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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kollege!«
    Die französische Polizei ist dafür bekannt, daß sie präzise arbeitet – wenn sie einmal angefangen hat zu arbeiten. Sie übertrifft dann an Ideenreichtum alle anderen Staaten, einschließlich England mit Scotland Yard. Wie Frankreich, sobald es um Kunst geht, aufblüht und alles andere überstrahlt, so wird auch seine Polizei zu einem geradezu ästhetischen Genuß – denn Polizeiarbeit wird von den Fachleuten auch als eine Kunst betrachtet.
    Kommissar Philippe Mauran verhörte eine halbe Stunde lang Johann Kranz und Karl Lubizek aus Hannover sowie Emmi Schmidt aus Oberpfaffenhofen. Er verhörte sie einzeln, aber während die Herren aus Hannover nur berichten konnten, was sie von Emmi Schmidt gehört hatten, legte diese eine breite Palette intimer Kenntnisse aus dem Leben des Marquis de Formentiére vor. Kommissar Mauran war ehrlich erschüttert. »Und woher wissen Sie das alles, Mademoiselle?« fragte er.
    »Ich war die Geliebte des Marquis«, antwortete sie unbefangen.
    Für einen Franzosen ist das die überzeugendste Antwort, die es gibt. Dagegen sind keine Argumente stichhaltig. Wenn eine Geliebte ihr Herz erleichtert, so sprudelt neben viel Trübem auch oft die klare Wahrheit heraus.
    Mauran schloß die Befragung ab, griff zum Telefon, bestellte einen Dienstwagen, alarmierte sein sich langsam einfindendes Kommissariat und beantragte einen Mannschaftswagen mit zwanzig Polizisten für einen Blitzeinsatz. Dann ließ er sich mit Mas d'Agon verbinden.
    Sergeant Andratte hatte gerade zum Frühstück zwei halbweiche Eier verzehrt und nahm mit einem Brotrest das restliche Eigelb vom Teller auf, als sein Telefon klingelte.
    Sein erster Gedanke war: Marcel Bondeau! Nun war er sicher; Dr. Bombette hatte wohl die endgültige Diagnose gestellt.
    Er hob ab und sagte, seiner Sache ganz sicher: »Nun hat er endlich Ruhe!«
    Er wollte gerade wieder auflegen, als er zusammenzuckte. Eine fremde Stimme brüllte durch den Hörer: »Im Gegenteil! Mit Ihrer Ruhe ist es vorbei! Melden Sie sich gefälligst vorschriftsmäßig, Sergeant!«
    Man muß die Bewohner von Mas d'Agon kennen, um Sergeant Andrattes Reaktion zu verstehen. Daß um diese frühe Zeit jemand aus dem Präsidium in Arles anrief, war völlig ausgeschlossen in Andrattes Augen.
    Es gab nur eine Deutung, und die sprach der Sergeant jetzt aus: »Leg dich wieder in deine Koje, und laß mich in Ruhe frühstücken!«
    »Hier spricht Mauran! Kommissar Mauran!« brüllte es aus dem Telefon. »Rauschgiftdezernat!«
    Andratte nickte erfreut. Was die sich wieder mal ausgedacht hatten! Einen Kommissar Mauran kannte er nicht. Woher auch? Was hat ein Polizist von Mas d'Agon mit dem Rauschgiftdezernat zu tun?
    »Paß mal auf, Mauran«, sagte er deshalb gemütlich. »Ich lecke gerade mein Ei auf. Wenn ich fertig bin, kannst du zu mir kommen, und mich …«
    »Sergeant!« sagte jetzt Mauran, gefährlich akzentuiert. »In einer halben Stunde bin ich mit zwanzig Mann und meinem gesamten Kommissariat bei Ihnen. Sie begeben sich sofort unter irgendeinem Vorwand zu dem Marquis de Formentiére und sorgen dafür, daß er sich nicht entfernt. Ich mache Sie dafür voll verantwortlich! Haben Sie das verstanden?«
    Andrattes Unterkiefer klappte herunter, und das Brot mit dem Eigelb fiel auf den Teller. Wie immer, wenn es kritisch wurde, brach sofort Schweiß aus seinen Poren und lief über sein Gesicht. »Wer ist da?« fragte er schließlich kleinlaut.
    »Kommissar Mauran in Arles. Präsidium! Sind Sie endlich aufgewacht, Andratte? Wie kommen Sie zu dem Marquis?«
    »Da gibt es drei Möglichkeiten«, stammelte der erschütterte Andratte. »Zu Fuß, mit dem Fahrrad, oder ich leihe mir von Dupécheur, dem Gastwirt, das Motorrad. Aber nur, wenn es ganz eilig ist. Ist es ganz eilig?«
    »Das hört auf, Sergeant!« Mauran atmete heftig in die Telefonmuschel, was Andratte noch mehr aus dem Gleichgewicht brachte. Wenn Vorgesetzte schnaufen, dann ist das Ungewöhnliche greifbar. »Sie werden einen Dienstwagen bekommen!«
    »O Gott!« Andrattes Herz zuckte. Ich bekomme einen Infarkt, dachte er und lehnte sich weit zurück. Nur jetzt nicht! Ein Auto für mich! Bleibe stark, Emile! – »Ist das wahr?« fragte er schwach.
    »Ich verspreche es Ihnen! Leihen Sie sich zum letzten Mal das Motorrad, und fahren Sie sofort zu dem Marquis.«
    »Jawohl! Und was soll ich sagen?«
    »Himmel noch mal! Guten Morgen … und dann erzählen Sie ihm etwas. Irgend etwas … Er darf nur nicht wegfahren! Es wird
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