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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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besser so, Wig …«
    »Das auf keinen Fall. Aber wir können es nicht mehr ändern.«
    Kathinka lehnte sich an die dicke hölzerne Stützsäule der Treppe und ließ die Arme hängen. Zipka blickte kopfschüttelnd den Tisch an. Er war noch gedeckt, wie sie ihn verlassen hatten. Nur war das Geschirr sauber, als habe man sie erwartet …
    »Wir fahren nach Hannover zurück, Wig?« fragte Kathinka.
    »Nein. Ich habe mir gedacht, wir setzen unseren Urlaub in Spanien fort. Wir fahren die ganze Küste entlang, bis wir einen stillen schönen Platz für uns allein gefunden haben. Das soll es noch in Spanien geben. Und dort werden wir im Ufersand oder unter Pinien liegen und feststellen, ob es ein wahrer oder ein dummer Spruch ist – dieser: ›Liebe läßt alle Blumen blühen!‹ Ist er wahr, dann müßten sich in den Wochen unseres Urlaubs die Felsen an der Küste, der Strand am Meer und der Boden des Landes um uns herum in einen einzigen, üppigen blühenden Garten verwandeln! So liebe ich dich …«
    »Du hast eine merkwürdige Art, solche Dinge immer an den unmöglichsten Orten und zu den unpassendsten Zeiten zu sagen, Wig. Was soll ich nun in dieser Situation damit anfangen?«
    »Dich freuen – und das Kapitel ›Camargue‹ abschließen.« Er legte den Arm um sie, zog sie an sich und küßte sie.
    »Ich werde das Wort ›Camargue‹ in Gold schreiben lassen und bei uns aufhängen. Kein Gemälde kann kostbarer sein! Hier habe ich entdeckt, was Liebe überhaupt ist.«
    »Wir müssen packen, Tinka.«
    »Eigentlich bin ich nur aus Trotz in die Camargue gefahren, weißt du das?«
    »Ich habe es geahnt.«
    »Du hattest mich so geärgert, daß ich mir sagte: Ich will keinen Mann mehr sehen! Ich werde jetzt Urlaub machen, wo ich ganz allein bin. Da hörte ich von der alten Mühle – und habe sofort die Moulin St. Jacques gemietet.«
    »Wir müssen weg, Tinka«, sagte er und küßte ihre Nasenspitze. »Uns sitzen zwei Katastrophen im Nacken: Bondeau und Lulu …«
    »Jetzt fängst du an, zerstörend nüchtern zu denken. Was du mir immer vorgeworfen hast.«
    »Das hat seinen Grund. Tinka, ich will so schnell wie möglich von hier weg und mit dir allein irgendwo glücklich sein! Ich will unter einem blauen Himmel liegen und in die Unendlichkeit rufen können: Wir sind glücklich …!«
    Seine Begeisterung steckte sie an. Sie rannte die Treppe hinauf und begann, in den Schlafzimmern die restlichen Sachen zusammenzupacken. Niemand wußte zu dieser Stunde, wie dieser Tag enden würde.
    Mas d'Agon sollte seine wenig aufregende Historie endlich um ein dramatisches Kapitel bereichern.

19
    Die Ereignisse überschlugen sich, wie es ja öfter im Leben sehr seltsam ist, daß Jahre oder gar Jahrzehnte in stiller Harmonie vorbeiziehen, gewissermaßen auf Filzpantoffeln, und dann plötzlich das Schicksal über uns hereinbricht, daß man nicht genug Sinne hat, es zu begreifen.
    Die Flutwelle unserer Geschehnisse wurde durch den Brief ausgelöst, den Raoul de Formentiére den 100.000 Francs in der Aktentasche beigelegt hatte. Bedauerlicherweise wurde er erst gelesen, nachdem sie das Geld gezählt hatten.
    Lubizek, der nicht daran geglaubt hatte, daß man überhaupt Geld kassieren würde, vollführte vor dem Zelt einen Freudentanz, der jedem Medizinmann zur Ehre gereicht hätte, riß Lulu an sich und küßte sie, dann köpfte er eine Flasche Brandy und benahm sich überhaupt so, als habe man Frankreichs größte Bank ausgeraubt. Nach deutscher Währung war der Gewinn zwar mehr als bescheiden, weil ja die Hälfte des Geldes an Lulu ging, aber auch 12.500 DM – wohlwollend gerechnet – stellten einen Erfolg dar, wenn man berücksichtigte, daß die große Entführung gescheitert war und die Goldmine Kathinka Braun wohl nie mehr zu knacken war.
    Erst nachdem sie die Scheine verteilt und einige Schlucke Brandy getrunken hatten, nachdem Lulu ein Brathähnchen aus der Dose aufgewärmt, und sie es mit fast alberner Fröhlichkeit verzehrt hatten, entdeckte Johann Kranz auf dem Boden der Tasche einen Zettel.
    »Da ist noch was!« rief er.
    »Vielleicht 'ne Quittung?« johlte Lubizek. »Verbucht unter Spesen, haha!«
    »Eine Mitteilung. Lulu, übersetze es mal …«
    Es waren nur wenige Zeilen, die der Marquis mit der Schreibmaschine geschrieben hatte. Lulu las sie langsam vor. Ihr Gesicht wurde dabei immer starrer und am Ende beinahe angstvoll.
    »Anbei die 100.000 Francs als Ablösung für Lulu. Es ist sonst nicht meine Art, auf solche Kindereien
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