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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einzugehen, aber in diesem Fall lohnt sich die Investition – wegen Lulu!
    Lassen Sie sie laufen, sie wird auf der Straße erwartet werden. Ich hätte sie auch bei Ihnen im Sumpf abholen können, aber ich wollte keine Komplikationen und keine nassen Füße. Ich erwarte, daß Sie Ihr Zelt umgehend abbrechen und mit Ihrem Wagen verschwinden. Sie müssen noch viel lernen, um große Gauner zu werden. Adieu, Messieurs!«
    Johann Kranz starrte vor sich hin in das trübe Licht der Propangaslampe. Auch er begriff, lange vor Lubizek, was dieser Brief bedeutete. Das war ein saftiger Tritt in den Hintern …
    »Der hat unser Versteck gekannt«, sagte Kranz dumpf. »Der hat alles gewußt! Und trotzdem hat er bezahlt.«
    »Aber wieso denn?« fragte Karl Lubizek verwirrt. »Wie kann der denn wissen, daß wir hier leben, wenn wir nie einen gesehen haben, der in unserer Nähe spioniert hat? Der kann dir doch nur gefolgt sein, als du die Tasche abgeholt hast – aber da lag doch der Zettel schon in der Tasche unter dem Geld! Da stimmt doch was nicht …«
    »Das merke ich auch!« Lulu hielt den Zettel in ihren Händen, die plötzlich zu zittern begannen. »Das ist ein ganz großer Bluff, Jungens! Raoul wußte gar nichts! Aber er hat es sich eben vorgestellt, daß es so sein könnte.«
    »Und was soll dann der Brief? Ist doch klar, daß wir sofort abhauen, wenn wir dich auf der Straße abgesetzt haben.«
    »Nehmt mich mit …«, sagte Lulu leise. Ihre kindliche helle Stimme schwankte ein wenig.
    »Du hast wohl 'nen Knall?« rief Kranz überrascht. »Bei uns kannste kein Geld verdienen.«
    »Nehmt mich mit bis Paris – bitte.«
    »Das ist ein Umweg.«
    »Dann wenigstens bis Lyon. – Ich habe Angst …«
    »Aber warum denn? Auf der Straße wartet dein Marquis mit einem Blumensträußchen auf dich. Und nachher im Bettchen …«
    »Halt's Maul!« brummte Lubizek. »Wenn sie Angst hat …«
    »Vor wem denn?«
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, sagte Lulu kläglich. »Einen ganz großen Fehler – für so wenig Geld.«
    »Die hat den Verstand verloren!« Johann Kranz tippte sich an die Stirn. »Mädchen, du bist frei!«
    »Nein!« rief Lulu hell. »Ihr müßt mich nach Deutschland mitnehmen!«
    »Aber er schreibt doch …«
    »Laßt sie laufen, schreibt er. Sie wird auf der Straße erwartet … Begreift ihr das denn nicht? Wenn ein Raoul de Formentiére so etwas schreibt … Laß sie laufen … Als wenn es sich um einen Hund handelt, den man auf die Straße setzen soll und dem man einen Tritt gibt: Nun lauf schon nach Hause! Los! – Das hier, das hier …« Sie hielt den Zettel hoch, und ihre Hand zitterte heftig, »das ist ein Urteil! Das heißt: Liefert sie mir für diese 100.000 Francs aus – alles andere übernehme ich.«
    »Das ist vielleicht 'n Ding!« stotterte Lubizek.
    »Er wird mich umbringen.«
    »Blödsinn! Wir sind doch hier nicht in Chicago!«
    »Nein, da sind wir nicht«, antwortete Lulu bitter. »Hier ist mehr! Ach, ihr habt ja keine Ahnung, Jungs. Ihr wißt ja nicht, was hier gespielt wird! Und ich habe mich verrechnet. Ich habe nicht geahnt, daß er mich so kalt fallen läßt. Er ist ein Satan, sage ich euch – ein lächelnder, eleganter, charmanter Satan.«
    Und dann, unter der Angst, die sie bedrückte, erzählte sie, was unter der Falltür, im geheimen Kellerraum der Moulin St. Jacques lagerte. Kranz und Lubizek starrten sie mit fahlen Gesichtern an. Plötzlich waren die Geldscheine in ihren Taschen wie glühende Stahlplatten. Raoul de Formentiére hatte recht: Zum großen Gangster fehlte ihnen alles, vor allem die Nerven. Immerhin begriffen sie ganz klar, daß sie da in ein Geschäft eingegriffen hatten, das nie und nimmer zu ihnen paßte und das sie vernichten konnte, wenn sie nicht sofort reagierten.
    »Du lieber Himmel!« sagte Kranz mit heiserer Stimme. »Wir müssen sofort weg! Damit will ich nichts zu tun haben. Über zwanzig Millionen Mark? Auf einem Haufen?«
    »Schätzungsweise. Es können auch mehr sein, weniger nicht.«
    »Zelt ab!« rief Lubizek und sprang auf. »Sofort in die Kurve! Hier bleibe ich keine Minute länger als unbedingt nötig!«
    »Und ihr nehmt mich mit?« fragte Lulu verzweifelt.
    »Natürlich!« Kranz begann die Möbel zusammenzuklappen und die Luft aus den Luftmatratzen zu lassen. Dann sagte er entschlossen: »Aber vorher juble ich dem feinen Herrn eins unter die Weste, daß er an Überdruck erstickt. So ein Saustück! Mädchen, ich habe für 'ne ganze Menge von kleinen und
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