Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Ihnen doch irgend etwas einfallen …«
    »Gestern hat der Schmied Sylvester Dragony ein Pferd von Julien Bellefille beschlagen, und seither lahmt es. Bellefille will es jetzt schlachten und das Pferd stückchenweise dem Schmied ins Maul stopfen …«
    »Wunderbar! Das ist doch eine herrliche Geschichte!«
    Mauran legte auf. Resignierend blickte er seine um sich versammelten Mitarbeiter an. »Nach meiner Pensionierung ziehe ich nach Mas d'Agon«, sagte er erschöpft. »Das muß Gottes Ruheplatz sein …«
    Zehn Minuten später verließ eine Autokolonne das Präsidium von Arles. Auch der alte VW war dabei! Kranz, Lubizek und Lulu waren nun Kronzeugen geworden.

20
    Ein Unglück, so heißt es ja immer, kommt selten allein. Wenig später wachte Marcel Bondeau frühzeitig auf. Er tat es mit einem tiefe Seufzer, gerade als Dr. Bombette seine schwungvolle Unterschrift unter den Totenschein gesetzt hatte und das Papier zum Trocknen durch die Luft wedelte. Es ist eine fälschliche Ansicht, daß einen Arzt nichts erschüttern könne, was mit einem Patienten zusammenhängt. Auch ist es vermessen, anzunehmen, daß Ärzte die Kaltschnäuzigkeit gepachtet haben – auch wenn man so häufig davon liest und Aussprüche wie ›Hüpfen ist gut für den Kreislauf!‹, zu einem Beinamputierten gesagt, zu solchen Vermutungen Anlaß geben.
    Dr. Bombette gehörte zu jener Sorte von Medizinern, die man als ›hartgesotten‹ bezeichnen darf. Trotzdem wurde er jetzt bleich und lehnte sich plötzlich mit weichen Knien gegen das Feuerwehrauto, als der gerade amtlich bescheinigte Tote sich aufrichtete, einen tiefen Seufzer ausstieß und – das kannte man allerdings von Bondeaus früheren Erweckungen – heiser, aber deutlich ausrief: »Platz da! Ich muß sofort austreten …«
    Dr. Bombette schwankte also ein wenig, ließ den Totenschein fallen und gab Bondeau einen Tritt in die Gesäßgegend. Marcel nahm es hin, hielt sich an der Wand fest und drückte die Stirn für einen Moment gegen den rauhen getünchten Putz.
    »Ich sollte dich erschlagen, damit der Totenschein endlich stimmt!« knirschte Dr. Bombette. »Diese Blamage! Du bist eine Gefahr für die gesamte medizinische Wissenschaft! Wieso lebst du nun wieder?«
    »Das war vertraglich ausgemacht!« antwortete Bondeau mit weinerlicher Stimme. Er drehte sich um und blickte den Arzt mit seinen umflorten, rot geränderten Trinkeraugen flehend an.
    »Was war festgelegt?«
    »Ich sollte so lange liegen, bis auch Sie der Meinung wären, daß ich tot bin. Höchste Liegezeit: drei Tage!«
    »Oh! Ich zerplatze!« Dr. Bombette rang die Hände. »Wer hat das angezettelt?«
    »Es war ein Geschäft, Doktor …«
    »Ein Geschäft?«
    »Mir wurden drei Tage Scheintotsein abgekauft. Für 7.000 Francs und zwei Kisten Alkohol.«
    »Wer hat diese Ungeheuerlichkeit …?« fragte Dr. Bombette gepreßt. »Marcel, nenne mir den Namen … Oder ich verspreche dir: Wenn du mich jemals als Arzt brauchst – und das wirst du –, spritze ich dir Rhizinus in die Adern … Wer?«
    »Der Marquis«, berichtete Bondeau folgsam.
    »Du bist ja immer noch besoffen!« rief der Doktor. »Der Marquis? Der hat sich doch rührend um dich gekümmert …«
    »Weil er mich sozusagen für drei Tage gemietet hatte. Alain sollte auf mich aufpassen.«
    »Alain? Ja, das stimmt. Und wo ist Alain jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Als er mich niederschlug, war er natürlich noch da …«
    »Alain hat dich auch …?« Dr. Bombette holte tief Atem. »Marcel, nun erzähle mir alles. Der Reihe nach …«
    »Aber ich muß doch …«
    »Dann los!«
    »Nicht hier, sonst verprügelt mich Dulallier auch noch.«
    Marcel rannte durch die kleine Hintertür ins Freie. Nach einer ziemlich langen Zeit kam er zurück und fand Dr. Bombette immer noch sehr aufgeregt vor. Der Arzt saß auf dem Trittbrett des Spritzenwagens und ließ die Beine baumeln, als wolle er mit beiden Füßen Fußbälle treten.
    »Warum solltest du den Toten spielen?« fragte Bombette sofort, als Bondeau hereinschlich.
    »Das weiß ich nicht. Fragt man bei 7.000 Francs nach solchen Kleinigkeiten?«
    »Und der Marquis machte keine Andeutungen?«
    »Nichts.«
    Die beiden erschraken, als das Knattern eines Motorrades erklang. Mit einem Satz war Bondeau auf seinem Lager und legte sich hin. »Muß ich jetzt noch?« fragte er beinahe kindlich.
    »Aufstehen!« rief Dr. Bombette. Die Tür schwang auf, und Sergeant Andratte erschien in kriegerischer Aufmachung. Am Koppel trug er eine schwere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher