirklich ein trauriges Exemplar. Etienne, kehren Sie nach Frankreich zurück und suchen Sie sich dort eine Frau, oder vielleicht doch besser ein junges Mädchen, denn Sie sind ja gar kein Mann!«
    Etienne zitterte am ganzen Leib. Evan hatte ihn einmal ähnlich verhöhnt, und jetzt seine Schwester! Plötzlich sah er auch wieder die Hure in Calais vor sich, die ihn wegen seines Versagens ausgelacht hatte. Er wollte weg. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit überkamen ihn, und er wandte sich zur Tür.
    Doch im selben Augenblick trat Dorcas durch die Verbindungstür ins Zimmer. »Brauchen Sie mich, Miß Arielle? Das nasse Handtuch ist doch viel zu kalt! Läßt dieser schreckliche Mann Sie wieder hier stehen? Er ist heimtückisch! Aber keine Angst, ich werde schon für Sie sorgen!«
    Arielle hätte am liebsten geschrien. Sie beobachtete Etiennes Haltung und sein Mienenspiel, während Dorcas redete, und sah, wie er allmählich seine Fassung wiedergewann und schließlich sogar lächelte. In diesem Augenblick sah er seinem Vater zum Verwechseln ähnlich.
    »Das ist ganz richtig, Dorcas! Ich werde sie hier stehen lassen und mich an ihrem Anblick erfreuen. Und sie wird auch noch andere schöne Dinge tun! Wenn sie Sie braucht, wird sie rufen! Doch jetzt verschwinden Sie!«
    »Nein, Dorcas!« rief Arielle. »Sie bleiben hier!« Doch die alte
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