Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
größeren Gaunereien Verständnis – die Welt ist so schlecht, warum sollten wir da besser sein? – Aber zwei Dinge mache ich nicht mit: Irgendein Ding mit Kindern – und das hier!« Er blieb stehen und sah Lulu mit brennenden Augen an. »Weißt du, daß ich eine Schwester habe?«
    »Nein, woher sollte ich das wissen?«
    »Siebzehn Jahre ist sie, ein hübsches Ding. Hat Friseuse gelernt und wollte mal Kosmetikerin werden. Ein gutes strebsames Ding, nicht so eine mit 'ner breiten Couch und roten Gardinen. Dann lernte sie in 'ner Diskothek so einen Typ kennen, auf den alle Weiber fliegen. Große Schnauze, enge Hose und immer Geld in der Tasche. Bei dem lernte sie das Schnupfen, und der hat ihr auch den ersten Schuß gesetzt. Gleich so viel Heroin, daß sie wild auf das Zeug wurde.«
    Kranz atmete schwer. »Heute sitzt sie in einer geschlossenen Anstalt, und die Leber ist kaputt. Das ganze Mädchen ist kaputt. Monatelang bin ich rumgelaufen, um den Typ zu suchen. In allen Diskotheken bin ich Stammgast geworden – aber der Kerl war weg. Wie ich später hörte, nach Frankfurt. Ich sag es euch, wenn ich den in die Finger bekommen hätte … Und so'n ganz Großer von der Sorte ist nun dein Marquis! Lulu, den laß ich jetzt ins Messer rennen …«
    Nach einer Stunde hatten sie das Zelt abgerissen, hatten alles verpackt und rumpelten mit ihrem alten VW über den Feldweg zur Straße. Sie versteckten sich jetzt nicht mehr – mit vollen Scheinwerfern suchten sie den Rückweg aus dem unwirtlichen Gelände.
    Im flammenden Morgenrot erreichten sie Arles und fragten auf der Straße die Polizisten nach dem Polizeipräsidium.
    Dort hatten sie Mühe, einen Kommissar zu sprechen, denn der diensttuende höhere Beamte war auf alles vorbereitet, sogar auf Mord, nur nicht auf die Anzeige, die da vorgebracht wurde. Da aber ein solcher Fall nicht brennend akut war, telefonierte er erst einmal mit dem Leiter des zuständigen Kommissariates, der natürlich noch im Bett lag, im Zustand des Halbschlafes nur bedingt aufnahmefähig war und erst sehr munter wurde, als ein Name genannt wurde: Marquis Raoul de Formentiére.
    »Blödsinn!« sagte der Kommissar. »Völliger Blödsinn! Sind die Kerle betrunken? Nein? Was sind sie? Deutsche? Aus Hannover? Und ein Mädchen ist dabei? Emmi Schmidt aus Oberpfaffenhofen? Mein Gott, das kann ja kein anständiger Franzose aussprechen. Und dieses Trio zeigt den Marquis de Formentiére an? Festhalten, mein lieber Daniel, festhalten! Ich komme sofort! Da steckt etwas anderes dahinter! Diese Anklage ist zu absurd …«
    Kommissar Philippe Mauran erschien im Präsidium mit dem festen Willen, diese Deutschen mit stählerner Strenge anzufassen. Aber nachdem er im Vorzimmer die bereits schriftlich vorliegende Anzeige gelesen hatte, spürte er so etwas wie einen eisernen Ring um sein Herz.
    Wenn das stimmte, dann hatte man zwei Jahre lang ahnungslos mit einem der gesuchtesten Unbekannten Frankreichs zusammengelebt. Das rapide Ansteigen der Rauschgifteinfuhr wurde mit größter Sorge registriert – aber niemand wußte bisher, durch welche Kanäle das Gift nach Frankreich floß.
    Kommissar Mauran verspürte Übelkeit. Ausgerechnet bei uns in der Camargue soll das sein? dachte er. Aus einem Paradies wie unserem Etang de Vaccarès soll der verfluchteste Tod kommen? Und wir haben jahrelang daneben gesessen, haben den Marquis de Formentiére als Gast bei allen großen Galaveranstaltungen begrüßt? Welch eine Blamage! Er griff zum Telefon und ließ sich das Personalamt der Polizei geben. Dort suchte man lange, bevor man antwortete: »Zuständig ist Sergeant Emile Andratte in Mas d'Agon«, sagte der Sprecher im Personalamt. »Was ist mit ihm?«
    »Gibt es einen Aktenvermerk über ihn?« fragte Mauran ungeduldig.
    »Ein guter, fleißiger Beamter. Beste Beurteilungen – bis auf einen Eintrag …«
    »Aha! Und was?«
    »Er hat den Leiter der Materialbeschaffungsstelle einen ›elenden Geizkragen‹ genannt. Das hat ihm den Verweis eingetragen.«
    »Und warum ist der Kollege ein alter Geizkragen?«
    »Elender, Herr Kommissar.«
    »Zum Teufel ja! Warum?« brüllte Mauran.
    »Sergeant Andratte beantragte seit Jahren einen Dienstwagen und ist immer abschlägig beschieden worden.«
    »Begründung?«
    »Keine Notwendigkeit. Das Gebiet des Sergeanten Andratte ist das ruhigste von ganz Frankreich, sagte man.«
    »Die werden sich wundern!« rief Mauran bitter aus. »Andratte hätte eine ganze Motorstaffel verdient. Danke,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher