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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten
Autoren: Dillon Lucy
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kurze Kabel des Ohrstöpsels zwang sie dazu hinzuschauen, während Lorcan geradeaus starrte und mit den Fingern auf seinem Bein trommelte.
    »Lorcan, ich weiß, du hast gesagt, dass …«, fing sie an, doch er hob einen Finger, um sie aufzuhalten.
    »Jetzt kommt das ultimative Gitarrensolo«, schwärmte er und schloss die Augen, um dieses gebührend zu würdigen.
    Das ist schon echt komisch, dachte Juliet. Ich sitze hier und bin über Kopfhörer mit einem Mann verbunden, den ich – ja, zugegeben – verdammt anziehend finde und mit dem ich mich besser verstehe als mit allen anderen Freunden, die ich seit … seit Ben je hatte. Ihr war klar, dass es ein Leichtes gewesen wäre, Lorcan in dieser Situation zu küssen, wenn sie es gewollt hätte, doch irgendetwas hielt sie zurück. Wollte er denn auch? Er saß genauso nah neben ihr und hatte keinen Versuch gewagt. Juliet hatte Angst, diese Freundschaft für immer zu verlieren, auf die sie sich in ihrem neuen Leben gestützt hatte. Wie oft lernte man denn schon Freunde wie ihn kennen? Freunde, die extra aus London heraufgefahren kamen und ein Taxi für den Hund organisierten?
    Außerdem machte sie die Vorstellung, ihn zu küssen, nervös – und das auf eine Art und Weise, die sie seit ihrer Schulzeit nicht mehr erlebt hatte. Der Kuss von Michael zählte nicht wirklich; der war nur eine Geste gewesen. Würde sie Lorcan küssen, so würde sich dies zu einer unübersichtlichen Verschmelzung von Lippen und Zungen entwickeln. Vor Angst und Sehnsucht lief ihr ein Schauer über den Rücken.
    »Ich habe dich diese Woche vermisst«, erklärte sie, durch die Kopfhörer ein wenig zu laut. »Dich und die Kellys. Nebenan war alles so still.«
    »Tatsächlich?« Lorcan drehte sich zu ihr um und grinste. Jetzt war er ihr noch näher, so nahe, dass sie die kleinen stoppeligen Ansätze eines Bartes erkennen konnte. Über die Feiertage hatte er sich offensichtlich nicht rasiert, und es stand ihm ziemlich gut. Er sah piratenmäßig aus. »Ich habe dich vermisst.«
    »Ehrlich?«
    »Ja. Dich und die Hunde.«
    Unbeholfen starrten sie einander an, während sich ihre Nasen beinahe berührten. Dann klingelte Lorcans Handy in seiner Tasche.
    »Ignorier es einfach«, fuhr er fort. »Diese Woche hast du also …«
    Das Handy klingelte wieder. Lorcan schüttelte den Kopf.
    »Geh ran«, murmelte Juliet, nur wenige Zentimeter von seinen Lippen entfernt. »Es könnte jemand mit einem kranken Haustier sein, der gefahren werden muss.«
    »Ach, zum Teufel damit. Ich bin doch nicht Superman! Ich bin nur in besonderen Fällen für die Hunderettung zuständig.«
    Es klingelte wieder, und jetzt bekam auch Juliet eine SMS.
    Beide machten sich daran, ihre Handys herauszukramen, wodurch die Stöpsel sich aus den Ohren lösten und auf Lorcans Lederjacke fielen.
    »Oh«, bedauerte Juliet und rieb sich das Ohr. »Das war nur Louise, die mir ein frohes neues Jahr wünscht. Und Mum.«
    »Hier auch«, nickte Lorcan. »Nur war meine SMS von Bono.«
    »Echt?«
    Juliet sah auf und merkte, dass Lorcan sie angrinste. »Nein. Es sei denn, Emer schickt in seinem Namen Neujahrswünsche raus. Was ich bei ihr aber auch nie ganz ausschließen würde.«
    Juliets Lächeln blieb auf Halbmast, als ein ungewohntes Verlangen sie überkam. Lorcan sah außergewöhnlich gut aus, selbst im grellen, unbarmherzigen Licht der Neonröhren. Sie wollte unbedingt ihre Lippen auf diese markanten Wangenknochen pressen und seine rauen Bartstoppeln fühlen.
    »Du weißt, was das bedeutet?«, fragte er und zog eine Augenbraue hoch.
    »Nein, was denn?« Juliet fühlte sich gehemmt wie ein Teenager.
    »Es bedeutet … es ist Mitternacht! Ein frohes neues Jahr!« Lorcan nahm ihre Hände. »Möge dies ein fröhliches, glückliches Jahr sein und dir neue Erfahrungen und erstklassige Renovierungsarbeiten bescheren. Und Freundschaften und Neubeginne.«
    Juliet ließ es zu, dass er ihre Hände schüttelte. »Was erhoffst du dir denn?«, fragte sie ihn. »Freundschaft … oder einen Neubeginn?«
    Lorcan hielt inne und sah ihr tief in die Augen. Seine Augen waren dunkel und wirkten ein wenig müde. Zum ersten Mal in dieser Nacht schien er unsicher zu sein.
    Juliet hielt den Atem an.
    »Wäre es vermessen … auf beides zu hoffen?«, fragte er. »Wenn wir beide sehr vorsichtig sind?«
    Zuerst schüttelte sie den Kopf, dann nickte sie, weil sie unsicher war, wie die angemessene Antwort für »Ja, bitte« lauten sollte. Dann wich die Zurückhaltung aus seiner
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