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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie ist jetzt völlig allein auf der Welt.«
    »Ich werde ihr einen namhaften Geldbetrag hinterlassen. Fahren Sie schon zur Mühe vor, Marquis, ich folge der Frau und sage es ihr.«
    »Bitte nein, halten Sie sich ganz zurück, Monsieur.« Raoul schüttelte den Kopf. »Ich würde jetzt so wenig wie möglich in Erscheinung treten. Die Stimmung der Bevölkerung ist leicht explosiv! Jeder, der die weinende Josephine Bondeau sieht, wird mit Ihnen abrechnen wollen. Es ist wirklich das beste, wenn Sie so schnell wie möglich aus dieser Gegend verschwinden.«
    Zipka sah das ein und fuhr Josephine nicht nach. Nach zehn Minuten hatten sie die Moulin St. Jacques erreicht. Zipka hupte ein paarmal, um Lulu zu warnen und parkte dann neben dem schweren Wagen des Marquis.
    »Warum veranstalten Sie ein solches Konzert?« fragte Raoul scharf. »So unauffällig wie möglich – wenn ich bitten darf.«
    »Eine alte dumme Gewohnheit von mir! Wenn ich etwas Schönes wiedersehe, muß ich es begrüßen! Zum Beispiel in München. Täglich fahre ich sicherlich viermal an den Propyläen vorbei – und jedesmal hupe ich! Es überkommt mich einfach.«
    »Und jetzt ausgerechnet bei dieser alten Mühle?«
    »Ich habe sie liebgewonnen. Warum? Oh, das betrifft meine Intimsphäre, wie man so schön sagt und bedarf keines Kommentars.«
    Er blickte zu dem alten Gemäuer hinüber und hoffte, daß Lulu aus einem der kleinen, oberen, schießschartenähnlichen Fenster blickte und die Situation begriffe.
    Kathinka schloß die dicke Bohlentür auf und ließ sie weit offen.
    Im Innern der Mühle roch es muffig und immer noch nach gärendem Mehl, obwohl sich die Mahlwerke seit hundert Jahren nicht mehr gedreht hatten. Kathinka lief durch das untere Geschoß, riß alle Fenster und Läden auf und ließ frische Luft herein. Dabei klapperte sie laut in der Küchennische mit den Töpfen, um Lulu, die irgendwo oben sich versteckte, auf diese Weise mitzuteilen, daß sie noch unsichtbar bleiben müsse.
    Zipka machte zunächst keine Anstalten, die Mühle zu betreten. Er lehnte an dem Sportwagen und steckte sich eine Zigarette an.
    »Wie lange werden Sie brauchen?« fragte der ungeduldige Marquis.
    »Vielleicht eine Stunde …«
    »Wenn Sie das abkürzen könnten …«
    »Sollten Sie eilig sein, Marquis, wir möchten Sie nicht aufhalten. Wir haben Ihre Güte, ich sagte es schon, sowieso über Gebühr strapaziert. Wir werden packen und dann sofort verschwinden. Bei Dupécheur müssen wir noch kurz vorbei, die Miete bezahlen …«
    »Das ist bereits erledigt, Monsieur.«
    »Marquis, das kann ich unmöglich annehmen.«
    »Sie waren meine Gäste und haben die Mühle kaum bewohnt. Also war es meine Aufgabe, alle Auslagen zu übernehmen. Es war mir eine Freude, bitte, kein Wort mehr darüber, Monsieur Zipka. Außerdem wäre es fast Selbstzerfleischung, jetzt noch ins Dorf zu fahren! Ich rate Ihnen wirklich, den schnellsten Weg zu nehmen: Von hier bis Albaron und dann auf der N 570 direkt nach Arles.«
    »So wollte ich fahren!« Zipka blickte zur Mühle. Kathinka stand in der Tür und winkte mit beiden Armen. Ihr Gesicht zeigte Ratlosigkeit. »Entschuldigung, ich werde gebraucht.«
    »Wenn ich helfen kann …«
    »Danke, Sie haben uns wirklich schon genug geholfen.« Zipka ging an Kathinka vorbei in das große Wohnzimmer und sah sich um. »Was ist?« fragte er.
    »Lulu … Lulu ist nicht mehr hier …«, stammelte Kathinka.
    »Nicht mehr hier? Mach bitte jetzt keine Witze, Tinka …«
    »Ich habe sie überall gesucht. Ich war bis oben an den Windmühlenflügeln. Ich habe gerufen – nichts!«
    »Sie hat Angst.«
    »Vor uns?«
    »Sie hat sicherlich den Marquis gesehen. Geh hinaus, Tinka, lenke den gelackten Burschen ab. Ich hole Lulu schon aus ihrem Versteck.«
    Aber nach einer Viertelstunde erschien Zipka an der Tür und hob resignierend die Schulter. Nichts! Lulu hatte die Mühle tatsächlich verlassen. Ziellos würde sie jetzt durch die Gegend irren – ein Mädchen ohne Erinnerung … Ein fürchterlicher Gedanke.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?« rief Raoul de Formentiére gehässig.
    Zipka winkte ab. »Ich weiß mit meinem Koffer nicht Bescheid. Tinka, wenn du bitte kommen möchtest …«
    Kathinka lief zur Mühle zurück und fragte gar nicht, was Zipka wirklich von ihr wollte. Sie sagte nur hastig: »Was machen wir jetzt? Wir können sie doch nicht suchen.«
    »Nein! Wer weiß denn, wann sie weggelaufen ist? Sie kann schon über einen Tag weg sein.«
    »Vielleicht ist es
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