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Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es
Autoren: Christine Nöstlinger
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setzen sich in ein Taxi.
    An der Bar, egal, ob beim Barkeeper oder der Bardame, sollen es hauptsächlich die Männer sein, die sich ausweinen, beim Friseur oder der Friseurin erzählen vorwiegend die Frauen ihr Leid, in Taxis klagen angeblich Vertreter beiderlei Geschlechts gleichermaßen häufig.
    Ob die Hilfeleistung, die in Taxis, Bars oder Coiffeur-Salons gegeben wird, nur aus „Ja, ja“ und „Es ist ein Jammer“ besteht oder aus brauchbaren, lebensklugen Ratschlägen, hängt nicht von der Art des Problems ab, das da vorgetragen wird, sondern auch von der Bereitschaft der kopfwaschenden, servierenden oder lenkenden Menschen, auf anderer Leute Probleme einzugehen. Aber sowohl die „Ja, ja“-Murmler als auch die „Da müssen Sie sofort“-Rater müssen, wenn sie nach Arbeitsschluss heimkommen, den Kopf voll Traurigkeit, Ungerechtigkeit, Tristesse und Schicksalsschlag haben.
    Man sage nicht: Ach, das geht bei einem Ohr hinein und beim anderen heraus! Da bleibt allerhand zwischen den Ohren hängen, auch wenn sich der, der zuhören muss, redlich Mühe gibt, alles zu vergessen.
    Und wenn ich mir jetzt noch vorstelle, dass eine Friseurin mit einem Barkeeper verheiratet ist und der Schwiegervater, der Taxi fährt, bei ihnen wohnt, wird mir weh ums Herz.
    So eine Familie hätte – auf Kassakosten! – zweimal wöchentlich Anspruch auf einen Humoristen, der Hausbesuche macht.

Als Sigmund Freud darf jeder pfuschen
    Dass Leute, die von einem Handwerk nichts verstehen, besser die Finger von diesem lassen sollten, hat sich herumgeredet, weil die Unfälle und Schäden, die durch falsch reparierte Bügeleisen, Abflussrohre, Autos, Betonüberlager und dergleichen entstanden sind, als warnende Belege allseits bekannt wurden.
    Und falls sich doch jemand dumm und unwissend über Bügeleisen, Autos, Abflussrohre, Betonüberlager und dergleichen hermacht, werkt er üblicherweise nur an seinem eigenen Hab und Gut unsachgemäß herum.
    Kaum jemand drängt sich auf, anderer Leute Bügeleisen kurzschlussgefährlich zu reparieren oder anderen Leuten Betonüberlager einsturzgefährlich einzumauern. Die Verantwortung, sagt man in solchen Fällen, könne man nicht auf sich nehmen.
    Nur zur Behebung von psychischen Schäden an Menschen fühlt sich fast jeder Ungelernte bestens befähigt. Hat jemand in der Freundschaft, Verwandtschaft oder Bekanntschaft ernste Schwierigkeiten mit sich selbst, ist man zur Reparatur bereit!
    Man krempelt sich die Ärmel auf und greift zum Handwerkszeug, bestehend aus zwei Dutzend vager Fachausdrücke. Wäre doch gelacht, wenn wir den Kerl nicht hinkriegen!
    Tante Anna nimmt sich das „Reparaturstück“ vor und fragt es nach seiner Kindheit ab, weil ja jeder weiß, dass von dort alles Ungemach herrührt. Schwester Berta hat einmal ein kluges Buch gelesen, in dem stand etwas über „paradoxe Intervention“. Die geht einfach! Mit der behandelt sie nun den armen Bruder.
    Und die Freunde Curt und Dolferl können sich nicht einigen, ob der Freund nun eigentlich ein Neurotiker oder ein Psychopath ist. Und Freundin Elsi meint, das sei Jacke wie Hose, man müsse sich mehr ans „Psychodrama“ halten, und veranstaltet es nun allabendlich im Rahmen der Zweierbeziehung.
    Wie auch immer, von Tante Anna bis Freundin Elsi weiß jeder, was der arme Mensch hat, woher das rührt und wie es zu beheben ist!
    Es ist ja löblich, dass der Mensch den geliebten Mitmenschen nicht leiden lassen will und ihm helfend beistehen möchte. Das soll er ja auch. Nur soll er – bitte schön – nicht den gelernten Handwerker, den Fachmann, den Experten spielen.
    So viel Respekt wie vor einem Bügeleisen, einem Abflussrohr und einem Betonüberlager sollte man auch vor Menschenseelen haben.

Christine Nöstlinger
    E INE F RAU SEIN IST KEIN S PORT
    Das Hausbuch für alle Lebenslagen
    Humorvoll-bissige, witzig-ironische Geschichten über den Alltag unter Mitmenschen, Männern und Kindern
    Eine Frau sein ist kein Sport und schon gar nicht olympisch, aber oft schweißtreibend genug. Im Dauerlauf zwischen Haushalt und Beziehungskisten, zwischen Eheleben und Kindererziehung kann einem schon manchmal die Luft ausgehen, die frau zum Lachen braucht. Denn kein Problem, vor das einen der ganz normale Wahnsinn des Familienalltags stellt, ist so ernst, dass es sich nicht mit Humor lösen ließe. Das beweist Christine Nöstlinger auf ihre unnachahmliche Weise, voller Witz und Gelassenheit, mit einem liebevoll ironischen Blick auf das Leben und
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