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Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es
Autoren: Christine Nöstlinger
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geschätzt – halte ich für hemmungslos erzählbar. Ich hege den Verdacht, gewisse Details meiner Träume, Bezugspersonen zur Kenntnis gebracht, könnten deren Zuneigung zu mir etwas verringern. Meine Träume fremden Deutungen preiszugeben, halte ich für eine Zumutung.
    Ist mir selber schon unerklärlich, wieso ich mit dem Herrn Pivonka, der mir in wachem Zustand nur Ärgernis ist, eine zärtliche Ehegemeinschaft träume, was würde erst meine Umwelt für Schlüsse ziehen? Ich habe im Traum auch schon am Begräbnis eines nahen Verwandten teilgenommen; und dies ohne größere Gemütsbewegung.
    Meine heitersten Träume sind die, in denen ich überhaupt keine Familie besitze, und einmal, in einem Traum, traf ich eine verhasste, ehemalige Schulkollegin, die stellte mir ihren Mann und ihre Kinder vor, und ich war erfüllt von schadenfroher Genugtuung, weil die Vorgestellten mein Mann und meine Kinder waren.
    Solche Träume sind nicht unverfänglich genug, um sie nach dem Frühstück zu erzählen! Und sicher geht das nicht nur mir so. Leute, die mir Geträumtes berichten, plötzlich stocken und murmeln: „… und dann, dann weiß ich nicht weiter …“, wüssten sehr wohl weiter! Sie schweigen bloß, besorgt um ihre zwischenmenschlichen Beziehungen.
    Ich kenne einen Mann, den irritierten die Träume seiner Frau so, dass er sich scheiden lassen wollte. Als die Frau hierauf die Träume bei sich behielt, wurde er noch böser. Schließlich ging sie dazu über, ihm Träume zu erfinden. Womit die Ehe gerettet war.

Elternwille gegen Kinderwille
    Es gibt Kinder, die fast immer ihren Willen gegen den Willen der Eltern durchsetzen, und es gibt Kinder, die das nie schaffen. Dieses unterschiedliche Durchsetzungsvermögen kann nicht nur vom Erziehungsstil der Eltern abhängen.
    So einfach, dass gutmütige, tolerante Eltern willensstarke Kinder haben und autoritäre Eltern willensschwache Kinder, ist die Sache nicht, denn es gibt auch Familien mit mehreren Kindern, wo ein Kind „immer alles erreicht“ und die anderen sich brav einfügen, unterordnen, anpassen – egal, wie man es nennen mag –, ihren Willen jedenfalls nicht durchsetzen.
    Ich kenne viele Erwachsene, die es heute noch dem Bruder oder der Schwester übel nehmen, dass diese seinerzeit in Kindertagen „immer ihren Kopf durchgesetzt haben“.
    Und fast alle diese Leute meinen, die Eltern hätten eben das Geschwister viel lieber gehabt und ihm deswegen mehr „durchgehen lassen“ und mehr Zuwendung zukommen lassen. Dem kann so sein, ist aber nur selten so!
    Kinder, die ihren Willen durchsetzen, haben einfach die bessere „Durchsetzungsstrategie“. Sie sind nicht kompromissbereit, nicht „konstruktiv-aktiv“, wie das fachsprachlich heißt.
    Sie setzen entweder auf „Steuerung durch Vorwürfe und Entwertung“. Sie jammern etwa: „Alle bekommen mehr Taschengeld, auch die, die ärmere Eltern haben! Nur ich darf nie etwas haben! Ihr seid ja so gemein!“
    Oder sie legen sich „Anpassung im Sinne sozialer Erwünschtheit“ zu. Sie sind „lieb“, sie betteln, sie geben Papa und Mama Küsschen und Unmengen von Streicheleinheiten.
    Und natürlich kann ein Kind seine Eltern auch noch durch „Bestrafung und Ignorieren“ steuern. Es schreit, es nervt, es tobt, es macht Sachen kaputt oder ist trotzig und stumm und bricht die Kommunikation einfach ab und tut unbeirrbar weiter, was es nicht tun sollte.
    Und Sie, geneigte Leserin, die Sie Ihre Kinder so vorzüglich zu lenken, zu leiten und zu steuern wissen, welcher „Durchsetzungsstrategie“ Ihrer lieben Kleinen fallen Sie zum Opfer?
    Jetzt, wo ich Ihnen das so schön fachsprachlich erklärt habe, muss es für Sie ja ein Leichtes sein, das festzustellen!

Mit anderer Leute Problemen leben
    Angeblich glauben nur 8 % der Bevölkerung, ein Mensch habe mit seinen Problemen ganz allein fertigzuwerden, und leben auch danach.
    Die restlichen 92 % vertrauen sich, wenn sie Probleme haben, ihren Mitmenschen an. Freunde, Familienangehörige und Berufskollegen sind es, bei denen man Kummer und Sorgen, Ängste und Bedrängnisse ablädt und sich Rat holt, so man nicht professionelle Hilfe zur Lösung seiner Konflikte beansprucht und sich einen Therapeuten oder Analytiker leistet.
    Und dann gibt es noch die Leute, die weder auf Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder bauen und auch – sei es aus Geldmangel oder Vorurteil – die fachmännische Hilfe scheuen.
    Diese Leute gehen im Kummerfalle in die Bar, zum Friseur, oder sie
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