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Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es
Autoren: Christine Nöstlinger
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diese Taktik wird eingesetzt, weil eben die Frau unweigerlich als Sieger aus dem Gespräch hervorgehen würde. Und dass sie den Sieg gar nicht beabsichtigt, sondern nur den Mann besser verstehen will, also – bittschön! – diese Meinung wäre schon ein wenig naiv.

Diät ist, wenn man’s trotzdem macht!
    Abmagern ist – auch wenn Frauenzeitschriften in Diät-Fahrplänen das Gegenteil behaupten – keine leichte Sache, sondern ein harter Kampf. Und wer meint, dass man diesen Kampf nur gegen sich selber führen muss, der hat entweder noch nie „abgespeckt“ oder es unter ungewöhnlich günstigen Umständen getan.
    Normalerweise hat der, der Gewicht verlieren will, in seiner Umgebung Leute, die diesem Wollen den Kampf ansagen.
    Da ist zuerst einmal der mütterliche Elternteil, der vom Abmagern nichts hält, weil für ihn sein Kind ohnehin das schönste auf der Welt ist und bei Gewichtsverlust im Fall einer Grippe nichts „zuzusetzen“ hätte. Also kocht die Mama sämtliche Lieblingsspeisen des Diätwilligen und bringt allein durch deren Duft den stärksten Willen ins Wanken.
    Sollte der besorgte Elternteil der väterliche sein, kommt er plötzlich, ganz gegen seine Art, mit Zuckerbäckerpackerln zu Besuch oder spricht Esseinladungen in teure Restaurants aus.
    Genauso schlimm sind Leute, die eine erfolgte Gewichtsabnahme – wie folgt – kommentieren: „Ja, ja! Jetzt ist dein Busen weg, aber dein Hintern ist gleichgeblieben. Dadurch wirkt er viel dicker!“
    Am gemeinsten aber benimmt sich der in der Familie, der dicker ist als der Abmagernde. Dieser Mensch fühlt sich persönlich getroffen, denn nichts vernichtet einen 80-Kilo-Menschen mehr als ein 60-Kilo-Mensch, der erklärt, er sei ein hässlicher Fettklumpen und müsse sein Gewicht auf 50 Kilo reduzieren, um wieder zu ein bisschen Selbstwertgefühl zu kommen.
    Wie soll sich der 80-Kilo-Mensch bei solchen Reden fühlen? Mies muss er sich fühlen! Und um 20 Kilo dicker, als er ohnehin schon ist! Weil sich dieser Mensch aber nicht mies und 100 Kilo schwer fühlen möchte, muss er den Futterverweigerer zum Essen bewegen.
    Alle Tricks lässt er spielen, mit jeder List arbeitet er und gerät, wenn das nichts nutzt, in Panik. Ganz so, als ließe man ihn selbst verhungern. Und dann bekommt er die schrecklich üble Laune, die man Abmagernden so gern nachsagt.
    Der, der wirklich abmagert, ist in diesem Zustand natürlich auch ein wenig übersensibel und hält es nicht aus, dauernd einen übel gelaunten Menschen um sich zu haben.
    Also fängt er wieder zu essen an, und sein 80-Kilo-Gefährte nickt wohlwollend und sagt: „Ich hab’ ja gleich gewusst, dass du das nicht durchhältst!“

Freizeit, richtig genützt
    Freizeit, egal was der Einzelne darunter versteht und wie er sie zu verbringen beliebt, hat für uns alle ein Häuchlein vom Duft nach Freiheit an sich. Allerdings soll’s auch Menschen geben, die mit heiß ersehnter Freizeit nichts anzufangen wissen, außer vor dem Fernseher vor sich hin zu dumpfen. Und so geht es nicht nur erwachsenen Männern, so geht es heute schon Kindern. Frauen, wenn sie als Single leben, wohl auch. Nur Frauen, die Mann und Kinder haben, bleiben von dem Problem unbelästigt; sie haben nämlich keine „Freizeit“. Das heißt nicht, dass sie keine haben könnten. Sie wagen nur üblicherweise nicht, sich „frech“ eine zu nehmen. So ein Haushalt ist nämlich endloses, uferloses Arbeitsgebiet, und ein Tag hat leider nur 24 Stunden.
    Und so müsste die Hausfrau und Mutter die strikte Entscheidung treffen, wo und wann sie „Halt!“ sagt und streikt. Das schafft sie im Regelfall, solang es um leblose Dinge geht. Die Wäsche ungebügelt, den Teppich ungesaugt, die Fenster ungeputzt zu lassen, um ein Stündchen Freizeit zu genießen, kriegt sie hin, falls sie keine Haushalts-Neurose hat. Weit schwieriger ist es, den Anspruch auf Freizeit gegen lebendige Menschen zu verteidigen.
    Da hat man sich vorgenommen, endlich freizeitlich zu rasten, da kommt der Spross und verlangt: „Mama, erklär’ mir die Rechnung!“ Und da geht es ja nicht nur darum, dass man als Mutter Verantwortung für des Sprosses Bildung fühlt, man weiß doch: Der gibt keine Ruhe, bevor ich’s ihm erklärt habe! Also hätte man ohnehin keinen freizeitlichen Frieden. Und wenn der andere Spross zur Reitstunde chauffiert werden will und der Mann das Loch in der Hosentasche geflickt braucht und beide Sprösse eine Gute-Nacht-Geschichte fordern, gibt man ebenfalls
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