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Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es
Autoren: Christine Nöstlinger
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lieber nach und seine geplante Freizeit auf, als sie beinhart zu konsumieren.
    Sogar wenn man sich vorgenommen hat, den Sonntag mit der Freundin zu verbringen, und dann kommt der Herr Gemahl heim und sagt, er habe für Sonntag den Hugo eingeladen, weil der endlich in den Genuss seiner Ehefrau köstlicher, selbst gemachter Lasagne kommen soll, disponiert man halt auch um. Kann man doch dem Gemahl nicht zumuten, dass er Hugo wieder „auslädt“, das wäre ihm doch peinlich!
    Und so knetet und walkt man am Sonntag Nudelteig, kocht Sugo, kocht Bechamel, reibt Käse, schichtet, bäckt und lässt sich schließlich vom mampfenden Hugo sagen: „Köstlich, köstlich, aber dass du dir die Riesenkocherei antust?“ Worauf der Gemahl strahlend verkündet: „Kochen ist halt ihr Hobby!“
    Und Hugo gratulierend hinzufügt: „Ein Glück, wenn der Mensch mit seiner Freizeit was Ordentliches anzufangen weiß. Schafft ja nicht jeder!“

„… aus Liebe“
    Heutzutage ist das Familienleben ja schon ein halbwegs demokratisches. Die Zeiten jedenfalls, wo Kinder und Jugendliche nicht wagen durften, an ihren Eltern Kritik zu üben, sind vorbei.
    Dass die Mütter wesentlich härter und öfter von den Kindern kritisiert werden als die Väter, liegt gewiss nicht daran, dass die Väter der „bessere Elternteil“ sind, sondern nur daran, dass Mütter wesentlich intensiver mit der Nachwuchsbetreuung befasst sind und dadurch viel mehr Angriffsfläche zum Aufbegehren und Motzen bieten. Und dass es unter den Kindern wiederum die Töchter sind, die an den Müttern am meisten auszusetzen haben, liegt wohl am Nahverhältnis Mutter/Tochter.
    Und weil wir – gottlob! – nicht in Zeiten leben, wo Kinder duckmäusern müssen, tun Töchter ihre Kritik an Müttern eben lautstark kund (frühere Töchtergenerationen hatten an ihren Müttern garantiert nicht weniger auszusetzen, nur schwiegen sie halt brav).
    Soweit ich es bei mir zu Hause und in meinem Bekanntenkreis feststellen kann, reagieren Töchter besonders kritisch, wenn die Mutter über zu viel Arbeit klagt und Beschwerde über den Ehemann führt, weil er nicht mithilft und sich wie ein Pascha bedienen lässt.
    „Ja, warum bedienst du ihn denn?“, fragt die Tochter dann streng und hat auch gleich die Antwort parat. „Du redest dem Papa ja direkt ein, dass er zur Hausarbeit unfähig ist. Du willst ja gar nicht, dass er hilft! Oft schon wollte er etwas tun, aber du warst immer viel schneller und hast alles erledigt, bevor er sich dazu aufgerafft hat! Du willst nämlich unentbehrlich sein! Das ist es!“
    Hört die einsichtige Mutter solche Kritik, geht sie in sich und fragt sich, ob da etwas Wahres dran sein könnte. Und hat sie einen speziell einsichtigen Tag, muss sie sich eingestehen, dass die Tochter gar nicht so unrecht hat. Aber leider, sagt sie sich dann seufzend, ist da nicht mehr viel zu ändern. Sie fühlt sich weder vital genug, ihr eigenes Verhalten grundlegend zu ändern, noch zäh genug, dem Partner nach so vielen Pascha-Jahren eine radikale Umerziehung angedeihen zu lassen.
    Einen Trost aber hat die Mutter: Ihre Tochter, die ist emanzipiert und klug. Die wird das später anders machen! Die weiß nämlich, schon lange bevor sie noch einen Partner hat, wie gleichberechtigte Partnerschaft laufen muss!
    Doch so ein netter Muttertrost währt auch nicht ewig. Da bringt dann nämlich die Tochter eines Tages einen netten Knaben ins Haus, und der wird dann, weil ihn die Tochter mag, zum ständigen Gast.
    Und wer kocht dem netten Knaben Kaffee und ein Süpplein? Wer näht ihm den Knopf an und stopft seine Wäsche in die Waschmaschine und bügelt sie nachher? Die Tochter!
    „Aber geh“, entgegnet die Tochter der mütterlichen Kritik. „Das ist doch was anderes! Ich lasse mich ja nicht unterdrücken. Die paar Handgriffe, die mache ich aus Liebe. Wer liebt, der rechnet nicht auf.“
    Ach, ihr lieben Töchter! Glaubt ihr, bei uns hat das anders angefangen?

Der erste Eindruck
    Mariechen ist Menschenkennerin! Um über jemanden Bescheid zu wissen, hat sie weder Informationen über ihn noch Gespräche mit ihm nötig. Sie ist in der schönen Lage „Blitzdiagnosen“ zu stellen, denn für sie ist einzig und allein der „erste Eindruck“ wichtig. Unsereiner, der nicht so begabt wie Mariechen ist, findet natürlich auch oft Menschen „auf den ersten Blick“ sympathisch oder unsympathisch. Aber Mariechen findet noch weit mehr! Mariechen findet etwa auf den „ersten Blick“ heraus, dass
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