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Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es
Autoren: Christine Nöstlinger
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nahte. Jeder kennt sogar etliche Fassungen der Story. Die mit der Maus, die Männchen machte, die mit der Ratte, die böse pfiff, die, in der Befreiung um Mitternacht erfolgte, und die, in der er bis zum Morgen im Keller verblieb. Am besten kennt Aloisens Frau die Story in allen Varianten, die sitzt ja immer neben ihm, wenn er vorträgt. Und so zischelt sie: „Klar hast du das!“ Aber für Alois gilt, wenn’s ans Erzählen geht, seiner Frau Wort nie. Forschend blickt er in die Runde, zweifelnd fragt er: „Hab’ ich echt?“
    Da muss man ein sehr hartherziger Mensch sein, um kaltlächelnd „Ja“ zu sagen, und Alois weiß, dass Berta kein solcher ist. So fixiert er sie, legt Flehen in die Stimme, fragt: „Dir auch?“
    Da zögert Berta nur kurz, dann sagt sie: „Erinnern kann ich mich eigentlich nicht.“ Und bevor ein anderer Veto einlegen kann, legt Alois los, und während er beglückt schildert, kriegt Berta von ihrem Hugo unterm Tisch Tritte gegen das Schienbein, zur Strafe für die der ganzen Runde angetane Tortur.
    Aber tags darauf, in anderer Runde, bekommt Hugo plötzlich, angeregt von der Nennung des Namens „Alois“, gieriges Glitzern in die Augen und fragt: „Hab’ ich euch eigentlich schon erzählt, wie hilflos die Berta immer ist, wenn der Alois seine uralten Geschichten erzählen will?“
    „Hast schon zehnmal!“ zischelt Berta, und Hugo fixiert Maria, die gute Haut, und fragt mit flehentlicher Stimme: „Dir auch?“
    Worauf Maria nur kurz zögert und sagt: „Erinnern kann ich mich eigentlich nicht.“ Dann legt Hugo los, bevor ein anderer Veto einlegen kann, und diesmal bekommt Maria Tritte ab.
    Wahre Güte muss eben immer leiden und lohnt auch nicht, denn wenn es Berta oder Maria einmal passiert, dass sie aus dem Schatzkästlein ihrer Erinnerungen eine Geschichte zum zweiten Mal holen, sind Hugo und Alois die ersten, die lauthals protestieren.

Vorsicht: Einladung droht!
    Den Menschen mit unsensiblen Geschmackspapillen entgehen sehr viele wunderbare Stunden im Leben, denn der „Gaumengenuss“ ist wohl einer der allerschönsten im Leben. Eines aber haben die braven Allesvertilger den heiklen Feinspitzen voraus: Sie brauchen nicht zu leiden, wenn sie bei Leuten, die überhaupt nicht kochen können, auf ein „schönes Nachtmahl“ eingeladen sind!
    Unsereiner hingegen, der nicht nur köstlich Gekochtes enorm schätzt, sondern übel Zubereitetes einfach nicht „runterkriegen“ kann, verzweifelt an so einem Gastmahl schier!
    Man will ja den lieben Grauskoch oder die werte Grausköchin nicht kränken. Aber was soll man denn tun, wenn jeder Bissen beim Kauen im Mund schrecklicherweise an Volumen zunimmt und zunimmt und einem die Speiseröhre „Vorübergehend geschlossen!“ signalisiert?
    Oft ist die einzige Möglichkeit, dieses Signal zu überlisten: die abgelehnte „Ladung“ mit einem kräftigen Schluck aus dem Glas wegzuspülen.
    Aber falls man den Teller arg vollgeschöpft bekam und zum leichteren Transport Wein oder Bier benutzen muss, kann diese Methode leicht zum Vollrausch führen!
    Ein besserer Ratschlag, der aber nur brauchbar ist, wenn man über die Unfähigkeit von Koch oder Köchin schon Bescheid weiß, wäre: Man erwähne bereits, wenn die Einladung ausgesprochen wird, dass man traurigerweise im Moment an einer hartnäckigen Gastritis laboriere! Auf die kann man sich dann zurückziehen, wenn das Essen so ausfällt wie befürchtet.
    Sollte es wider Erwarten doch genießbar sein, kann man ja noch immer fröhlich verkünden, dass sich die Gastritis erstaunlicherweise inzwischen beruhigt habe!
    Übrigens: Die Idee, zähe oder flachsige Fleischhappen unter den Tisch zu schmuggeln, weil dort der Gastgeberhund Platz genommen hat, kann schiefgehen!
    Ich versuchte dies einmal. Und als dann „die Tafel aufgehoben“ wurde und die Gastgeberin das üppig herabhängende, aber leicht bekleckerte Tischtuch vom Tisch zog, war allen der Blick frei auf eine riesige Dogge, und vor deren sabberndem Maul lag noch alles, was sich vorher auf meinem Teller befunden hatte.
    Das Vieh war leider perfekt erzogen und darauf dressiert, nur nach seines Besitzers Kommando „Friss!“ zuzuschnappen!
    Könnte allerdings auch sein, dass es einen genauso sensiblen Gaumen hatte wie ich.

Wem ist er zu verdanken?
    Der „neue Mann“ ist kein Gespenst, das nur in nebulösen Tagträumen geplagter Frauen auftritt. Es gibt ihn tatsächlich!
    Bereits 13 % unserer Männer sind „neue“, also solche, die sich
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