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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kathinka und Zipka wieder, wie der Marquis sein Pferd aus dem Stall holte und wegritt. Sie saßen im dunklen Zimmer hinter der Gardine und wunderten sich, daß Raoul einen taschenähnlichen Gegenstand mitnahm und vor sich auf den Sattel legte.
    »Der Bursche führt ein Doppelleben«, sagte Zipka, nachdem der Marquis losgeritten war. »Ich gäbe was drum, wenn ich ihm nachreiten könnte.«
    »Sollen wir ihm ohne Lichter nachfahren …?«
    »Zu laut. In diesen stillen Camargue-Nächten dröhnt ein Motor wie ein Gewitter. Außerdem kommen wir an den Wagen gar nicht heran. Er steht in der Remise bei der Kutsche, und die Remise hat nur ein Tor zum Garten. Dort aber lauern die drei Bluthunde. – Es ist wirklich die beste Lösung, morgen zu Dupécheur umzuziehen.«
    »Und was wird aus Lulu?«
    »Da gibt es nur eine Möglichkeit: Sie muß erzählen, daß sie gar nicht in den Etang gegangen, sondern einfach ziellos davongelaufen ist. Als sie müde war und nicht wußte, was sie machen sollte, ist sie einfach zurückgekommen. Alle werden aufatmen – am meisten Sergeant Andratte und Kommissar Flacon.«
    »Und dann kommt ein Krankenwagen …«
    »Das werde ich verhindern, indem ich so etwas ähnliches wie eine Vormundschaft über das Mädchen ohne Gedächtnis übernehme. Ich werde mich verpflichten, mich um sie zu kümmern.«
    »Als Mörder, Wig? Das soll eine Behörde erlauben?«
    Zipka sah Kathinka ratlos an. »Da hast du recht«, sagte er gedehnt. »Ich darf nicht verdächtigt werden …«
    »Aber Bondeau, der Beweis, liegt im Spritzenhaus.«
    »Verdammt! Ich glaube allmählich, der Marquis hat mir doch den einzig richtigen Weg gezeigt.« Zipka fuhr sich mit zitternden Händen übers Gesicht. Er bemühte sich nicht, das zu verbergen. Ich darf auch einmal Nerven haben, dachte er. Einmal ist der Vorrat an Stärke eben aufgebraucht … »Wir müssen Lulu aus der Mühle holen und dann so schnell wie möglich das Weite suchen. Ich muß mich nur daran gewöhnen, ein Flüchtender zu sein.«

18
    Am nächsten Morgen zeigte sich Raoul Formentiére sehr aufgeschlossen für die neuen Pläne Monsieur Zipkas. Er lobte dessen reale Einschätzung der Lage und seinen Entschluß einer vielleicht doch nicht unbedingt objektiven französischen Justiz auszuweichen.
    »Fahren Sie zurück nach Deutschland!« sagte er eindringlich. »Ich wiederhole mein Angebot: Es wird nichts nachkommen! Ich werde hier alles regeln und im Sand verlaufen lassen.«
    »Das scheint eine Spezialität von Ihnen zu sein«, erwiderte Zipka sarkastisch.
    »Wo viel Wasser ist, schwimmt auch viel davon!« Der Marquis lächelte. »Wir leben hier inmitten von Wasser …«
    Er wartete, bis das Hausmädchen, das Alains Funktionen übernommen hatte, das Frühstückszimmer verlassen hatte und fuhr dann fort: »Ich habe da bereits eine recht angenehme Überraschung für Sie, Monsieur Zipka: Sergeant Andratte will von einem Protokoll absehen, wenn Sie heute noch wegfahren. – Sie sehen, daß ich mich sehr bemüht habe.«
    »Ich wäre gern bis zum Begräbnis von Bondeau geblieben …«
    »Unmöglich, Monsieur! Das käme einer Provokation gleich! Bedenken Sie den Volkszorn, der sich gerade bei einer solchen Feierlichkeit entladen kann! Der Mann, der Bondeau erschlagen hat, der Ausländer, steht an dessen offenem Grab … Die Leute würden überkochen! Man würde eine solche Geste nicht als Mitgefühl, sondern als – Frechheit auslegen.« Der Marquis reichte Zipka für seine Morgenzigarette Feuer. »Das Gegenteil ist richtig: Weit weg sein, wenn die Trauerfeierlichkeiten beginnen! Ich schlage vor, wir fahren gleich zur Mühle und holen Ihre Sachen.«
    »Sie wollen mitfahren?« fragte Zipka leichthin.
    »Aber natürlich! Ich begleite doch meine Gäste bis in die Sicherheit.« Raoul lächelte liebenswürdig. »Vielleicht bedürfen Sie noch meines Schutzes …«
    »Nötig ist das nicht, Marquis«, sagte Kathinka, die Zipkas Vorhaben genau verstand. Wenn sie allein zur Mühle kommen würden, wäre es ein leichtes, Lulu ungesehen mitzunehmen.
    »Ich fühle mich aber doch für Sie verantwortlich, Madame!«
    »Wir haben, meine ich, Ihnen genug Ungelegenheiten bereitet, Marquis.« Ludwig Zipka blickte auf seine Uhr. »Ich möchte gleich fahren. Unseren hiesigen Koffer haben wir in der Nacht schon gepackt …«
    Das war eine leicht hingeworfene, aber doch absichtlich gemachte Bemerkung. Der Marquis nahm sie sofort auf. »Oh, Sie haben schlecht bei mir geschlafen? Das bedaure ich. Hat Sie
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